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Albas Vojdan Stojanovski (M.) setzt sich gegen die Ukrainer Sergyi Popov und Romeo Travis (r.) durch.

© dpa

Zurück aus der Ukraine: Alba Berlin und das Ende einer Dienstreise

Alba Berlin ist sich nicht sicher, ob der Chaos-Trip zum Eurocup-Spiel ins ukrainische Juschni dem Team eher nutzen oder schaden wird.

Mithat Demirel ist in seiner Karriere schon eine Menge herumgekommen. Flugreisen gehören für den langjährigen Basketballprofi und heutigen Alba-Sportdirektor zum Arbeitsalltag. So sehr wie am Freitag hatte er sich aber selten auf die Rückkehr in seine Heimatstadt gefreut. „Berlin sah im Landeanflug noch nie so schön aus“, sagte der 35-Jährige, nachdem er gemeinsam mit der Mannschaft in Tegel angekommen war. Seit der Abfahrt vom Trainingszentrum am Dienstagmittag waren schlappe 72 Stunden vergangen, in denen die Berliner bei bitterer Kälte kreuz und quer durch die Ukraine irrten und schließlich mit einem 68:65-Sieg in den Gepäckfächern von Flug PS423 aus Kiew zurückkehrten. „Wenn man so belohnt wird und heil wieder ankommt, ist alles halb so wild“, sagte Demirel. „Für den Kopf ist der Sieg extrem wichtig, solche Sachen schweißen zusammen.“

Ein gutes Dutzend Fans war zu Terminal E gekommen, um seine Helden in Empfang zu nehmen. Die Alba-Profis freuten sich zwar über das Begrüßungskomitee, waren dann aber doch darauf aus, schnell nach Hause zu kommen. „Ich bin einfach froh, dass ich in Deutschland bin“, sagte Center Jonas Wohlfahrt-Bottermann. „Ich freue mich auf mein Bett, dass ich was Vernünftiges essen kann. Die Ukraine ist kulinarisch auch keine Köstlichkeit.“ Man habe versucht, alle Rückschläge mit Humor zu sehen: „Aber zwischendurch dachte man schon: Ich will nach Hause, ich hab keine Lust mehr.“

Jan Jagla, der Alba in Juschni mit einem Dunking in die Verlängerung gerettet hatte, konnte den Wert der Reise trotz aller Müdigkeit schon ein wenig einordnen: „Wenn man nach so einen Trip mit einem Sieg und der Qualifikation für die nächste Eurocup-Runde nach Hause fährt, haben sich die Strapazen gelohnt.“ Jagla, 2,13 Meter groß, hatte die vergangenen beiden Nächte zusammen mit seinen Mitspielern in einem Bus verbracht. „Mit dem Rücken ist es jetzt schon schwierig, mit den Beinen auch“, fasste er seine Leiden zusammen. Von Schlaf könne ohnehin keine Rede sein: „Ich habe höchstens versucht, mal ein Auge zuzumachen.“

Trainer Sasa Obradovic schwankte zwischen Erleichterung, Stolz und Sorge. „Ich habe großen Respekt vor dem, was meine Spieler geleistet haben“, sagte Obradovic. „Ich habe viel Teamgeist gesehen, das macht mich glücklich. Es gibt aber nichts zu feiern.“ Obradovic bestellte sein Team noch für Freitagabend zum nächsten Training und zur Vorbereitung auf das heutige Bundesligaspiel gegen Bayreuth (19 Uhr, Arena am Ostbahnhof). „Wir werden noch unter dieser Reise leiden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich das bemerkbar machen wird“, sagte Obradovic, Bayreuth sei da nur die erste Herausforderung. Auch Demirels Freude war nicht ungetrübt: „So etwas wie diese Reise spürt man immer hinterher.“ Das Wichtigste sei, so schnell wie möglich zurück in einen normalen Rhythmus zu kommen, „es bringt jetzt nichts, fünf Stunden zu schlafen“.

Als Demirel diesen Ratschlag loswurde, war Jonas Wohlfahrt-Bottermann längst in Richtung Bett aufgebrochen. Zuvor hatte der 23-Jährige aber noch verkündet, unter welcher Rubrik er die Odyssee abzuspeichern gedenke: „Es ist eine Erfahrung fürs Leben.“

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