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Sport: Zum Glück verloren

Die Basketball-Nationalmannschaft ist vor der WM optimistisch – trotz des 47:84 gegen Griechenland

Berlin - Unlängst stand Christian Welp vor der Hamburger Color-Line-Arena und begann einen Satz mit: „Weißt du noch …“ Der ruhige Kotrainer der deutschen Basketball-Nationalmannschaft wirkte dabei wie ein Opa, der gleich aus seiner Jugend erzählen wird. Doch Christian Welp ist erst 42 Jahre alt, er muss in seiner Erinnerung noch nicht sehr weit zurückgreifen. Nur um ein Jahr. „Weißt du noch“, sagte Christian Welp, „im letzten Jahr beim Vorbereitungsturnier in Athen, als uns die Griechen in der ersten Halbzeit so böse verprügelt haben – auweia.“ Allerdings grinste er dabei verschmitzt. Er wusste, dass diese Geschichte ein gutes Ende hat.

Am Dienstag sind die deutschen Basketballer wieder in einem Vorbereitungsturnier auseinandergenommen worden, wieder von den Griechen. 47:84 unterlag die Mannschaft von Trainer Dirk Bauermann diesmal im Finale des Champions Cups in Kunshan, China. Aus deutscher Sicht weckt dieses Ergebnis immerhin die Hoffnung, dass die Basketball-Weltmeisterschaft in Japan nun ein ähnlich gutes Ende haben möge wie die Europameisterschaft 2005, als das deutsche Team nach einer verpatzten Vorbereitung in Belgrad überraschend Silber gewann. Im Finale unterlag es übrigens erneut Griechenland. Am Samstag startet die Mannschaft von Trainer Dirk Bauermann in Hiroshima gegen den Gastgeber Japan (6 Uhr, live im DSF) in das Turnier der besten 24 Teams der Welt. Die übrigen Gegner in der Vorrunde heißen Neuseeland, Spanien, Panama und Angola. „Wir wollen unter die letzten acht Mannschaften“, sagt Ingo Weiss, Präsident des Deutschen Basketball-Bundes (DBB), „dann können wir unser Ziel neu definieren.“

Für das deutsche Team dürfte das Achtelfinale am 26. oder 27. August in Saitama richtungsweisend werden. Dass der NBA-Star Dirk Nowitzki und seine Kollegen unter die ersten vier Mannschaften der Gruppe B kommen werden, gilt als beinahe sicher. Japan, Angola und Panama sind nur Außenseiter und dürften sich um Platz vier streiten. Allerdings winkt mit Rang zwei, drei oder vier ein Achtelfinale gegen Olympiasieger Argentinien, Weltmeister Serbien oder den mit sechs NBA-Spielern antretenden Europameisterschaftsdritten Frankreich. „Wenn man Zweiter wird, wird es im Überkreuzspiel bereits richtig schwer“, sagt Bauermann.

Es empfiehlt sich daher, die Gruppe B als Erster abzuschließen. Dann dürfte im Achtelfinale Außenseiter Venezuela warten. Dazu aber muss am 18. August Spanien bezwungen werden, das von Bauermanns Team bei der EM in Belgrad im Halbfinale nur äußerst knapp geschlagen wurde (74:73). Damals fehlte den Spaniern der NBA-Star Pau Gasol, der in Japan sein Team wieder verstärken wird. „Wenn wir Spanien schlagen, wird das Kräfte freisetzen“, sagt Bauermann, „aber selbst wenn wir verlieren, sind wir so gefestigt, dass wir im Spiel um einen Platz unter den besten acht noch einmal Vollgas geben werden.“

Die Weltmeisterschaft in Japan ist eines der letzten Turniere einer eingeschworenen deutschen Mannschaft, die teilweise schon seit der U-16-Nationalmannschaft zusammenspielt. Nach den Olympischen Spielen 2008 dürften neben Patrick Femerling auch Ademola Okulaja und Dirk Nowitzki ihre Karriere im Nationalteam beenden. Peking ist das große Ziel dieser Generation. „Ich bin jetzt 28 Jahre alt und war noch nie bei den Olympischen Spielen“, sagt Dirk Nowitzki. Doch die Qualifikation ist schwierig, nur der neue Weltmeister qualifiziert sich direkt, ebenso die beiden Finalisten der Europameisterschaft in Spanien 2007. Die übrigen Teilnehmer werden in einem Turnier unmittelbar vor Peking ausgespielt.

Für die Zeit nach 2008 sieht es nicht so gut für die deutsche Nationalmannschaft aus. Die Nachwuchssituation ist problematisch, zu wenige junge, gute Spieler kommen derzeit in der Bundesliga nach. Für den DBB könnte diese WM eine der vorerst letzten Gelegenheiten sein, in der Weltspitze mitzuspielen. Über die Zukunft äußert sich auch der neue DBB-Präsident zurückhaltend. „Ich möchte nicht spekulieren, was 2008 sein wird“, sagt Ingo Weiss, „jetzt haben wir erst einmal diese Mannschaft bei dieser Weltmeisterschaft.“

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