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Weltmeister Pepe Reina kommt als Ersatztorhüter zu den Bayern.

© dpa

Pepe Reina zum FC Bayern München: Zu hoch gegriffen

Mit Pepe Reina hat der FC Bayern einen Weltmeister als Ersatz für Weltmeister Manuel Neuer verpflichtet. Und damit zu hoch gegriffen? Ein Kommentar.

Torhüter und Rechtsaußen, so sagen die Phrasenschweinfüller, haben alle Einen an der Klatsche. Einer der zwar sehr gern, wie bei der WM geschehen, beide Berufe gleichzeitig erfolgreich ausführt, aber dennoch dieser Stammtischweisheit entflieht ist Manuel Neuer. Intelligent, vorausschauend, ruhig. Es ist schwer vorstellbar, dass der Teamplayer Neuer schon aufgrund seiner konstanten Weltklasseleistung einmal in einen Torhüterkampf à la Lehmann-Kahn verwickelt sein könnte.

Sein kongenialer Bayern-Ersatzmann Tom Starke bringt bis auf den stärkeren Bartwuchs ähnliche Eigenschaften mit und ordnet sich seit zwei Jahren ohne Stänkern hinter den „braven Titan“ ein. Zwar äußerte Tom Starke vor kurzem in einem 11Freunde-Interview, dass er Manuel Neuer in ständigem Konkurrenzkampf halte, doch diese Kampfansage kam eher wie von einer Benjamin-Blümchen-Torte ummantelt daher, da Manuel Neuer die unangefochtene Nummer eins beim FC Bayern ist.

Wenn es bei Neuer allerdings mal zwickt, er eine Pause braucht oder von einem seiner berühmten Algerien-Ausflüge noch nicht zurück ist, dann springt Tom Starke ein und überzeugt dann fast immer durch Souveränität, Stabilität und Unaufgeregtheit.

Nun hat die Chefetage des FC Bayern trotzdem beschlossen, dass ein dritter Top-Torhüter her muss. Die Wahl fiel auf Pepe Reina vom FC Liverpool. Der Spanier hat zumindest in der spanischen Nationalmannschaft Erfahrung darin gesammelt trotz hervorragender Leistung hinter einem Welttorhüter festzustecken. Dort gehörte er zwar regelmäßig zum Aufgebot, musste sich jedoch zumeist von der Bank aus anschauen, wie Iker Casillas durch den spanischen Strafraum flog.

2007 stand Pepe Reina mit dem FC Liverpool im Finale der Champions League

Jahrelang war Reina allerdings auch der unumstrittene Rückhalt des FC Liverpool und stand dort 2007 sogar im Finale der Champions League. Auch jetzt stehen ihm im besten Torhüteralter eigentlich noch alle Türen auf der großen europäischen Bühne offen und eigentlich, so sollte man meinen, ist doch das Hütchenaufstellen für Manuel Neuer nicht ganz so spannend wie beispielsweise ein Europaleague-Spiel als Nummer eins. Reina entschied sich dennoch gegen einen möglichen Stammplatz in einem Topklub und nahm den Job als „Neuer“-Trainingspartner, der von Rummenigge und Co. mit dem entsprechenden Kleingeld dotiert ist, an.

Auf die letzten beiden Jahre gesehen bestreitet der dritte Torhüter des FC Bayern übrigens 1,5 Spiele pro Saison. Für den Zweiten bleiben immerhin drei. Selbst wenn diese Werte in der kommenden Saison ansteigen sollten, so scheint der Transfer, bezogen auf die Qualität des Spielers Reina und den zu erledigenden Job, etwas hoch gegriffen. Ein Blick in die eigene Jugend oder die Verpflichtung eines Perspektivtorhüters hätte wohl zur Lösung der aktuellen „Torhüterproblematik“ des FC Bayern genügt.

Tobias Potratz

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