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Bayern München: Willy flankt nicht mehr

Ein unbequemer Profi: Nach einer Operation an der Archillessehne muss Bayerns Sagnol seine Karriere wohl beenden.

Den bislang letzten Anlauf startete er Ende Juli. Der FC Bayern steckte gerade mitten in der Saisonvorbereitung. Von vielen großen Themen war in dieser Zeit die Rede, von Klinsmann, von Revolution und von Buddha. Von Willy Sagnol dagegen fast nie. Bis auf diesen einen Tag, an dem ein Interview erschien, in dem Sagnol über eine Herzensangelegenheit sprach: Einst hätten ihm Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge das Kapitänsamt „versprochen“, sagte Sagnol. „Wenn ich mein Wort gebe, dann halte ich mein Wort. Die anderen? Ich weiß nicht.“ Der Willy und sein Traum von der Kapitänsbinde – das Thema ist über die Jahre ein Stück Bayern-Folklore geworden. Doch so wunderlich wie im Juli war der Zeitpunkt noch nie.

Sagnol war den größten Teil der Vorsaison über ausgefallen, erst wegen eines Knorpelschadens im Knie, dann wegen eines Bandscheibenvorfalls. Dennoch durfte er mit zur EM, von der er eine Verletzung an der Achillessehne mitbrachte. Nun scheint sich das Thema Kapitänsamt erledigt zu haben – ein für alle Mal. Anfang August wurde der 31-Jährige an der Achillessehne operiert. Bislang ohne Erfolg. Ins Trainingslager nach Dubai reiste er gar nicht erst mit, die ständigen Schmerzen lassen nicht einmal Lauftraining zu. Das vorzeitige Ende seiner Profikarriere steht wohl unweigerlich bevor.

Dem FC Bayern ginge damit nicht nur ein unbequemer Profi verloren. Der WM-Finalteilnehmer von 2006 ist nämlich nach dem Rücktritt von Oliver Kahn nicht nur der Spieler mit der längsten Vereinszugehörigkeit, sondern auch der letzte Verbliebene aus dem Team, das 2001 die Champions League gewann. Zudem errang er insgesamt fünfmal die deutsche Meisterschaft mit den Bayern. Der „Williiiie“, wie ihn die Fans zu guten Zeiten für seine präzisen Flanken feierten, gehört zum Kreis der verdienten Spieler, denen beim FC Bayern Hoeneß’scher Prägung ewige Wertschätzung gewiss ist.

Der Franzose fühlte sich nicht nur zum Kapitänsamt berufen, sondern auch zu anderen Sonderwünschen legitimiert – etwa einem Stammplatz in der taktischen Formation. Vor knapp einem Jahr setzte Ottmar Hitzfeld ihn einmal im rechten Mittelfeld statt auf der gewohnten Position des Rechtsverteidigers ein. Nach einer schauer lichen Leistung fühlte sich Sagnol bloßgestellt und klagte öffentlich: „Das ist in etwa so, als würde man Ribéry fragen, ob er ins Tor geht.“ Dass sein Landsmann überhaupt vor eineinhalb Jahren in München landete, sei nicht zuletzt auch ihm zu verdanken, glaubt Sagnol: „Ich habe mit Franck während eines Jahres jede Woche telefoniert. Auch in der Nationalmannschaft haben wir stundenlang miteinander gesprochen. Und am Ende hat er sich für den FC Bayern entschieden.“

Sagnols Vertrag läuft noch bis 2010. Wie es mit ihm weitergeht, soll sich nach der Rückkehr der Bayern am 13. Januar klären. „Die Verletzungsgeschichte hat bei ihm Spuren hinterlassen“, sagt Trainer Jürgen Klinsmann. „Es gibt alle möglichen Ideen in seinem Kopf.“ Eine dieser Ideen dürfte um einen schönen Posten beim FC Bayern kreisen. Wenn er schon nie Kapitän werden durfte.

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