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Sport: Zu jung für den Erfolg

Hertha gelingt mit vielen Nachwuchsspielern ein 1:1 gegen Bayern – Chancen für den Sieg wurden vergeben

Berlin. Das war eine schöne Geste des Bundesinnenministers. Hertha BSC brauche jetzt mehr denn je „treue Fans“ und „begeisterte Zuschauer“ – und deshalb hatte sich Otto Schily artig auf die Tribüne des Olympiastadions gesetzt und dem Klub der Hauptstadt gegen Bayern München die Daumen gedrückt. Nun war seine treue Liebe zu Hertha ein großes Geheimnis, allzu oft war er bislang nicht im Olympiastadion zu sehen. Und sehr „begeistert“ sah Schily dann um 17.15 Uhr auch nicht aus. Da war das Bundesligaspiel abgepfiffen, Hertha BSC und der FC Bayern hatten sich 1:1(1:1) getrennt. „Das nützt beiden nichts“, sagte Bayerns Michael Ballack. Die Berliner bleiben auf einem Abstiegsplatz, die Münchner weit hinter Spitzenreiter Werder Bremen zurück. Alle hatten sich mehr erwartet, auch Otto Schily.

Abseits des Spielfeldes hatte nicht nur er, sondern auch Fredi Bobic Platz nehmen dürfen. Herthas Nationalspieler hatte seit 432 Minuten kein Tor mehr für seinen Arbeitgeber erzielt, deshalb ließ ihn der Berliner Trainer Hans Meyer draußen und den jungen Angolaner Nando Rafael von Beginn an spielen. Der 20-Jährige sollte mit seiner Athletik die Münchner Abwehrkette durcheinander bringen. Doch die Bayern spielten anfangs so kontrolliert, dass sich die Berliner erst einmal selbst ihr Spiel ordnen mussten, bevor sie sich um die Offensive kümmerten. Es dauerte nur acht Minuten, bis Münchens Stürmer Roy Makaay das 1:0 für den FC Bayern erzielte. Auf der linken Seite hatte er sich den Ball geschnappt, das Tempo angezogen, war an den Berliner Verteidigern Alexander Madlung und Sofian Chahed vorbeigezogen und hatte aus 20 Metern den Ball ins Tor gedroschen. Herthas Torwart Christian Fiedler blieb ohne Chance.

Das war ein schlechter Auftakt für die Berliner, vor allem für Chahed, 20, und Madlung, 21, die Arne Friedrich und Kapitän Dick van Burik vertraten, die vor einer Woche in Hamburg die Rote Karte gesehen hatten. Am kommenden Wochenende bei Bayer Leverkusen darf van Burik wieder mitspielen, Friedrich erst eine Woche später gegen Rostock. Das wird dringend notwendig sein im Abstiegskampf, denn so viel Jugendstil wie gestern brachte die Ordnung erst einmal kräftig durcheinander. Nur vier Minuten nach dem Führungstor der Münchner schlenzte Bayerns Owen Hargreaves einen Freistoß an die Latte.

Aber irgendwann kam bei den Berliner das Vertrauen zurück, vielleicht weil sich die Münchner zurückzogen. Jedenfalls ergriff der junge Malik Fathi, ebenfalls erst 20 Jahre alt, den Ball, drang in den Münchner Strafraum ein und wurde von Bayerns Sebastian Schweinsteiger zu Boden gegrätscht. Elfmeter. Herthas Spielmacher Marcelinho griff sich den Ball – traf zum Ausgleich (43.). In der Ostkurve jubelten die Hertha-Fans, vor der Haupttribüne tanzte Marcelinho, nur Otto Schily, der saß professionell unparteiisch und nur bedingt emotional berührt auf seiner Sitzschale.

Der Ausgleich passte gut in eine Phase, in er die Berliner mutiger wurden und sich auch nicht nur den Lattenschuss von Bayerns Thomas Linke (45.) irritieren ließen. Fünf Siege hat Herthas Manager Dieter Hoeneß aus den verbleibenen Bundesliga-Spielen gefordert, dann werde die Mannschaft den Klassenerhalt schaffen.

Lange sah es sogar aus, als hätten die Berliner sogar schon gestern den ersten Sieg erringen können. Nach knapp einer Stunde hatte Bayerns Verteidiger Bixente Lizarazu den Ball von der Linie schlagen müssen, als ein Kopfball von Herthas Stürmer Giuseppe Reina auf das leere Münchner Tor zuflog. Eine Minute später konnte Bayerns Torhüter Oliver Kahn einen harten Schuss von Marcelinho nur neben den Pfosten lenken. Und zehn Minuten vor Schluss lief Herthas Stürmer Giuseppe Reina alleine auf das Tor der Münchner zu, umkurvte Kahn, aber schob den Ball aus spitzem Winkel am Pfosten vorbei. Dann kam der Abpfiff, es blieb beim Unentschieden.

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