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© dpa

Zusammenstoss im Training: Woronin ist Herthas Cutman

Der Ukrainer lässt die Berliner Fans vom Titel träumen. Herthas Kartenkontingent für das letzte Saisonspiel in Karlsruhe ist schon ausverkauft. Um so größer ist der Schreck, als Woronin sich im Training leicht verletzt.

Berlin - Der Frühling kommt, und auf einmal ist Hertha BSC, dieses früher so graue Etwas, eine Attraktion. Nicht nur am Wochenende in der Bundesliga, sondern dienstags beim Training. Vielleicht liegt’s am Wetter, gewiss am Erfolg der vergangenen Wochen. Aber auch daran, dass in der Geschäftsstelle am Olympiastadion die ersten Karten für das letzte Saisonspiel in Karlsruhe verkauft werden. Da könnte ja was passieren, mit Meisterschaft und Party und so... Am frühen Nachmittag ist Herthas Kontingent von gut 3000 Karten ausverkauft. Es sind ja auch nur noch zehn Wochen bis Karlsruhe.

Wandertag zu Hertha - vor einem halben Jahr undenkbar

„So etwas hatten wir noch nie“, sagt Fanbetreuer Donato Melillo. 100 Meter hinter seinem Büro dominiert junges Publikum. Eine Schulklasse hat ihren Lehrer überredet, den Wandertag Herthas Training zu widmen. Die Fußballprofis spielen ein handballähnliches Spiel, Tore dürfen nur per Kopf erzielt werden. Die Schulkinder lachen und staunen und fotografieren, und plötzlich schreien sie auf. Neiiin! Andrej Woronin, gut zu erkennen am roten Trainingspullover, ist mit dem Ersatztorwart zusammengestoßen, er hält sich den Kopf. Die Kinder wissen, wie wichtig der Mann mit dem Zopf ist. Er hält Herthas Titelträume am Leben. Um Himmels willen, der darf doch nicht ausfallen, für den Samstag, für das Spiel in Stuttgart.

Vor einem halben Jahr hätte das kaum jemanden interessiert. Woronin war schwer in Tritt gekommen nach seinem Wechsel aus Liverpool. Als Hertha in der Hinrunde gegen Stuttgart spielte, hatte er gerade ein Tor geschossen und war weit von seinem aktuellen Heldenstatus entfernt. Wenn Woronin sich damals im Training verletzt hätte – wahrscheinlich hätte es kaum jemand mitbekommen, weil die Zahl der Kiebitze doch eine recht übersichtliche war. Welche Schulklasse wäre damals schon zu Hertha gewandert? Seitdem ist einiges passiert, mit Hertha und mit Woronin. Acht seiner elf Saisontore hat der Ukrainer in der Rückrunde geschossen, präziser formuliert: in den letzten sechs Spielen. Aus dem Mitläufer der Hinrunde ist der zurzeit gefährlichste Angreifer der Liga geworden.

Pantelic ist nur noch einer von vielen

Hertha spielt weiter Handkopfball. Ein paar Schüler rühren ihre Hände zum Beifall, als Woronin sich wieder einreiht und gleich ein Tor köpft. Aber da hebt Marko Pantelic schon die Hand, irgendwas ist da nicht korrekt verlaufen und das Tor zählt nicht. Pantelic trägt keinen roten Pullover, sondern das Einheitsblau der anderen. Bis zu seiner Knie-Knöchel-Verletzung, erlitten im ersten Rückrundenspiel nach zwei von ihm erzielten Toren gegen Frankfurt, war der Serbe die auffälligste Figur im Berliner Team. Jetzt ist er einer von vielen. Am Samstag, als die Fans nach Pantelic riefen, erlebte dieser das 1:0 über Leverkusen komplett von der Bank.

Pantelic weiß, dass es kein Argument gibt, die erfolgreiche Elf zu ändern. Er weiß auch, dass seine Zeit in Berlin nach dieser Saison zu Ende ist. Aber dass es bis heute kein offizielles Wort gibt, das kränkt ihn. Missmutig verlässt er den Platz, ist aber Profi genug, für ein Foto mit den Schulklassenfans zu posieren. Neben ihm geht Woronin, er hat den Kragen über die Nase gezogen. Nein, heute kein Foto. Vom Zusammenprall mit dem Torwart hat er einen Cut unterm Auge davongetragen, ein bisschen Eitelkeit ist erlaubt.

Als einer der letzten trabt Arne Friedrich vom Platz. Herthas Kapitän hat sich am Sonntag die Stuttgarter im Fernsehen angeschaut. 0:4 in Bremen – nun ja, „sie haben sich bemüht“, sagt Friedrich und bemüht sich selbst, nicht arrogant zu klingen, aber so viel könne er dem VfB versprechen: „Zurzeit hat es jede Mannschaft schwer, gegen uns zu gewinnen.“ Solange nur Andrej Woronin trifft, der zurzeit beste Angreifer der Liga. Am Samstag will er Stuttgart mit einem Cut unterm Auge erschrecken.

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