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Tunnelblick im Tennis-Mekka. Sabine Lisicki steht zum zweiten Mal in ihrer Karriere im Viertelfinale von Wimbledon.

© dpa

Wimbledon: Der nächste Coup von Sabine Lisicki

Nach dem Aus von Andrea Petkovic und Julia Görges gehört ihr nun als letzte verbliebene Deutsche im Feld die volle Aufmerksamkeit: Sabine Lisicki zieht ins Wimbledon-Viertelfinale ein – dort wartet Marion Bartoli.

In der Royal Box des Center Courts hatten am Montag Prinz William und Herzogin Katherine Platz genommen, um sich die Partie von Englands Hoffnungsträger Andy Murray anzuschauen. Doch ein Blick auf den etwas abgelegeneren Court 12 hätte sich für die beiden Tennisbegeisterten sicherlich auch gelohnt, denn dort spielte sich Sabine Lisicki mit einer weiteren souveränen Leistung ins Viertelfinale von Wimbledon. Mit 7:6 (7:3) und 6:1 bezwang die 21 Jahre alte Berlinerin die Tschechin Petra Cetkovska, die den wuchtigen Schlägen Lisickis nur zu Beginn der Partie etwas entgegen zu setzen hatte. Denn Lisicki hatte den Start ein wenig verschlafen. „Zum Glück bin ich noch rechtzeitig aufgewacht“, sagte sie lachend, „und jetzt bin ich einfach nur glücklich.“

Vor zwei Jahren hatte Lisicki zuletzt im All England Club gespielt, und auch damals war sie bis in die Runde der letzten Acht vorgestürmt, obwohl sie bis dahin noch nie ein Match auf Rasen gewonnen hatte. Doch Vergleiche mag Lisicki nicht mehr anstellen, denn seit ihrer fünfmonatigen Verletzungszeit im letzten Jahr, sagt sie, sei sie nicht mehr die selbe Spielerin. „Ich bin viel ruhiger geworden und genieße jeden Moment“, sagt Lisicki, „ich weiß jetzt, wie schnell alles vorbei sein kann.“ Diese Abgeklärtheit hatte ihr 2009 im Viertelfinale noch gefehlt, als sie der damaligen Nummer eins Dinara Safina unterlag, obwohl diese mit ihrem eigenen Spiel mächtig gehadert hatte. Die Chance zum ganz großen Coup war greifbar gewesen. „Ich habe mir da nichts vorzuwerfen“, stellt Lisicki klar, „auch da habe ich alles gegeben.“ Aber müde sei sie schon vor der Partie gewesen, fügt sie hinzu, heute aber nicht. „Ich fühle mich anders als damals – besser“, sagt sie, „jedes weitere Match ist ein Geschenk.“

Und so schaut sie auch der Partie am heutigen Dienstag unaufgeregt entgegen, und das nicht nur, weil ihre Gegnerin etwas überraschend nicht Serena Williams, sondern Marion Bartoli heißt. Die Titelverteidigerin war erst im Vorfeld des Turniers nach zwölfmonatiger Verletzungspause zurückgekehrt und musste sich nun der französischen Weltranglistenneunten nach einem furiosen Schlagabtausch und vier abgewehrten Matchbällen doch mit 3:6 und 6:7 geschlagen geben. „Marion hat mich bei meinem ersten Wimbledon hier paniert“, erinnert sich Lisicki und spielte damit auf ihre deutliche Erstrundenpleite bei ihrem Debüt an der Church Road an. Doch seither konnte Lisicki die Französin mit der ungewöhnlichen Technik und der zappeligen Attitüde auf dem Platz schon zweimal bezwingen. „Es wird ein offenes Match, ich habe bisher gut gespielt“, sagt Lisicki.

Sie tat das vor allem auf der großen Bühne, die ihr so behagt, gegen die amtierende French-Open-Siegerin Li Na. Gegen Bartoli wird nun vermutlich wieder nicht der Center Court der nächste Spielort sein, doch Lisicki nimmt es hin: „Ich kann es ja nicht ändern. Aber für mich ist es immer noch ein Match in Wimbledon. Das zählt.“ Nach dem Aus von Andrea Petkovic und Julia Görges gehört ihr nun als letzte verbliebene Deutsche im Feld die volle Aufmerksamkeit, und das gefällt Lisicki auch. „Ich habe sehr hart dafür gearbeitet, um hier zu stehen“, betont sie. Und ehrgeizig genug ist sie, ihr Aufschlag mit 200 km/h furchteinflößend genug und das Damenfeld zudem in diesem Jahr vielleicht so offen wie nie, dass Lisickis Lauf noch nicht vorzeitig enden muss.

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