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Sport: Wie Wolfgang Steiert über die Harmonie im Team wacht

Neuer Vertrag, neue Position: Neue Perspektive? "Ich bin immer noch der Heimtrainer der zwei besten Springer der Welt.

Neuer Vertrag, neue Position: Neue Perspektive? "Ich bin immer noch der Heimtrainer der zwei besten Springer der Welt. Das ist auch was." Wolfgang Steiert (36) aus Hinterzarten hat kein Problem damit, sich, seine Arbeit und seine Bedeutung angemessen darzustellen. Der Mann, der 1992 von Bundestrainer Rudi Tusch gegen Widerstand sowohl im Verband als auch im Schwarzwald als Assistent verpflichtet wurde und an dem Reinhard Heß bei seiner Verpflichtung 1994 festhielt, hat sich schon in frühen Jahren selber als wenig diplomatisch bezeichnet. "Ab und zu bin ich sehr impulsiv, manchmal bin ich zu ehrlich."

Mit Steierts Namen verbindet sich der Aufschwung der Schwarzwälder Skispringer wie Thoma, Schmitt, Hannawald, Duffner, Jäkle oder Herr in höchste, auch olympische Höhen. Da dürfen es auch ein paar Ecken und Kanten sein. Den Erfolg hat er längst auf seiner Seite, und nur das zählt. Die Früchte dieser Arbeit erntet er jetzt. "Der verdient sicher mehr als ich", sagt DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller. Die Entlohnung gliedert sich in Grundgehalt, Funktionszahlung und Erfolgsprämien auf. Springen also Martin Schmitt und seine Freunde gut, weit, erfolgreich, gibt es auch für die Männer zwischen Skikeller und Trainerturm "wesentlich mehr Geld".

Eine Zweckgemeinschaft auf Gegenseitigkeit. Seit dem vergangenen Winter und Schmitts Überflügen hat sich die Arbeit der Verantwortlichen stark verändert. "Sie ist viel komplexer geworden, was die Athleten gar nicht so mitbekommen." Wolfgang Steiert spricht viel von der Harmonie in der Mannschaft, die sorgsam gepflegt werden muss, obwohl er als Folge vermehrter Verdienstmöglichkeiten der Springer dank RTL- und DSV-Verträgen noch keine Verschlechterung des Klimas innerhalb der Mannschaft registriert hat. "Wenn es aber bei vieren gut läuft und bei vieren nicht, dann müssen wir jedes Wort auf die Goldwaage legen und uns vor allem um die Schlechteren kümmern." Da ist Sensibilität gefordert, auch von dem Schwarzwälder Steiert. Aber Harmonie um jeden Preis darf auch nicht sein, "schon Dieter Thoma hat stets die Individualität dieses Sports betont".

Natürlich hat Steiert Verständnis dafür, wenn sich beispielsweise Christof Duffner und Hansjörg Jäkle nicht unbedingt ins Boy-Group-Schema hineinpressen lassen wollen. "Wenn man älter wird, hat man mehr eigene Gedanken und Meinungen, das ist okay." So lange die Leistungen der anderen respektiert und akzeptiert werden, bleibt das fragile Mannschaftsgefüge im Lot. Das habe sich auch durch den "Martin-Schmitt-Faktor" nicht verändert. Im Gegenteil. Die Jüngeren "schauen nach oben zu Martin und sind riesig motiviert, die Älteren wollen auch vorn dabei sein und sind gleichfalls motiviert".

Schließlich hätten alle begriffen, wie man nach oben kommt. "Der Martin ist nicht der Martin, weil er Schmitt heißt, sondern weil er hart arbeitet." Aber was im Privatleben seiner Springer läuft, muss Steiert genau so wissen, wie er über Sponsoren-Aktivitäten informiert sein will. Das ist sozusagen der zweite Job des Trainers, die Koordinierung rundum und die Regulierung zwischen Sportlern und Journalisten. "Wir müssen auch schonmal filtern und bedenken, was die sportliche Leistung beeinträchtigen könnte. Da hat vor allem der Reinhard Heß einen wahnsinnigen Medien-Stress. Aber es macht Spaß."

Umso mehr stinkt es dem Wolfgang Steiert, wenn geschrieben wird, es gebe den gemeinsamen Schwarzwälder Skibus nicht mehr, dieses Synonym für Erfolg und Gemeinsamkeit seit dem Olympiasieg 1994 von Lillehammer. "Sogar der Martin hat seinen Stammplatz hinten rechts", sagt er. Früher, bei Klassenfahrten, saßen da immer die Schlingel von der letzten Bank. Willkommen im Club.

Lutz Rauschnick

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