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Sport: „Zu punkten wäre genial“

Costa Ricas Coach Guimaraes über das Eröffnungsspiel

Herr Guimaraes, wie gut kennen Sie Deutschland?

Ziemlich gut. Ich war 1993 als Trainerschüler rund drei Monate Hospitant in Freiburg und Dortmund. Außerdem war ich an der Deutschen Sporthochschule in Köln Gasthörer. Ansonsten mag ich die deutsche Musik und die deutsche Kunst sehr. Aber während der WM werde ich nur einen Blick für die Stadien in München, Hamburg und Hannover haben.

In München werden Sie auf die deutsche Mannschaft treffen. Was war Ihr erster Gedanke, als Ihr Team für das Eröffnungsspiel ausgelost wurde?

Dass es für uns eine historische Chance ist, für das Land, aber auch fußballerisch. Das wird ein aufregendes, besonderes Spiel, aber viele meiner Spieler haben einmal bei der WM und der Copa America gespielt. Das gibt ihnen viel Reife.

Sind sie schon reif genug, um Deutschland zu schlagen?

Klar ist Deutschland der große Favorit, auch auf den Gruppensieg. Dahinter sind wir mit Polen und Ekuador auf gleichem Niveau. Wenn wir im Eröffnungsspiel punkten, wäre es genial, aber Hauptsache am Ende reicht es. Wir wären sehr enttäuscht, wenn wir das Achtelfinale nicht erreichen würden.

Costa Rica ist zum dritten Mal bei einer WM dabei. Was haben Sie aus den beiden Turnieren 1990 und 2002 mitgenommen?

1990 haben wir mit dem Achtelfinale ein gutes Ergebnis erreicht, danach hat sich unser Fußball sehr professionalisiert. Und 2002 haben wir mit unserem schönen Spiel Anerkennung erhalten, aber wir sind in der Gruppenphase ausgeschieden. Nun müssen wir beides verbinden.

Sie setzen dabei auf eine Mannschaft, die aus sehr erfahrenen und sehr jungen Spielern besteht. Welchen Spieler müssen die Deutschen besonders fürchten?

Das wird der Trainerstab der Deutschen schon wissen. Einige unserer Spieler werden ihre letzte WM spielen, andere wollen das Turnier als Trampolin nutzen, um ins Ausland zu wechseln. Der junge Carlos Hernandez zum Beispiel war ein sehr wichtiger Spieler in der Qualifikation, er kann uns sehr helfen, wenn er in seiner Bestform ist. Natürlich auch Paulo Wanchope, er ist das Aushängeschild des costaricanischen Fußballs.

Auf welche Art Fußball muss sich Bundestrainer Jürgen Klinsmann einstellen?

Wir spielen technischer als Deutschland und streicheln den Ball mehr. Unser Stil ist manchmal wagemutiger. Deutschland spielt direkter, frontaler und schneller, und das hat ihnen immer großen Erfolg beschert. In meiner Generation übrigens war der deutsche Fußball hier völlig angesagt. Als ich in den Siebzigerjahren nach Costa Rica kam, waren die Übertragungen der Bundesliga Straßenfeger. Wir sind aufgewachsen mit den großen Spielern aus Deutschland.

Dann können Sie die Stärken und Schwächen des aktuellen Teams ja kenntnisreich bewerten.

Ich wäre naiv, mich zu Deutschlands Schwächen zu äußern. Die Stärken liegen im Selbstbewusstsein, zudem spielen sie mit vielen offensiven Optionen. Es reicht nicht, einen Spieler auszuschalten. In der Defensive sind sie im Zweikampf immer sehr stark. Auch wenn ihr vielleicht nicht mehr so gut wie früher sein solltet, ihr kommt doch immer irgendwie ins Finale. Und für mich sind die Deutschen immer, egal in welcher Form, ein Titelkandidat.

Interview: Frank Bremermann.

Alexandre Guimaraes , 46, ist Costa Ricas Trainer. Der gebürtige Brasilianer kam mit elf Jahren in das Land. Er spielte bei der WM 1990 für Costa Rica und trainierte die Elf 2002.

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