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Zwei Fahnen für ein Halleluja. Tobias Arlt und Tobias Wendl freuen sich über ihren ersten Olympiasieg.

© AFP

Wendl und Arlt siegen im Doppelsitzer: Wieder Rodel-Gold für Deutschland in Sotschi

Dritter Rodelwettbewerb bei den Olympischen Spielen in Sotschi - drittes Gold für Deutschland. Tobias Wendl und Tobias Arlt siegen überlegen bei den Doppelsitzern.

Norbert Loch stand im Auslauf und nahm seine Olympiasieger in Empfang. Als sie auf dem Eis neben ihrem Schlitten lagen, legte er sich dazu. Als sie sich auf einer Mauer den Zuschauern präsentierten, zog er sie zu sich herunter. Tobias Wendl und Tobias Arlt hatten dem Rodel-Bundestrainer die dritte Goldmedaille im dritten Wettbewerb beschert. Nach Natalie Geisenberger und Felix Loch. Nicht nur wegen der überragenden und souveränen Leistung wurde es dem 51-Jährigen warm ums Herz.

„Das ist ein ungemein emotionaler Moment für mich“, sagte Loch. Er kenne das Quartett, seit sie klein sind. Dabei hob er seine Hand etwa auf Hüfthöhe. „Ich war ja früher bayrischer Landestrainer“, sagte der gebürtige Thüringer. 2008 stieg er zum Bundestrainer auf. „Dass alle vier so zuschlagen, das konnte man nicht ahnen“, sagte Loch. Weil sie sommers wie winters viel gemeinsam unterwegs gewesen seien, kenne er Geisenberger, Wendl und Arlt besser als deren Eltern. Seinen Sohn Felix natürlich auch.

Wie emotional dieser Ausgang für Norbert Loch war, bewies er noch einmal, als die neuen Doppel-Olympiasieger Wendl/Arlt ihren Interview-Marathon erledigt hatte, Da griff er noch einmal nach ihren Köpfen, drückte diese an seinen.

„Trainingsgruppe Sonnenschein“ nennen die vier erfolgreichen Athleten ihre Gemeinschaft. Das bedeutet, dass sie nicht nur gemeinsam trainieren, sondern auch die Freizeit häufig gemeinsam gestalten. „Sie motivieren sich gegenseitig“, sagt Trainer Loch zufrieden. „Wenn einer schwächelt, kriegt er sofort Druck von den anderen.“ Da hat man als Trainer leichtes Spiel. Noch einmal eine ganz besondere Gemeinschaft bilden die beiden Tobis, Wendl und Arlt. Beide sind 26 Jahre alt, haben innerhalb von 14 Tagen Geburtstag. Als Arlt kurz vor Weihnachten Vater einer Tochter wurde, stand für ihn fest: „Tobi wird der Patenonkel.“

Synchronität beweisen die beiden auch außerhalb der Eisbahn. Vor den Rennen legen sie sich am Nachmittag eine Stunde zu einem Mittagsschlaf hin. Gestern auch. Arlt erzählte: „Tobi hat sich rumgewälzt, ich hab mich rumgewälzt. Da war mir klar, dass er auch nicht schlafen kann.“ Wegen der Anspannung vor dem Rennen wurden aus der Stunde nur 15 Minuten Schlaf. Trotzdem waren sie am Abend aufgeweckt. Bis auf einen kleinen Fehler absolvierten sie die beiden Fahrten bravourös. Mit 0,522 Sekunden Vorsprung gewannen sie vor dem österreichischen Brüderpaar Andreas und Wolfgang Linger. Die hatten bei den beiden vergangenen Spielen jeweils Gold gewonnen.

Der Stärke von Wendl/Arlt war aber auch eine heftige Krise vorausgegangen. „Es war wichtig für ihre Entwicklung, dass sie die Olympia-Qualifikation vor vier Jahren nicht geschafft haben“, sagt Norbert Loch, „das hat sie aufgeweckt.“ Der Erfolg zeigte sich nicht gleich. Im Jahr darauf waren sie in Cesana schwer gestürzt, 2012 belegten sie bei der WM in Altenberg lediglich Platz vier. Damals waren sie mächtig niedergeschlagen, heute sagt Tobias Arlt: „Nur aus Niederlagen lernt man.“

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