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Tor und die Frisur sitzt. Nicht Drei-Wetter-Taft sondern Drei-Tore-Meier.

© AFP/Roland

Alexander Meier: Zwei Zöpfe, drei Treffer

Nach langer Pause trifft Alexander Meier wieder, wie er will. Der Frankfurter hat ein einfaches Rezept.

Es ist im heutigen Profifußballjargon ja fast unmöglich geworden, einfach nur zwei oder drei Tore zu erzielen. Nein, da werden munter Doppel- oder gar Dreierpacks geschnürt, wie Pakete zu Weihnachten. Alexander Meier von Eintracht Frankfurt schnürt vor allem Zöpfe, mittlerweile schon zwei an der Zahl. Und mit zunehmender Anzahl an Zöpfen scheint die Treffsicherheit des Frankfurter Stürmerhelden zu steigen. Im Vorjahr war Meier mit einer Haarpalme auf dem Kopf Torschützenkönig geworden. Bei seinem ersten Spiel mit kunstvoll gewundenem Doppelzopf, übrigens auch sein erster Einsatz nach fünf Monaten Verletzungspause, erzielte er am Samstagabend drei Tore beim 6:2 gegen den 1. FC Köln – pardon, Meier schnürte natürlich einen Dreierpack.

„Wenn du nach fünf Monaten zurückkommst und gleich drei Tore machst, ist das unnormal“, lobte Trainer Armin Veh mit eigenwilliger Logik, „aber er ist ja kein normaler Spieler, sondern ein unnormaler Spieler, von daher ist es wieder normal.“ Verteidiger Marco Russ riet seinem Mitspieler Meier, dringend einen Lottoschein auszufüllen. Und selbst der unterlegene Gästetrainer Peter Stöger sagte: „Willkommen zurück, Alex Meier. Wir haben es ihm leicht gemacht, aber trotzdem schön, dass er wieder da ist.“

Nur die Frankfurter Fans, die Meiers Rückkehr euphorisch mit dem „Fußballgott“-Lied besangen, bringt das in Nöte. Denn korrekterweise müsste es im Liedtext nicht mehr heißen „Er trifft mit dem Fuß, er trifft mit dem Kopf, er trifft wie er will, sogar mit dem Zopf“, sondern: „mit den Zöpfen“. Meier wird das egal sein, er erträgt alle Lobeshymnen und Liebesbekundungen in Hessen in norddeutsch-stoischer Art. „Meine Tore waren super vorbereitet, da musste ich einfach nur den Fuß oder Kopf hinhalten“, wiegelte er ab. In der Tat war Meier dreimal das verwertende Glied einer Kette aus Steilpässen und Flanken. So gut wie in der ersten halben Stunde, als es 4:1 stand, hatte die Eintracht lange nicht mehr kombiniert. Und doch ist es nicht selbstverständlich, dass Meier wieder richtig stand und traf wie er wollte, sogar doppelt mit dem Kopf. Seit April hatte er wegen einer Knie-OP an der Patellasehne gefehlt, war trotzdem mit 19 Toren in nur 26 Spielen Torschützenkönig geworden und hatte nach monatelanger Reha, in der kaum Zeit für Friseurbesuche blieb, bisher nur ein Testspiel bestritten, bevor er, Mitte der Woche von Trainer Veh befragt, seine Einsatzfähigkeit bejahte.

Trainer Veh änderte sogar das System für Meier

Für Meier änderte Veh sogar sein System, spielte sehr offensiv mit Mittelfeldraute. So konnte Meier wieder auf seiner Lieblingsposition agieren, hinter den Spitzen Luc Castaignos und Haris Seferovic, die ebenfalls einen Zweier- respektive Einerpack schnürten. Die Treffsicherheit des Trios und Platz vier nach vier Spielen lässt den Europapokal wieder zum Gesprächsthema in Frankfurter Fan- und Spielerkreisen werden. „Mehr als 19 Tore werden es diesmal nicht“, dämpft Meier aber bereits den Quotendruck.

Dabei scheint die Treffsicherheit des ehemaligen Bürstenschnittträgers mit jedem Eintracht-Jahr und jedem Zentimeter Haarlänge zu steigen. Das Geheimnis von nun 106 Erst- und Zweitligatoren erklärte Heribert Bruchhagen. „Wie er die Bälle annimmt und trifft, ist das Ergebnis von harter Arbeit“, sagte der Eintracht-Chef, „er übt das seit zehn Jahren nach jedem Training.“ Schon Meiers Vater hatte dem kleinen Alexander auf einem Bolzplatz bei Buchholz erklärt, dass die Schüsse mit der Innenseite des Fußes die präzisesten seien.

Seitdem übt Meier die mit einer Beständigkeit, die die meisten Fußballern irgendwann langweilen würde. Aber Langeweile scheint der 32-Jährige nicht zu kennen. „11 Freunde“ verriet er, dass er bei seinem Stamm-Inder in Frankfurt stets das gleiche Gericht bestelle und im Urlaub stets nach Miami fliege. Genauso ist wohl seine Treue zur Eintracht zu erklären: Eintönigkeit als Erfolgsgeheimnis, Extravaganz gibt es bei Meier auf dem Kopf. Und selbst an seinen Schwächen hat er derart beständig gearbeitet, dass er mit 1,96 Meter Körperlänge jetzt auch noch mit dem Kopf trifft, wie er will. Nicht auszudenken, sollte Meier seine Treffsicherheit weiter steigern, womöglich sogar mit einem dritten Zopf.

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