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Wintersport: Skipraxis in der zweiten Liga

Der Alpinfahrer Fritz Dopfer startet statt für Österreich nun für Deutschland, weil er sich davon bessere Entwicklungschancen verspricht. Der Wechsel in die Zweitklassigkeit des alpinen Skisports bringt ihn direkt an die Spitze der Mannschaft.

Wechselt ein junger Spieler vom FC Bayern zu 1860 München, könnte man das als Abstieg werten, es hat aber einen Vorteil: Die Chancen, Spielpraxis zu sammeln, stehen ungleich höher. Skisport ist nicht Fußball, Verbände sind keine Vereine, trotzdem weist die Geschichte von Fritz Dopfer durchaus Parallelen auf. Der junge Mann, gerade 20 geworden, sagte im Frühjahr Servus zum Österreichischen Skiverband, dem FC Bayern des alpinen Wintersports, bediente sich des Vorteils seiner Doppelstaatsbürgerschaft und schloss sich dem doch eher zweitklassigen deutschen Skiteam an. Für das darf sich Dopfer nun am Sonntag schneller als erwartet im Weltcup vorstellen, beim Auftakt-Riesenslalom in Sölden, als zweiter deutscher Starter neben Felix Neureuther. Am Samstag beginnt die Skisaison offiziell mit dem Riesensalom der Frauen.

Der Vater ein Deutscher, die Mutter aus Pettnau in Tirol, wuchs Dopfer bis zu seinem zehnten Lebensjahr im oberbayerischen Schongau auf und zog dann mit den Eltern nach Tirol. Obwohl er bereits im österreichischen B-Kader stand, kam ihm selbst die Idee des Wechsels, weil er glaubte, „dass ich mich hier besser weiterentwickeln kann“. Im Team Austria, wo nicht jedes Talent den gnadenlosen Konkurrenzkampf übersteht, hätte Dopfer sich mit dem Karrieresprung in den Weltcup zumindest länger gedulden müssen. Obwohl sich seine Erfolge sehen lassen können: Er wurde Österreichischer Jugendmeister in Slalom und Riesenslalom und Fünfter bei der Junioren-WM in der Kombination.

Dennoch zeigte sich Österreichs Skiverband bezüglich der Freigabe sehr kulant. „Wenn du gehen willst, dann mach deinen Weg“, habe ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel gesagt, erzählt Dopfer, „dafür muss ich mich bedanken“. Auch bei Wolfgang Maier rannte er mit seinem Wechselwunsch offene Türen ein. Viele Alternativen hat er der deutsche Alpin-Chef schließlich nicht. „Mit dem Fritz haben wir sicher einen Mann dazugewonnen, der eine gute Rolle spielen kann in der Zukunft“, sagt Maier. Aber Dopfer weiß, dass ihm auch in Deutschland nichts geschenkt wird: „Um mich im Weltcup durchzubeißen, muss ich überall meine Leistung bringen, egal für welches Land.“

Erst einmal richtet sich das neue Mitglied des Skiclubs Garmisch beim DSV darauf ein, im Europacup, sozusagen der zweiten Liga des Skisports, zu starten. Der soll im beginnenden Ski-Winter seine Wettkampfbasis bleiben. Es sei denn, Dopfer beißt sich schnell im Weltcup fest. Was aber nicht so einfach wird, weil ihm, wie in Sölden, als Neuling eine hohe Startnummer zugeteilt werden wird. Er wird fahren, wenn die Piste längst ruiniert ist. „Man darf da nichts erwarten“, sagt Cheftrainer Christian Scholz, „er soll eine gute Leistung zeigen, dann sind wir zufrieden.“

Was die Chancen auf zügige Weiterentwicklung angeht, sieht sich der Zollwachtmeister-Anwärter Dopfer jedenfalls voll bestätigt. „Die Möglichkeiten hier sind gewaltig, so gut habe ich mir das gar nicht vorgestellt“, schwärmt er. Die Trainingsarbeit stünde jener beim ÖSV in nichts nach, ganz im Gegenteil: „Hier bekommen wir eine super individuelle Betreuung. Vier Athleten, drei Trainer – da geht richtig was weiter.“ Zumindest die Voraussetzungen haben bei Deutschlands Skifahrern also offensichtlich Erstliga-Niveau. Der begeisterte Hobby-Fußballer Dopfer, früher mal Ostallgäuer Meister mit Kaufbeuren, schwärmt übrigens seit der Kindheit für den FC Bayern.

Jörg Köhle[Sölden]

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