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Sport: „Wir brauchen mehr Emotionen“ Sportdirektor Christian Schenk über Risiken des Istaf

Herr Schenk, haben Sie angesichts der vielen negativen Publicity über das Internationale Stadionfest, kurz Istaf, in letzter Zeit überlegt, ob Sie diesen Job überhaupt annehmen? Als ehemaliger Zehnkämpfer?

Herr Schenk, haben Sie angesichts der vielen negativen Publicity über das Internationale Stadionfest, kurz Istaf, in letzter Zeit überlegt, ob Sie diesen Job überhaupt annehmen?

Als ehemaliger Zehnkämpfer? Welche Frage! Ich werde für das Istaf kämpfen.

Sie sind neu in diesem Job – und Sie haben wenig Zeit.

Das ist richtig, aber man muss sehen, woher ich komme. Ich habe früher das Zehnkampf-Team mit aufgebaut, habe vier Jahre beim ZDF gearbeitet und bin seit 1996 mit meiner Agentur in verschiedensten Bereichen für den Sport tätig. Ich kenne die unternehmerische und die TV-Seite. Beim Istaf werde ich die Verträge mit den Athleten abschließen, die Veranstaltungsinhalte koordinieren, die Medien-Präsenz verstärken und ein modernes Image aufbauen.

Bei den Athletenverträgen hilft Ihnen der Chef des Osloer Golden-League-Meetings, Svein Arne Hansen.

Sein Meeting ist das erste der Golden League, und danach hat er Zeit für das Istaf.

Ein bisschen kurios ist das aber doch, schließlich ist Oslo im Rennen um die fünf Golden-League-Plätze für 2003 ein Konkurrent für Berlin.

Die Osloer sind da sehr selbstbewusst. Wir werden sehen, wie die Entscheidung ausfällt. Ich gehe davon aus, dass auch wir den Golden-League-Status nicht verlieren werden. Dennoch finde ich es richtig, dass die Serie auf fünf Meetings reduziert wird.

Und wenn das Istaf 2003 nicht mehr dabei ist?

… dann wird es sehr schwer. Es könnte das Ende des Istaf sein.

Wie ist die finanzielle Situation?

Die aus dem vergangenen Jahr ausstehenden Gelder für die Athleten wurden jetzt alle bezahlt. Für dieses Jahr ist ein Etat von einer Million Euro gesichert.

Nun müssen Sie gleich in Ihrem ersten Jahr auch noch ins lediglich 19 000 Zuschauer fassende Jahn-Stadion umziehen.

Bei einem Neuanfang ist das vielleicht gar nicht einmal so schlecht. Wir haben dort die Chance, den Zuschauern die Stars hautnah zu präsentieren. Die Stadien in Zürich und Oslo sind auch nicht viel größer. Eine volle Arena wird eine prima Stimmung bringen. Und wir haben auch die Möglichkeit, für das Istaf im früheren Ostteil der Stadt neue Fans zu gewinnen.

Wie wollen Sie die Fans in ein Stadion locken, das über keine gute Infrastruktur verfügt?

Im Bereich Werbung in der Stadt ist mir in den vergangenen Jahren zu wenig passiert. Wir müssen Emotionen aufbauen mit tollen Duellen wie vielleicht Heike Drechsler im Weitsprung gegen den US-Superstar Marion Jones oder über 800 Meter Nils Schumann gegen André Bucher. Wir müssen die Zweikämpfe hervorheben, die Typen, die Ästhetik. Und ich möchte neue Kreise für das Istaf interessieren. Reiner Sport ist nicht mehr zu verkaufen.

Das Gespräch führte Jörg Wenig.

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