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Im Gleichgewicht. In dieser Saison ruft Julian Brandt sein Talent verlässlich ab. Das war nicht immer so.

© imago/RHR-Foto / IMAGO/Dennis Ewert/RHR-FOTO

Wie Julian Brandt den BVB voranbringt: Vom schlampigen Top-Talent zum Mr. Zuverlässig

Julian Brandt verfügt über ein Übermaß an Talent. Dass er es in dieser Saison verlässlich abruft, kommt Borussia Dortmund zugute.

Am vergangenen Samstag ist Julian Brandt für einige Stunden in die eigene Vergangenheit eingetaucht. Weil der SV Werder seit dem Sommer zurück in der Bundesliga ist, ist der Offensivspieler von Borussia Dortmund nun auch mal wieder in seiner Heimatstadt Bremen vorbeigekommen. Es war eine Stippvisite, die er sehr genossen hat.

Brandt erzählte später davon, wie „extrem lange“ er im Weserstadion früher in der Ostkurve gestanden habe. Oder dass bestimmt 20 Menschen aus seiner offensichtlich großen Familie beim Dortmunder 2:0 gegen Werder live dabei gewesen seien. Ihre Anwesenheit scheint den 26-Jährigen zusätzlich beflügelt zu haben.

Brandt ist ohnehin seit Wochen in blendender Verfassung. In Bremen nun traf er kurz vor Schluss zum Endstand, zudem hatte er den sechsten BVB-Sieg im sechsten Pflichtspiel des Jahres 2023 persönlich eingeleitet. Nicht auf dem Platz, sondern in der Kabine.

Edin Terzic jedenfalls berichtete davon, wie Brandt sich und die Teamkollegen dort als Letzter mit einem flammenden Appell auf den Rasen geschickt habe. „Und das hat er auch richtig gut gemacht“, sagte der Cheftrainer des BVB.

Jetzt geht es gegen Chelsea

Die verbale Offensive passt zum Leistungssprung des Nationalspielers in dieser Saison. Das Lamento darüber, dass Brandt sein außergewöhnliches Talent nur unzureichend nutze, hat seit dessen Wechsel von Leverkusen nach Dortmund im Sommer 2019 lange zum Standardrepertoire gehört. In dieser Saison hat sich das grundlegend geändert.

Wenn die Dortmunder an diesem Mittwoch den FC Chelsea zum Achtelfinalhinspiel in der Champions League empfangen (21 Uhr, live bei Dazn), ist Brandt ein zentraler Grund dafür, warum Mitspieler Emre Can oder Sportdirektor Sebastian Kehl die Chancen des BVB auf den Sprung ins Viertelfinale auf 50:50 beziffern.

Viel Auswahl für Trainer Terzic

Im vergangenen Sommer wurde Brandt noch als Wechselkandidat gehandelt, mittlerweile ist er für das Dortmunder Spiel unentbehrlich. Denn für die Robustheit, Effizienz und Geradlinigkeit, von denen die Auftritte der Borussen aktuell geprägt sind, gilt Brandt schon seit geraumer Zeit als beispielhaft.

„Jule hat sich in dieser Saison extrem entwickelt. Er ist komplett fit, immer einer der laufstärksten und zurzeit unser konstantester Spieler“, lobt Trainer Terzic. Brandt hat zuletzt vor allem im zentralen offensiven Mittelfeld gespielt, auf der Position des immer mal wieder verletzten Kapitäns Marco Reus.

Ganz generell genießt Terzic die luxuriöse Auswahl, die er aktuell hat. Nach dem 2:0-Erfolg Ende Januar in Leverkusen schwärmte er von der „wohl besten Bank, die Borussia Dortmund je hatte“. Denn: „Da saßen fast nur Nationalspieler.“

Julian Brandt hat in der Vergangenheit auch häufiger mal dort gesessen, in den vergangenen Monaten aber hat er sich vom schlampigen Top-Talent zum Mister Zuverlässig aufgeschwungen. „Er geht lange Wege, hat sich defensiv brutal weiterentwickelt und hält fast jeden Ball“, sagt Innenverteidiger Nico Schlotterbeck über Brandt, der es in 20 Ligaspielen auf sechs Tore und vier Vorlagen gebracht hat.

Brandt hat seine Ernährung umgestellt. Er verzichtet auf Gluten und Histamin und fühlt sich dadurch fitter. Reifer ist er auch geworden. „Es gab nicht den einen Tag, an dem ich aufgewacht bin und dachte: Jetzt habe ich einen Schritt nach vorne gemacht“, sagt er.

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