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Sport: Wut und Spiele

Teamchef Völler will sich bald mit Günter Netzer versöhnen

Berlin (Tsp). Noch einmal hat es keinen neuen Rudi Völler gegeben. Das wäre auch ein bisschen viel für die kurze Zeit seit dem Wutanfall des deutschen Teamchefs nach dem 0:0 in Island. Trotzdem hat Rudi Völler in der ARDTalkshow „Beckmann“ etwas von sich verraten, was zumindest ehrlich klang: „Ich bin kein Medien-Jongleur“, gab Völler freimütig zu und verriet, dass zum Beispiel eine Fußball-Weltmeisterschaft mit täglichen Pressekonferenzen so ziemlich das Schlimmste und Anstrengendste für ihn sei, was er sich vorstellen kann. Er mag das nicht, und er mag sich auch nicht wirklich entschuldigen für all das, was er gesagt hat. Vielleicht sei die Wortwahl nicht immer angemessen gewesen, aber so, sagt Völler, sprechen Fußballer halt. Auf dem Feld, in der Kabine, im Training. Immerhin will der Teamchef demnächst auf „Guru“ Günter Netzer, einen seiner Kritiker, zugehen und das Gespräch suchen.

Netzer hatte zusammen mit ARD-Reporter Gerhard Delling die Brandrede Völlers mit ausgelöst. Der 43-jährige einstige Weltklasse-Stürmer blieb zwar weiterhin dabei, dass er bei seinem emotionalen TV-Auftritt den „Kernpunkt“ angesprochen habe: „Aber man muss sich dann auch wieder vertragen können.“

Zudem meinte der Teamchef: „Ich habe nicht jede Woche einen jähzornigen Auftritt.“ Vor allem den Konflikt mit Netzer möchte Völler „ohne großen Medienrummel“ ausräumen: „Es ist nicht so, dass ich nicht schlafen kann. Aber ich bin nicht der Typ, dem das gefällt.“ Das mit dem Standfußballer sei „ein bisschen zu extrem und natürlich Blödsinn“ gewesen. Vor allem die Worte „Tiefpunkt“ und „Abendunterhaltung“ von Netzer-Partner Delling hätten ihn gereizt: „Der Günter ist ein bisschen auf diesen Zug mit aufgesprungen.“ Der öffentliche Rummel nach seinem Wutausbruch sei für ihn die schwierigste Situation seit dem Amtsantritt als Teamchef im August 2000 gewesen, gab Völler zu.

Netzer wiederum sieht bisher keinen Anlass, auf Völler zuzugehen. Und öffentlich soll das schon gar nicht geschehen, dabei gab es schon einige Anfragen: Der Chefredakteur von „Sport-Bild“ hat schon nach einem medialen Gipfeltreffen zwischen Völler und Netzer gefragt, einem Versöhnungstreffen. Noch hat Netzer das abgelehnt.

Völler wird also die Sache allein mit Netzer klären müssen, und vorher wird er sich sicherlich mit seiner Frau Sabrina beraten. Das hat er auch vor dem Auftritt bei Beckmann getan und sich gefragt, ob er die Einladung annehmen soll. „Meine Frau leidet gnadenlos mit“, verriet Völler. Zu sehr hatten die Diskussionen berührt und auch belastet. „Ich laufe jetzt nicht mit der Fahne durch Deutschland und sage, ich habe alles richtig gemacht“, meinte Völler.

Emotionen zeigte Völler bei Beckmann nicht. Nur bei der Geschichte von seinem Vater Kurt, der im September 2001 während des 1:5-Spiels gegen England im Münchner Olympiastadion einen Herzinfarkt erlitten hatte, kam er ins Erzählen. „Seitdem geht er bei Länderspielen meist spazieren“, berichtete der Sohn über das neue Leben seines Vaters. Nach der Wutrede habe er erst ganz vorsichtig bei Mutter Völler angerufen, ob es dem Papa auch gut gehe. „Aber es war alles gut. Er hat mich zwar nicht gelobt für den Auftritt, aber auch nicht ausgemeckert“, plauderte der Teamchef.

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