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Am Rande der Wahnsinn. Lucien Favre trieb seine neue Mannschaft gegen den FC Schalke 90 Minuten lang an. Foto: firo Sportphoto

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Sport: Zum Sieg getigert

Unter dem neuen Trainer Lucien Favre gewinnen die Gladbacher ihr erstes Heimspiel – 2:1 gegen Schalke

Im Augenblick des Triumphes gestattete sich Lucien Favre eine geballte Faust. Mehr Energie mochte der neue Trainer von Borussia Mönchengladbach nicht investieren in die aktive Nachbereitung seines erfolgreichen Comebacks in der Fußball-Bundesliga. Eineinhalb Stunden plus zwei Minuten Nachspielzeit war der Schweizer durch das schmale Rasengeviert seiner Coaching-Zone getigert, er hatte wild gestikuliert und gebrüllt bis zur Heiserkeit, dann war endlich Schluss und der Neuanfang geschafft: Für Favre eineinhalb Jahre nach dem Rauswurf bei Hertha BSC, aber auch für die Borussia, die sich im Kampf gegen den Abstieg noch nicht aufgegeben hat.

Das 2:1 (2:1) der Gladbacher über den FC Schalke 04 war der erste Heimsieg in dieser Saison für den Tabellenletzten, der jetzt immerhin punktgleich ist mit dem Vorletzten VfB Stuttgart. Dazu sind es nur noch vier Punkte Rückstand auf Platz 15, zurzeit steht dort der von Dieter Hoeneß verwaltete VfL Wolfsburg: Am kommenden Freitag treten die Gladbacher in Wolfsburg an, und man darf davon ausgehen, dass sich Favre für das Wiedersehen mit Dieter Hoeneß, seinem Vorgesetzten aus alten Berliner Tagen, etwas Hübsches einfallen lässt. „Das wird ein interessantes Spiel“, sagte Favre, „Wolfsburg muss gegen uns etwas machen“.

Sein erfolgreiches Comeback wirkte auch deswegen so erstaunlich, weil die Borussia zunächst dort weitermachte, wo sie unter ihrem alten Trainer Michael Frontzeck aufgehört hatte: Mit gedanklichen und handwerklichen Fehlleistungen in der Verteidigungsarbeit. Ihnen verdankt die Borussia ihre Spitzenposition bei den kassierten Toren. 34 waren es bis zu Favres Dienstantritt, und Nummer 35 ließ nur 81 Sekunden auf sich warten. Dann drosch Verteidiger Dante den Ball aus der Bedrängnis blind nach vorn, traf dabei den Schalker Peer Kluge, der früher auch mal in Gladbach gespielt hat und deswegen nur verhalten jubelte über sein schnelles Tor zur Schalker Führung.

Was danach geschah, goss Lucien Favre in die zu Berliner Zeiten nie gehörte Hymne, seine Mannschaft habe „eine phantastische Reaktion gezeigt“. Gladbach spielte schnell und attraktiv, angetrieben von den großartigen Marco Reus und Juan Arango. Mohamadou Idrissou traf mit dem Kopf die Latte, Reus gelang dasselbe Kunststück mit dem Fuß, aber schon im nächsten Versuch in Minute zwölf schlug er den Ball von der Strafraumgrenze mit so viel Wucht und Präzision aufs Tor, dass Manuel Neuer nicht mehr die Fäuste zur Abwehr hochreißen konnte. Weitere zehn Minuten später war Idrissou nach schöner Flanke mit dem Kopf schneller am Ball als Christoph Metzelder – die Borussia führte.

Dass die Partie damit schon entschieden war, fügte sich in die Logik des blutleeren Schalker Auftrittes. Fünf Tage nach dem 1:1 in der Champions League beim FC Valencia blieb Schalke so ziemlich alles schuldig. „Die Mannschaft hat einfach zu wenig Konzentration investiert“, monierte Trainer Felix Magath. So gab es kein Aufbäumen, ja in der zweiten Halbzeit keinen einzigen Schuss auf das Gladbacher Tor und nur eine Chance. Klaas-Jan Huntelaar vergab sie mit einem Fallrückzieher. Es war die einzige Szene, in der das Mitwirken des holländischen Stürmers sichtbar wurde. Von seinen Angriffskollegen Raúl und Farfan war noch weniger zu sehen.

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