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Die Wiedergutmachung. Mario Gomez (3. v. r.) erzielt aus zwei Metern den Führungstreffer für Deutschland und küsst anschließend den Pfosten. Foto: dpa

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Sport: Zwei Tore gegen die Vergangenheit

Mario Gomez befreit sich beim glücklichen 2:1 des deutschen Teams über Österreich von einer alten Last

Die „Kronen Zeitung“, Österreichs Massenblatt fürs seichte Gemüt, ahnte nichts Gutes. Zu groß sei derzeit der Unterschied zwischen der heimischen Fußball-Nationalmannschaft und der des deutschen Nachbarn. Auch wenn es zu einer Demütigung im seit Tagen mit 47 500 Zuschauern ausverkauften Wiener Happel-Stadion käme, müsse man dabei gewesen sein, stand geschrieben. Wie man sich täuschen kann. Die Österreicher, Nummer 74 der Weltrangliste, zeigten gestern im EM-Qualifikationsspiel eine starke Leistung, am Ende unterlagen sie der Nummer vier der Welt unverdient mit 1:2 (0:1). „Wir haben heute nicht gut gespielt“, sagte Kapitän Philipp Lahm, „es ist umso wichtiger, dass man trotzdem mit drei Punkten rausgeht.“ Die Deutschen bleiben nach sechs Siegen in sechs Spielen souveräner Tabellenführer der EM-Qualifikationsgruppe A.

Zwar hätte auch eine Niederlage die deutsche Elf nicht vom Weg zum EM-Turnier in Polen und in der Ukraine abbringen können, aber ärgerlich war es auch trotz des Sieges. Und da hilft es auch nicht, auf prominente Ausfälle zu verweisen. Selbst die Ersatzbank der Deutschen ist qualitativ hochwertiger besetzt als das Team von Trainer Didi Constantini, das nach drei sieglosen Spielen nur noch theoretische Chancen auf eine EM-Teilnahme besaß.

In Per Mertesacker, Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose war Löw die zentrale Achse weggebrochen. Immerhin konnte Sami Khedira auflaufen, an der Seite des lang verletzten Mittelfeldspielers von Real Madrid, der unter Form blieb, führte der junge Toni Kroos Regie. Der Dortmunder Mats Hummels vertrat – wie zuletzt schon gegen Uruguay Mertesacker und im Sturm ersetzte erneut Mario Gomez seinen Münchner Kollegen Klose.

Was Bundestrainer Joachim Löw sah, passte ihm nicht so sehr. „Wir hatten viele Abspielfehler, wir haben unsere Qualitäten nicht ins Spiel gebracht“, sagte er, „aber es zählt irgendwann auch mal das Ergebnis.“ Das Spiel seiner Elf war weit weg vom gewohnten Spielfluss.

Die Österreicher warfen sich mit dem Mute der Verzweiflung ins Match. Sie hatten in Martin Harnik einen Antreiber, den die Deutschen nie in den Griff bekamen. Harnik hätte schon nach fünf Minuten die Führung erzielen können, sein Kopfball strich neben den Pfosten. Kurz darauf hatte erst Gomez nach einer Ecke eine Chance, die Aktion schloss Lukas Podolski mit einem satten Lattenschuss ab.

Am Ende war es ein merkwürdiges Tor von Mario Gomez, das die deutsche Elf mit in die Halbzeit nahm. Nach einer Ecke landete der Kopfball von Arne Friedrich vor den Füßen von Gomez, der dem Ball irgendwie den entscheidenden Drall gab. Gomez küsste darauf lächelnd den Pfosten. Dieses 17. Tor in seinem 45. Einsatz hatte seine Vorgeschichte. Vor ziemlich genau drei Jahren hatte der Stürmer hier im EM-Gruppenspiel gegen den Gastgeber aus zwei Metern Entfernung einen sicheren Ball verstolpert, was ihm in den Monaten danach Hohn und Spott einbrachte. Inzwischen hat er sich aus diesem Tal befreit und ist mit 28 Treffern Bundesligatorschützenkönig geworden.

Dass aber die deutsche Elf, in der die WM-Helden Mesut Özil und Thomas Müller schwach blieben, keinen guten Tag erwischt hatte, war auch nach Wiederbeginn zu sehen. Nach einer harmlosen Flanke kam David Alaba an den Ball, dessen halbherzigen Schuss Innenverteidiger Arne Friedrich unglücklich zum Ausgleich ins eigene Tor lenkte.

Löw brachte André Schürrle für Podolski und Holger Badstuber für Khedira, dessen Rolle Hummels einnahm. Doch das Spiel wurde nicht besser. In der Schlussminute war es dann wieder Gomez, der zum 2:1 einköpfte. Den Sieg aber hätten an diesem Tag nur die Österreicher verdient gehabt.

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