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WM-MUTTI Prinzessin Máxima: Mama ist lieb

Man kennt das aus eigener leidvoller Erinnerung: Man wollte cool sein, damals, mit 15 oder 16, beim Fußball, im Freibad, auf dem ersten Konzert der Schülerband. Angestrengt presste man eine Mimik heraus, die nach Mittelfeldregisseur, Klippenspringer oder Gitarrengott aussehen sollte.

Man kennt das aus eigener leidvoller Erinnerung: Man wollte cool sein, damals, mit 15 oder 16, beim Fußball, im Freibad, auf dem ersten Konzert der Schülerband. Angestrengt presste man eine Mimik heraus, die nach Mittelfeldregisseur, Klippenspringer oder Gitarrengott aussehen sollte. Freilich, das Ganze war an sich schon eine recht wackelige Inszenierung, doch zum Einsturz gebracht wurde sie durch die Anwesenheit einer Person an der Seitenlinie, am Beckenrand, in der ersten Reihe, aus deren Hoheitsgebiet wir uns ja gerade herausfantasieren wollten: Mama war auch da.

Da stand sie, hatte irgendwas Jugendliches aus ihrem Kleiderschrank gezerrt und fand „total super, was mein Junge da macht“. Unentrinnbar war der Magnetismus der Mutterliebe, man wollte groß und stark sein, aber auch nicht undankbar gegenüber dem Menschen, der einem das Leben geschenkt hatte. Am treffendsten hat Albert Camus dieses Dilemma beschrieben: „Ich empfand Scham – und die Scham, mich geschämt zu haben.“ Danke für alles, Mama, aber würdest du jetzt bitte, bitte gehen?

Wie es wohl die niederländischen Nationalspieler finden, dass sie jetzt auch eine solche Mama haben, die ihnen zujubelt? Von der Tribüne in Kapstadt aus beschunkelte sie, in Kuhfell-Blouson und Oranje-Schal gewandet, den 3:2-Sieg über Uruguay, als wäre auf dem Rasen gerade „Die Rote Sonne von Barbados“ von den Flippers aus dem Synthesizer gejagt worden. Mamas Name: Máxima.

Sie ist zwar nicht die leibliche Mutter eines der Kicker, dafür aber die Landesmutter in spe, nämlich die Gattin des Kronprinzen Willem-Alexander. Und als solche fand sie natürlich total super, was ihre Jungs da machten. Ihre wie zum Putzen eines unsichtbaren Fensters hin- und herwischenden Hände waren der Ausdruck aristokratischer Ekstase. Und eben von Mutterliebe aus Staatsräson.

Da hatten die Vanbommels die Urus niedergerungen, schwitzten pures Testosteron – und schon mussten sie fürchten, dass Mama mit dem Taschentuch kommt und ihnen den Rotz abwischt.

3:2! Finaleinzug! Die Jungs pressten die Heldenmimik heraus, sie waren groß und stark. Aber Mama war auch da. Welche Scham – und die Scham, sich geschämt zu haben.Dirk Gieselmann

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