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Sport: Zu Gast im Container

Das Fankonzept setzt auf Information und Hilfe

Berlin - In den WM-Städten gibt es seit Wochen viel zu üben. Auf den Tribünen der Fußballstadien werden vermeintlich verletzte Schauspieler evakuiert, proben Polizisten den Kampf gegen randalierende Hooligans. „Wer über die Fanbetreuung ernsthaft nachdenkt, ist auch verpflichtet, sich dem Thema Sicherheit zu stellen“, sagt Horst R. Schmidt, Vizepräsident des WM-Organisationskomitees (OK). Doch trotz der durchgespielten Szenarien sei es nach wie vor das Ziel im kommenden Sommer, vor allem „Gastfreundschaft erfahrbar zu machen“.

Zu diesem Zweck hat das OK in den vergangenen Monaten ein Konzept zur Fanbetreuung erarbeitet. Drei Tage nach der WM-Gruppenauslosung am 9. Dezember sollen die Details den internationalen Fan-Experten bei einem Kongress in Hamburg vorgestellt werden. So viel ist schon einmal klar: In den Innenstädten werden Anlauf-Stationen für die Fans errichtet. In Berlin etwa wird ein Container an der Großbildleinwand im Regierungsviertel stehen, ein weiterer am Kurfürstendamm, weil die Experten eher dort ihre Klientel vermuten: Männer zwischen 18 und 40 Jahren, die keiner organisierten Touristengruppe eines Reiseveranstalters angehören. Die Stationen sollen Anlaufpunkte sein für Fans, deren Geldbörsen gestohlen wurden, die einen billigen Campingplatz suchen oder etwas über die Fußballkultur der jeweiligen Stadt erfahren wollen. „Fans machen nicht nur Probleme, sie haben auch welche“, sagt Thomas Schneider, Leiter der Koordinierungsstelle der Fanprojekte. Die Organisation hat das WM-Fankonzept erarbeitet.

Etwa 50 Mitarbeiter werden pro Stadt die Fans aus aller Welt betreuen. In den Fanstationen werden auch „Fanguides“ ausliegen. Das ist ein 130 Seiten dickes Heft für die Hosentasche, das in einer Auflage von 700 000 Stück verteilt wird. Auf Englisch und Deutsch sind dort die wichtigsten Dinge über Städte und Stadien zu erfahren. „Die Hefte sind zugeschnitten auf die Interessen der Fans“, sagt Michael Gabriel von der Kos. So sollen etwa in Berlin Informationen zum Olympiastadion und anderen Spielorten, zu Biergärten oder zu Hertha BSC gegeben werden.

Am 2. Januar wird die Internetseite www.fanguide2006.de freigeschaltet, auf der Informationen zu Fanturnieren, Partys oder wichtige Telefonnummern etwa von Botschaften veröffentlicht werden – in allen vier Sprachen des Fußball-Weltverbandes Fifa: Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch. Das OK stellt dem Vernehmen nach zwei Millionen Euro des Fan-Etats, über das Engagement der qualifizierten Verbände wird noch verhandelt. Derzeit besteht eine Deckungslücke von rund 100 000 Euro.

Vor einigen Tagen konnten die Betreuer zumindest den deutschen Anhängern ein Detail verraten. Sie haben vom Fußball-Weltverband Fifa 22 500 Karten erhalten und diese für die organisierten Fans der Bundesligisten reserviert. „Sonst säßen ja nur Reisebüro-Touristen in den Stadien“, spottet ein Fan. 550 Karten gingen so an Hertha BSC, 700 an die Sozialpädagogen des Berliner Fanprojekts. Die Karten wurden bereits unter den Fans und Fanklubs verlost.

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