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Getroffen, aber nicht gezählt. Dem Tor von Helmes, das Bayerns Torwart Neuer nicht verhindern konnte, verweigerte der Schiedsrichter zu Unrecht die Anerkennung.

© dapd

Wolfsburg - Bayern 0:1: Spätstart verhindert Fehlstart

In den letzten Spielminuten gewinnt der FC Bayern durch ein Tor von Luiz Gustavo doch noch mit 1:0 in Wolfsburg und verhindert einen Fehlstart in die Saison.

Sie können doch noch jubeln und Tore schießen, na ja, zumindest eins. Das Spiel war schon fast vorbei, es liefen die ersten Sekunden der Nachspielzeit, da legte Franck Ribéry den Ball aus dem Strafraum zurück in die Leere des Raumes. Sie wurde schnell gefüllt durch Luiz Gustavo. Der Brasilianer in Diensten des FC Bayern München schoss flach, nicht besonders scharf und auch nicht platziert, doch der Wolfsburger Torhüter Diego Benaglio reagierte zu spät, und schon stand es 1:0 für den Favoriten auf die Deutsche Meisterschaft. Zwei Minuten später war Schluss und die Gefahr eines Münchner Fehlstarts gebannt. Sechs Tage nach dem 0:1 zum Auftakt gegen Borussia Mönchengladbach taten sich die Bayern vor 30.000 Zuschauern in der ausverkauften Wolfsburger Arena schwer, und ein bisschen Glück hatten sie auch. Denn auch Wolfsburg hatte durch Patrick Helmes ein Tor erzielt, aber es zählte nicht, weil Schiedsrichter Knut Kircher auf Abseits entschied. Zu Unrecht.

Es hätte also böse ausgehen können für die Bayern, aber der späte und glückliche Sieg dürfte die Sorgen von Trainer Jupp Heynckes kaum relativieren. Seine Bestandaufnahme nach drei Punkten und einem Tor in 180 Bundesligaminuten fällt bescheiden aus. „Das war ein … hmm … ja sehr … kampfbetontes Spiel“, sagte Heynckes und sprach von immerhin „zwanzig ganz guten Minuten“, aber natürlich hatte auch er die Defizite im kreativen Bereich erkannt. Den Spielaufbau gestalteten Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos eine Klasse langsamer als noch am Mittwoch im Länderspiel gegen Brasilien. Ganz vorn gab Ribéry in Abwesenheit des verletzten Arjen Roben den überdrehten Alleinunterhalter, pflügte Mario Gomez mit dem Glück seiner Länderspieleinsätze durch den Strafraum, und Thomas Müller – ja, der war wohl auch irgendwie dabei, so stand es jedenfalls auf dem offiziellen Spielberichtsbogen.

So waren denn bis weit in die Hälfte der zweiten Halbzeit hinein zwei unrühmliche Aktionen die auffälligsten im Spiel der Bayern. Einmal drosch Rafinha bei einer brasilianischen Kombination der neuen Art den Ball aus unmittelbarer Nähe an den Kopf seines Landsmannes Luiz Gustavo, der ein paar Sekunden lang benommen liegen blieb und außerhalb des Platzes behandelt werden musste. Ein anderes Mal versuchte Kroos das auf legalem Weg unerreichbare Glück mit Hilfe einer Schwalbe zu erzwingen. Kurz vor einem möglichen Kontakt mit Wolfsburgs Torhüter Diego Benaglio hob der Nationalspieler ab zum freien Fall, in dessen Folge er sich an der rechten Schulter verletzte, was ihn allerdings nicht vor der verdienten Gelben Karte bewahrte.

Es geschah dies kurz vor der Pause, und das Wolfsburger Publikum reagierte auf Kroos’ dreisten Betrugsversuch auch deshalb so ungehalten, weil Schiedsrichter Knut Kircher ihrer Mannschaft kurz zuvor ein Tor aberkannt hatte. Nach Marcel Schäfers Flanke lauerte Patrick Helmes tief im Münchner Strafraum, aber keineswegs im Abseits, wie es Kirchers Assistent erkannt haben wollte. Helmes stieß den Ball aus spitzem Winkel vorbei an Manuel Neuer über die Linie, es wäre im zweiten Saisonspiel sein drittes Tor gewesen. „Das ist natürlich bitter, wenn dir aufgrund so einer Entscheidung ein Tor nicht zuerkannt wird“, sagte Wolfsburgs Trainer Felix Magath und nutzte die Gelegenheit zur Wiederbelebung einer ewig jungen Debatte: „Wenn vier Schiedsrichter so etwas nicht richtig sehen, dann sollte man wirklich über die Einführung des Fernsehbeweises nachdenken.“

In der zweiten Halbzeit waren die Münchner zwar ein wenig besser, aber auch nur ein wenig. Schweinsteiger tauchte zweimal Erfolg versprechend im Strafraum auf, aber einmal schoss er über und das andere Mal neben das Tor. Der eingewechselte (und aus taktischen Gründen in der Nachspielzeit wieder ausgewechselte) Japaner Takashi Usami gab sein Bundesligadebüt und war keinesfalls schwächer als Thomas Müller. Das wäre zu Müllers besseren Tagen eine gute Nachricht gewesen, aber die wirklich gute Nachricht kam an diesem Samstag aus Sinsheim. Die Dortmunder Niederlage bei Luiz Gustavos alten Hoffenheimer Kollegen machte Bayerns spätes Siegtor noch ein bisschen wertvoller.

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