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Wieder Spaß am Ärgern. Bayerns Münchens Arjen Robben hat seine Rücktrittsgedanken hinter sich gelassen. Fußball bereite ihm Freude, sagt er – meistens jedenfalls.

© AFP

Sport: Zwei Schritte hinterher

Pünktlich zum Klassiker gegen Deutschland ist Arjen Robben wieder fit – der Münchner und die Niederlande wollen testen, wie groß der Rückstand ist.

Im modernen Fußball bleibt wenig Zeit zum Nachdenken, das meiste läuft intuitiv ab oder nach perfekt einstudierten Verhaltensmustern. So war es auch bei Arjen Robben, als er nach dem 2:0-Sieg des FC Bayern München gegen Eintracht Frankfurt ein Interview fürs holländische Radio gab. Es ging um das bevorstehende Länderspiel gegen die deutsche Fußball-Nationalmannschaft – da musste Robben nicht nachdenken, die Automatismen funktionierten perfekt. „Das sind immer besondere Spiele“, sagte er, und vermutlich wollte er noch etwas von Prestige und großer Rivalität anfügen, aber da war ihm der Reporter schon in die Ausführungen gegrätscht: Ob Holland gegen Deutschland wirklich besonders sei, schließlich finde das Spiel zum dritten Mal innerhalb eines Jahres statt. „Ähem…“, stotterte Robben und schaute, als hätte ihm gerade ein F-Jugendlicher den Ball vom Fuß geklaut.

Deutsche und Holländer müssten wohl wöchentlich gegeneinander antreten, damit dieser Fußballklassiker etwas von seiner Brisanz einbüßte. Im Moment ist das definitiv nicht der Fall, vor allem nicht für die Holländer, die vor einem Jahr beim 0:3 in Hamburg von ihrem Erzrivalen regelrecht gedemütigt wurden und im Sommer, beim 1:2 in der EM-Vorrunde, eine ähnlich schmerzliche Niederlage kassiert haben.

Am Mittwoch in Amsterdam aber geht es ihnen weniger um Revanche; das Duell dient vor allem der Selbstvergewisserung, dass die Elftal unter ihrem neuen Bondscoach Louis van Gaal auf dem richtigen Weg ist. „Wir haben eine ganz neue Mannschaft, sind noch in der Entwicklung“, sagt Robben. „In der WM-Qualifikation läuft es super, aber Deutschland ist ein anderes Kaliber: Deutschland ist uns zwei Schritte voraus.“

Van Gaal, der frühere Bayern-Trainer, hat zu Beginn seiner zweiten Amtszeit als Bondscoach das getan, was er am liebsten tut. Er hat nach jungen Talenten gefahndet und sie umgehend in seine Mannschaft eingebaut. In seiner Münchner Zeit waren das Holger Badstuber und Thomas Müller, die damals niemand kannte, inzwischen in der deutschen Nationalmannschaft längst zum Establishment gehören. Die besondere Zuwendung van Gaals erfährt gerade auch Arjen Robben, dem der Bondscoach den beruhigenden Satz gewidmet hat: „Ein fitter Robben spielt bei mir immer.“

Es war die Replik auf ein Interview des Münchners, das in den Niederlanden einigen Wirbel ausgelöst hat. Robben hatte erwähnt, dass er angesichts seiner vielen und stetig auftretenden Verletzungen schon mal mit dem Gedanken gespielt habe, seine Karriere zu beenden.

Dem Reporter vom holländischen Radio bestätigte er am Samstag, dass dies keineswegs ein Scherz, sondern durchaus ernst gemeint gewesen sei. „Ich liebe dieses Spiel einfach“, sagte er, um seine Frustration zu erklären. „Jetzt spiele ich wieder, und jetzt habe ich wieder richtig viel Lust.“ Am Samstag gegen Frankfurt stand der 28-Jährige zum ersten Mal seit seiner jüngsten Muskelverletzung wieder bei einem Bundesligaspiel in der Startelf, da fehlte ihm noch die Selbstverständlichkeit, die sein Spiel sonst auszeichnet.

Unabhängig von seinem aktuellen Leistungsstand gilt Robben als ernste Bedrohung für die deutsche Nationalmannschaft. Was auch an der deutschen Defensive liegt, die vor vier Wochen gegen Schweden vier Tore in dreißig Minuten kassierte. Dass gerade die linke Abwehrseite eine Schwachstelle der Deutschen sei, müsse ihm als Rechtsaußen doch entgegenkommen, wollte ein Reporter von Arjen Robben wissen. Robben zuckte mit den Schultern und lächelte: „In letzter Zeit habe ich in der Nationalmannschaft immer links gespielt.“

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