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Sport: Wie Schildkröte gegen Hase 0:3 – Real wird zu Hause von Barcelona gedemütigt

Madrid - Barcelona jubelte. Noch spät in der Nacht feierten die Menschen den Sieg mit Cava und Sprechchören: „El baño del año“ – das Bad des Jahres.

Madrid - Barcelona jubelte. Noch spät in der Nacht feierten die Menschen den Sieg mit Cava und Sprechchören: „El baño del año“ – das Bad des Jahres. Gemeint war Real Madrid, das im eigenen Stadion gegen Barcelona 0:3 baden gegangen war. Auch wenn ein Sieg des Spanischen Meisters nicht völlig unrealistisch war, hatten die wenigsten mit einem so deutlichen Ergebnis gerechnet. Barça nahm das stolze Real auseinander und steht wieder an der Spitze der spanischen Liga, vier Punkte vor dem Rivalen aus Madrid. „So ein Spiel hat es seit dem legendären 0:5 zu Zeiten Johan Cruyffs vor 31 Jahren nicht mehr gegeben“, jubelte die Tageszeitung „La Vanguardia“. Ausnahmsweise hatte die um Superlative nie verlegene Sportpresse Recht.

Barcelona dominierte das Spiel von Beginn an, Real wirkte müde. Dass ausgerechnet Samuel Eto’o, den Real einst verschmähte, in der 15. Minute das Führungstor erzielte, traf die Madrilenen tief. Eto’o war eigentlich dazu ausersehen worden, für seine als Beleidigung empfundenen Worte nach dem letzten Aufeinandertreffen („Madrid, grüß den Champion!“) zu büßen. Doch als ein brillanter Ronaldinho in der 60. Minute mit einem virtuosen Slalom Ramos, Helguera und Torwart Casillas austrickste und 18 Minuten später noch ein Tor nachlegte, passierte etwas Einzigartiges: Ein Großteil des Madrider Publikum erhob sich von seinen Plätzen und applaudierte den Gästen aus Katalonien. Eine Geste, deren Wert man nicht hoch genug einschätzen kann.

Dass der andere Teil das Stadion vorzeitig verließ, ist verständlich: Was Real Madrid zeigte, war kein galaktischer Fußball, sondern erdenschweres Gekicke. „Dies war ein Wettlauf zwischen einem Hasen und einer Schildkröte“, stellte die Zeitung „El Mundo“ fest. Einzig Casillas, der einen nahezu perfekten zweiten Torschuss von Eto’o abwehrte, stellte sich Barcelona entschlossen entgegen.

Das Projekt der kickenden Superstars ist bei Real de facto gescheitert. Trotzdem wird es, wie immer, wohl den Trainer erwischen. „Wenn ich gehen muss, dann gehe ich“, verkündete Vanderlei Luxemburgo, nachdem seine Elf das Stadion geknickt durch den Hinterausgang verlassen hatte. Als sei das 0:3 nicht Demütigung genug, mussten die Madrilenen noch einen gut gemeinten Ratschlag des Kontrahenten Xavi hinnehmen: „Bei uns herrscht Teamgeist. Jeder spielt funktional, und auf dieser Basis schießen unsere Stars Tore. Auch wenn es für uns großartig läuft, müssen wir bescheiden bleiben.“ Diese Bodenhaftung macht Frank Rijkaard zu einem der erfolgreichsten Trainer des FC Barcelona: Er ist der Erste, dem es gelang, Real Madrid zweimal zu Hause zu schlagen.

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