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Volles Haus. Doch trotz guten Zuspruchs wackelt das Turnier von Hamburg.

© dpa

Zukunft am Hamburger Rothenbaum: Treue ohne Lohn

Das Hamburger Tennis-Turnier muss trotz schwarzer Zahlen und Zusagen der wichtigsten Sponsoren wieder einmal um seine Zukunft bangen. Turnierdirektor Michael Stich glänzt mit vollem Einsatz, rund um die Uhr.

Michael Stich hatte sich alle Mühe gegeben in der vergangenen Woche. Der stets präsente Turnierdirektor war wieder überall zu finden auf der erneut leicht modernisierten Anlage am Hamburger Rothenbaum. Der 46-Jährige schien in alle Details involviert, kümmerte sich von früh bis spät, dass der Laden lief. Das Traditionsturnier ist die Herzensangelegenheit des Hamburgers, das kauft man ihm sofort ab. Noch am Freitagabend ließ sich Stich auch von den im Tennissport gänzlich unbedarften Moderatoren der NDR-Talkshow nicht aus dem Konzept bringen, um kräftig die Werbetrommel für das Finalwochenende zu rühren. Voller Einsatz, rund um die Uhr.

Ein deutsches Endspiel mit Philipp Kohlschreiber und dem 17-jährigen Alexander Zverev war da noch möglich, und auch der topgesetzte Spanier David Ferrer hatte sich durchgesetzt. Dass der Argentinier Leonardo Mayer dann am Sonntag das Finale gegen Ferrer gewann, war vielleicht der einzige Schönheitsfleck, den Stich beim durchgehend positiven Turnierfazit hinnehmen musste. Denn ein zwar verdienter, jedoch namenloser Sieger, der zudem kaum drei Worte Englisch spricht, lässt sich eben schwer verkaufen. Und Stich braucht knackige Schlagzeilen, denn über seiner Veranstaltung hängt mal wieder das Damoklesschwert.

In diesem Jahr kamen etwa 17 000 Zuschauer weniger als 2013

Dabei waren alle Verantwortlichen noch bester Laune am Sonntagmittag gewesen, als sie eine Bilanz der Rothenbaum-Woche zogen. Claus Retschitzegger, der Geschäftsführer des Wettanbieters, der Titelsponsor in Hamburg ist, war mit der Zusammenarbeit derart zufrieden, dass er eine vorzeitige Verlängerung des Vertrages ankündigte, der noch bis 2015 läuft. „Für uns gibt es keinen Grund, dieses Turnier nicht langfristig zu unterstützen“, meinte Retschitzegger. Ebenso glücklich seien laut Stichs Geschäftspartner in der Veranstaltungsagentur HSE, Detlef Hammer, auch die übrigen und Kooperationspartner mit dem immer noch höchstklassigsten deutschen Turnier gewesen. „Alle haben angekündigt, uns weiter die Treue zu halten“, betonte Hammer. Dass in diesem Jahr mit rund 58 000 Zuschauern etwa 17 000 weniger kamen als 2013, sei zu erwarten gewesen. Sie hatten eben keinen Roger Federer und keinen Thomas Haas aufbieten können, auch Rafael Nadal gab ihnen einen Korb. „Es gibt eben nur eine Handvoll Spieler, mit denen man Tickets verkauft“, meinte Stich. Der traumhafte Lauf des Hamburger Teenagers Zverev rettete ihm seine Woche.

Doch durchatmen kann der Mann, der 1993 als letzter Deutscher in der Hansestadt gewann, immer noch nicht. Stich hatte das heruntergewirtschaftete Turnier zwar in den letzten Jahren vor dem Aus retten können und schrieb in diesem Jahr bei einem Etat von 3,8 Millionen Euro sogar schwarze Zahlen. 2015 wird das Feld von 48 auf 32 Spieler weiter reduziert, das spart weiter Kosten. Doch die Zukunft ist getrübt. Das Gerangel um das überdimensionierte und abrissreife Stadion dürfte zur Zerreißprobe werden. Dem Deutschen Tennis-Bund fehlt das Geld zur Sanierung, er kann eigentlich nicht mal die jährlichen 100 000 Euro zur Instandhaltung stemmen. Und an Plänen über einen möglichen Abbau des Stadions und den Wiederaufbau einer kleineren Arena gepaart mit der Umgestaltung der gesamten Anlage scheiden sich die Geister. „Wir hätten sehr gerne, dass es stehen bleibt“, betonte Stich. Doch ob die Spieler- und Turnierorganisation ATP das genauso sieht, wenn sie im nächsten Jahr ihre Events einer Prüfung unterzieht, ist völlig offen. Stich besitzt die Turnierlizenz bis 2018. Aber trotz aller Mühen und bei allem Herzblut, das er einfließen ließ, liegt die Zukunft des Rothenbaums wohl nicht in seiner Hand.

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