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Der Frosttrotzer. Zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren trainiert Andreas Neuendorf wieder mit Herthas Profis.

© Engler

Zeckoptimismus bei Hertha BSC: Andreas Neuendorf ist wieder da

In der Krise setzt Herthas Trainer Markus Babbel auf ungewöhnliche Maßnahmen – und auf alte Bekannte.

Auf einmal war er wieder da. Einer, der bei Hertha BSC für bessere Zeiten steht. Und der, kaum wieder auf dem Trainingsplatz, lautstark seine Mitspieler anfeuerte. Gemeint ist nicht Andre Mijatovic, der wiedergenesene Abwehrchef, mit dem Hertha in den ersten neun Spielen 23 Punkte holte und ohne ihn nur sechs Punkte in sechs Spielen – auch wenn all dies im Mittwochstraining auch auf ihn zutraf. Nein, der Rückkehrer war Andreas Neuendorf, liebevoll „Zecke“ genannt.

Der mittlerweile 35-Jährige spielte mit Hertha einst in der Champions League. Im Sommer kam er dann nach drei Jahren im Ingolstädter Exil zurück den Berlinern, die gerade in die Zweite Liga abgestiegen waren. Offiziell wurde der rothaarige Profi aber nur mit dem Zusatz „Stand-by“ geführt. Er sollte Herthas U 23 in der Regionalliga unterstützen.

Am Mittwoch aber hallte zum ersten Mal seit drei Jahren wieder der Zeck’sche Wortwitz über den Trainingsplatz der Profis; auch danach. Als einziger Spieler spricht er derzeit mit der Presse. „Ich mache nur mit, um endlich wieder auf Naturrasen zu trainieren, das ist rückenfreundlicher als der Kunstrasen bei den Amateuren“, flachste er. Dann fügte er ernsthaft hinzu: „Ich bin dabei, damit wieder ein bisschen Lockerheit in die Truppe kommt.“ Kaum einer wäre dafür besser geeignet als Hobby-Humorist Zecke, der seinen Spitznamen gar im Pass stehen hat, als Künstlernamen. 2002 verkaufte er für dieses Privileg zwei selbst gemalte Ölgemälde (von denen übrigens der Tagesspiegel eines ersteigerte und das heute in den Redaktionsräumen hängt).

Am Dienstag hatte Trainer Markus Babbel Neuendorf gefragt, ob er mittrainieren wolle, „um die älteren Spieler zu unterstützen, die derzeit selbst Probleme haben und daher nicht so vorangehen können“, wie Babbel sagt. Und auch für die Stimmung, „da habe ich sofort an Zecke gedacht“. Sportlich aber ist die Rückkehr von Mijatovic wohl relevanter als die von Neuendorf, der zumindest für die Startelf am Sonntag gegen Tabellenführer Aue (13.30 Uhr) keine Rolle spielen wird, zumal Raffael am Donnerstag wieder mit dem Team trainieren soll. Denn wie wichtig Mijatovic als Stabilisator ist, zeigte sich, als er mit einem Außenbandriss im Knie ausfiel. Bei seinem ersten Teamtraining seit sechs Wochen zeigte er gleich, warum Babbel ihn im Sommer überraschend zum Kapitän bestimmt hatte. Immer wieder suchte er das Gespräch mit Nebenmann Lewan Kobiaschwili, der am Samstag in München mit seinem Fehler das entscheidende 0:1 verschuldet hatte. „Er ist ein Spieler, der sich viele Gedanken macht und den Kopf zerbricht, das versuchen wir ihm ein bisschen zu nehmen“, sagt Babbel über Kobiaschwili.

Dabei hilft der selbstbewusste Mijatovic an seiner Seite. „Es ist sehr erfreulich, dass er wieder mittrainiert, super, wie er uns mit seiner Lautstärke hilft“, sagt Babbel. Ob aber vier Tage Mannschaftstraining reichen, um Sonntag wieder von Beginn an zu spielen, „entscheidet Andre selbst, dafür ist er erfahren genug“.

Gebraucht wird er allemal. Denn Fabian Lustenberger, der in München erst in der Innenverteidigung, dann im Tor ausgeholfen hatte, wird andernorts benötigt: im defensiven Mittelfeld, wo Peter Niemeyer gelbgesperrt fehlt. Der Neuzugang aus Bremen hat derzeit sogar ganz frei. „Niemeyer hat viele Spiele und ein hohes Laufpensum absolviert, da macht es einfach mal Sinn, ihn drei Tage aus dem Training zu nehmen, damit er den Kopf frei bekommen kann“, sagt Babbel.

Eine ungewöhnliche Maßnahme, ebenso wie die Entscheidung, ab Donnerstag drei Tage unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu trainieren. In dieser Länge hat es das bei Hertha seit Jahren nicht mehr gegeben. Schade eigentlich, denn mit Neuendorf sind die Trainingseinheiten auch für Zuschauer unterhaltsamer denn je.

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