zum Hauptinhalt

Sport: Zu viel Hoffnung

Auch Tennis-Talent Mayer scheidet in Hamburg aus

Hamburg - Ob die Niederlage in seinem Match gegen Michail Juschni für Florian Mayer die bessere Variante war als ein möglicher Sieg – darüber lässt sich lange streiten. Sicher ist, dass ihm das 0:6, 6:7 (4:7) am Donnerstag einiges erspart hat. Denn hätte der 20-Jährige den nur ein Jahr älteren Russen im Achtelfinale des Tennis-Masters am Hamburger Rothenbaum bezwungen, hätten sich endgültig alle auf ihn gestürzt und Mayer zum neuen Hoffnungsträger des deutschen Tennis geredet.

So waren der Druck schon vor dem Spiel enorm und die Erwartungen groß: Der 1,92 m große Deutsche sollte die rund 8000 Fans auf dem Centre Court erneut mit seiner eingesprungenen Rückhand zu Begeisterungsstürmen hinreißen, er sollte nicht weniger als zum gefeierten Retter vom Rothenbaum werden und mit weiteren Siegen noch ein paar Menschen ins Stadion und vor die Fernsehschirme locken. Die Veranstaltung kriselt nicht erst nach dem Aus sämtlicher deutscher Daviscup-Spieler, und ein paar Sponsoren hätten die Fixierung auf ein neues deutsches Tennis-Glück ganz gut gefunden. Aber es kam eben anders, und Mayer blieb gelassen: „Ich bin enttäuscht, aber das Positive überwiegt.“

Andere waren da nicht so bescheiden, und so fragte ein Fernsehreporter, ob der 81. der ATP-Jahreswertung nicht doch irgendwann einmal „in die Fußstapfen von Boris Becker“ treten könne. All das kommt jedoch für den zweifelsohne begabten Rechtshänder aus Bayreuth deutlich zu früh. „Er muss spielerisch noch viel dazulernen“, urteilte Günther Bosch, der Boris Becker einst als Jugendlichen in die Weltspitze geführt hatte. „Das, was er im Moment kann, reicht noch nicht für ganz oben.“ Besonders Mayers Aufschlag müsse noch viel gefährlicher werden, sein Spiel konstanter.

Dass er über ein gutes Potenzial verfügt, hat der „Gefühlsspieler“ (Boris Becker) in Hamburg gleichwohl auch ohne Erreichen des Viertelfinals unter Beweis gestellt. „Florian hat hier erfrischendes Tennis gespielt und die ungewohnte Situation auf dem Centre Court prima gemeistert“, sagte auch Daviscup-Kapitän Patrick Kühnen. Das Thema Daviscup komme zwar noch etwas früh, „aber wenn er so weiterspielt, wird er sich früher oder später aufdrängen“.

Von den 26 730 Euro Preisgeld kann sich Mayer zudem „am Ende der Saison ein neues Auto leisten“. Die wichtigen Siege, um noch weiter voranzukommen, werden schon bald folgen, darin sind sich die Experten einig.

Michael Becker.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false