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Sport: „Wir hatten schon immer gute Nerven“ Warum Stefan Kuntz an einen Sieg glaubt

Herr Kuntz, Sie sind gerade nach Portugal geflogen. Dann können Sie heute der deutschen Elf gegen Tschechien helfen.

Herr Kuntz, Sie sind gerade nach Portugal geflogen. Dann können Sie heute der deutschen Elf gegen Tschechien helfen.

Ich gehe nicht zum Spiel. Ich fliege fürs Fernsehen runter.

Schade, Ihre Anwesenheit wäre ein gutes Omen gewesen: Sie waren auch 1996 dabei, als letztmals eine deutsche Mannschaft bei einer EM ein Spiel gewann – beim 2:1 im Finale gegen Tschechien.

Ja, aber ich war jetzt auch beim 0:2 im Vorbereitungsspiel gegen Ungarn (lacht). Ich war 17 Jahre lang Profi, da ist man nicht mehr abergläubisch.

Aber Sie könnten Rudi Völler Tipps geben, wie man gegen Tschechien gewinnt.

Das war damals eine andere Situation. Wir haben gegen Tschechien im ersten Gruppenspiel 2:0 gewonnen und dann noch mal im Endspiel. Aber das kann man nicht vergleichen. Die Mannschaft hat jetzt eine schwere und reizvolle Aufgabe, und ich denke, dass wir uns leichter tun werden als gegen Lettland.

Was gibt Ihnen Hoffnung?

Wir haben einen Gegner, der sich nicht hinten reinstellt wie die Letten. Außerdem hatten wir immer gute Nerven und haben gut gespielt, wenn der Druck sehr groß war. Das wird auch heute so sein.

Hatten Sie damals kein Nervenflattern vor dem Endspiel gegen Tschechien?

Wir hatten das Finale erreicht, da waren alle Erwartungen schon erfüllt. Da herrscht eine Art freudige Anspannung.

Also ist das heute viel schwieriger. Erreicht hat diese Mannschaft noch gar nichts.

Wenn man die Ausgangspositionen nimmt, dann stimmt das.

Glauben Sie, dass der Teamgeist bei der aktuellen Mannschaft gut ist?

Weiß ich nicht. Aber viele Spieler sind noch dabei, die 2002 Vizeweltmeister geworden sind. Von daher sollte es so sein.

Ihr Vorteil 1996 war, dass es keine Diskussion um die Stürmer gab, die die Spieler verunsicherte.

Stimmt, bei uns hat damals Jürgen Klinsmann relativ schnell getroffen. Aber es ist logisch, dass man über die Stürmer redet, wenn man gegen eine etwas schwächere Mannschaft kein Tor schießt.

Kann man vielleicht Hoffnung daraus schöpfen, dass die Tschechen mit der B-Mannschaft spielen?

Auf keinen Fall, das ist Quatsch. Bei der WM 1994 war ich hinter Riedle, Klinsmann und Völler der vierte Stürmer. Als ich reingekommen bin, wollte ich unbedingt zeigen, dass ich zu Unrecht Stürmer Nummer vier bin. Glauben Sie, wenn der Lokvenc für den Koller spielt, ist der weniger motiviert? Da fehlt vielleicht etwas Klasse, aber glauben Sie bloß nicht, dass die sagen: Kommt her, ihr Deutschen, ihr könnt ruhig gegen uns gewinnen.

Das Gespräch führte Benedikt Voigt.

Stefan Kuntz (41)

wurde 1996 mit Deutschland Europameister. Kuntz war 1986 und 1994 Bundesliga-Torschützenkönig und zuletzt Trainer bei LR Ahlen.

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