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WM 2006: Australien im Freudentaumel

Nach dem Sieg Australiens im Auftaktspiel gegen Japan ist selbst der Premier aus dem Häuschen.

Sydney/Frankfurt/Main - «Down under» oben auf: Der größte Tag in der Fußball-Geschichte des Landes hat ganz Australien in den Ausnahmezustand versetzt - selbst der Regierungschef war aus dem Häuschen. «Das war ein absolut fantastischer und spektakulärer Start. Eine wunderbare Vorstellung, die Millionen Australier begeistert hat», freute sich Premierminister John Howard über den ersten Weltmeisterschafts-Erfolg der «Socceroos». Bis zum Morgen feierten die Fans in Sydney, Melbourne und anderswo den mitreißenden 3:1-Sieg ihrer Kicker in Kaiserslautern gegen Japan. In den Pubs wurde das historische Ereignis begossen. Viele erschienen verspätet zur Arbeit.

Mit den ersten beiden WM-Toren überhaupt für Australien wurde Tim Cahill zum gefeierten Helden. Rund 20.000 Australier im Stadion und Millionen daheim machten die Nacht zum Tage. Der «Sydney Morning Herald» schrieb vom «unglaublichen Gewinn der Socceroos» und einem «unentbehrlichen Tim Cahill», «Magisches 3:1 - Socceroos können auf dem Wasser gehen» lautete eine weitere Schlagzeile.

Für Cahill war es einfach «der größte Sieg in der australischen Fußball-Geschichte». Der 26-jährige Mittelfeldspieler vom FC Everton riss nach seiner Einwechslung mit zwei Toren in der Schlussphase ein für die Kicker vom Fünften Kontinent verloren geglaubtes Spiel noch aus dem Feuer, ehe John Aloisi in der Nachspielzeit noch einen Treffer nachlegte. «Es ist einfach großartig. Ich habe mich nach den Toren fantastisch gefühlt. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, in einem WM-Spiel eingewechselt zu werden und zwei Tore zu schießen», sagte Cahill, der fast das irische Nationaltrikot getragen hätte.

Der Sohn eines Engländers und einer Samoanerin hatte 2002 von der FIFA zunächst keine Spielgenehmigung für Australien erhalten, nachdem er als Jugendlicher bereits für Samoa gespielt hatte. So versuchte es Cahill beim irischen Fußballverband, da seine Großeltern von der Grünen Insel stammen. Erst nach einem weiteren Antrag gab die FIFA nach und Cahill feierte 2004 sein Debüt für die «Socceroos». Seitdem bestritt er 17 Spiele und schoss 11 Tore. «Mir ist es egal, ob ich von der Bank komme. Ich bin einfach nur glücklich, dabei zu sein», sagte der 26-Jährige nach seiner Galavorstellung gegen Japan.

Wie auch die 20.000 Anhänger, die in ihren gelben Nationaltrikots eine riesige Party feierten, von der sich letztlich auch die enttäuschten Asiaten anstecken ließen. In Australien hatten tausende Fans vor dem Opernhaus in Sydney die Live-Übertragung auf einer großen Leinwand verfolgt. In der Melbourner Innenstadt harrten trotz winterlicher Temperaturen 5000 Menschen aus.

Wegen der Zeitverschiebung - in Sydney war es bei Spielschluss in Kaiserslautern bereits 01.00 Uhr morgens - verschliefen viele ihren Arbeitsbeginn. «Schimpft nicht mit ihnen, wenn sie zu spät kommen. Es waren 32 Jahre Frustration und Enttäuschung und das war die Nacht», warb Morris Iemma, Ministerpräsident des australischen Bundesstaates New South Wales, um Verständnis. (tso/dpa)

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