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Ausgleich kurz vor Schluss. Die Tschechen jubeln - auch nach dem anschließenden Penaltyschießen.

© AFP

WM-Halbfinale: Tschechien schlägt Schweden und steht im Finale

Hochspannung in Köln: Tschechien gleicht kurz vor Ende des Halbfinals bei der Eishockey-WM noch aus und besiegt Schweden im Penaltyschießen.

Von Katrin Schulze

Schimpfen kann er noch wie ein junger Wilder. Ein paar deftige Worte schickte Jaromir Jagr dem Schiedsrichter hinterher, als ein Kollege von ihm im Halbfinale gegen Schweden auf die Strafbank beordert wurde. Nur mit der Spritzigkeit steht es nicht mehr so gut wie früher: Im Alter von 38 werden die Wege im Profisport eben beschwerlicher – auch wenn man sie auf Schlittschuhen zurücklegt. Es gibt nicht viele Feldspieler, die in diesem Alter noch auf so hohem Niveau Eishockey spielen, Jaromir Jagr schon. Der bei Awangard Omsk angestellte Tscheche kokettierte zuletzt sogar mit einer Rückkehr in die nordamerikanische Profiliga NHL, in der er die Gegner in den Neunzigerjahren schwindelig spielte. Und auch international will der Mann mit der dunklen Mähne nach dem Olympiasieg 1998 und dem WM-Titel 2005 noch einmal groß rauskommen.

Jagr hat jetzt die Chance dazu, denn seine Tschechen haben durch den 3:2 (1:1, 0:1, 1:0/ 1:0) nach Penaltyschießen gegen Schweden das WM-Finale erreicht. 7,5 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit kämpften sie sich durch Karel Rachunek in die Verlängerung, im anschließenden Shoot-out erzielte Jan Marek das entscheidende Tor. Während Tschechien im Endspiel steht, kämpft Schweden am Sonntag gegen den Verlierer der Partie zwischen Deutschland und Russland um Bronze. Platz eins oder zwei für Jagr und Tschechien also: ein großer Erfolg. Immerhin war den Tschechen drei Jahre lang nicht mehr gelungen, in das Halbfinale einer Eishockey-WM einzuziehen. Im Frühjahr 2010 haben sie es geschafft, obwohl es bis dahin ein recht holpriger Weg war. Gegen Norwegen und die Schweiz strauchelte die Mannschaft. Anders als die Schweden, die zuvor lediglich einmal verloren hatten – und zwar gegen die Tschechen. „Aber diesmal werden wir besser auftreten“, hatte Schwedens Torhüter Jonas Gustavsson von den Toronto Maple Leafs vor dem Halbfinale gesagt.

Und so starteten die Schweden auch: Im Halbfinale präsentierten sie sich zunächst aggressiver und angriffslustiger. Johan Harju und Andreas Engqvist trafen vor 13 437 Zuschauern in der Kölnarena für sie. Auf Seiten der Tschechen war dagegen anfangs nur Tomas Mojzis erfolgreich, zu unkreativ und statisch stellten sie sich lange Zeit an – ein ums andere Mal musste Jagr die schwedischen Profis davon ziehen lassen und wusste sich deshalb schon in der fünften Minute nur noch mit Beinstellen zu Helfen. Ein Grund sich aufzuregen, wenn es nach Jagr geht. Auch im Schlussdrittel lieferte er sich noch ein verbales Duell mit den Schiedsrichtern. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass der Tscheche durch (vor-)lautes Gehabe auffällt. „Ich bin einer der drei besten Spieler der Welt“, hat er in der NHL einmal zu Mitspieler Greg Andrusak gesagt. „Also hast du mir den Puck zu geben, wenn ich das will.“ Im Sprücheklopfen spielt Jagr noch ganz vorn mit – ebenso wie im Tricksen. Eine Drehung hier, eine Finte da. Jagr hätte das Spiel gestern so sogar schon vorher mit einer Großchance entscheiden können, scheiterte jedoch knapp.

Ob Jaromir Jagr nach dem Finaleinzug in diesem Jahr auch mit 39 Jahren noch einmal an einer WM antritt? Ausschließen sollte man es bei jemandem wie ihm nicht.

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