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Sport: Zweite Reihe

Kathrin Boron ordnet sich bei der Ruder-WM unter

Berlin - Der Start ging daneben, aber damit konnte Jutta Lau leben. Am Ende lag ihr Boot gestern sechs Sekunden vor den Russinnen, das war entscheidend. Es ging schließlich auch ums Prestige. In Luzern, bei der Rotsee-Regatta im Juli, hatte der russische Doppel-Vierer der Frauen das deutsche Boot noch klar abgehängt. Jetzt war es wichtig, bei der Ruder-Weltmeisterschaft in Gifu/Japan zu zeigen, dass die Deutschen wieder da sind. Auch wenn es gestern nur ein Vorlauf war. „Ich bin zufrieden“, sagt Jutta Lau, die Bundestrainerin, „man darf ja nicht vergessen, dass das Boot in dieser Besetzung noch nie ein Rennen bestritten hat.“

Kathrin Boron sitzt seit kurzem wieder im Doppel-Vierer, die erfolgreichste Ruderin der Welt, die viermalige Olympiasiegerin. Das ist neu. Es ging nicht anders. Sie hatte es zu Saisonbeginn im Einer versucht, es war ein Experiment. Boron hatte ihre Erfolge immer im Doppel-Zweier und Doppel-Vierer erreicht. Jetzt reizte der Einer. Und sie nahm sich Zeit dafür. „Katrin Rutschow-Stomporowksi hat auch zwei Jahre gebraucht, um im Einer klar zu kommen“, sagte sie. Rutschow-Stomporowski wurde in Athen Olympiasiegerin. Boron wurde im Juli in Luzern Vierte. Sie hatte 19,22 Sekunden Rückstand auf die Siegerin. Ein Schock. Jutta Lau war entsetzt. Und Boron sagte: „Der Abstand war erschreckend.“

Da war beiden klar, dass dieses Experiment zu Ende war. Boron stieg um in den Doppel-Vierer. Und nun begann ein anderes Experiment. Denn Borons klassische Position war besetzt. Stephanie Schiller saß auf der Position der Schlagfrau. Eine 19-Jährige auf der wichtigsten Stelle im Boot. Und dort sollte sie auch nicht weg. „Sie war die ganze Saison am Schlag, ich wollte sie dort behalten“, sagt Lau.

Kathrin Boron, die 35-Jährige, die achtmalige Weltmeisterin, setzte sich auf den zweiten Platz im Boot. Die spannende Frage lautete nun: Würde das gut gehen? Sportlich und menschlich? Es geht gut, sagt Jutta Lau. Stephanie Schiller habe ein gutes Rhythmusgefühl, sie fahre einen langen Schlag, vor allem aber: „Sie ist sehr ehrgeizig.“ Das ist entscheidend. Kathrin Boron akzeptiert nur Frauen, die alles geben. „Für Platz drei trainiere ich nicht. Ich will Gold“, sagt sie. Und: „Die Stephanie ist schon gut.“ Es geht nur um Gold bei dieser WM, das sagt auch Jutta Lau. Und dann sagt sie auch noch: „Kathrin akzeptiert, wie die Stephanie an die Aufgaben herangeht.“

Die Olympiasiegerin hat ja nicht wirklich die Macht im Boot verloren. Die anderen sind auf ihre Erfahrung angewiesen, vor allem Stephanie Schiller. Wenn der Rhythmus nicht optimal ist, dann meldet sich Boron im Rennen. Dann wird geändert. „Kathrin kann sehr fordernd sein, wenn etwas nicht hinhaut“, sagt Jutta Lau. Und Stephanie Schiller nehme sehr gerne auf, was die Ältere sagt. „Sie versteht sehr schnell.“ Außerdem gebe es ihr Sicherheit, wenn jemand wie Boron hinter ihr sitze.

Boron hätte ja nach Athen aufhören können. Sie gewann dort die Goldmedaille mit dem Doppelvierer, es wäre ein schöner Abschluss einer langen Karriere gewesen. Aber sie wollte unbedingt in Gifu starten. Das hatte nicht bloß sportliche Gründe. „Ich war“, sagt sie, „noch nie in Japan.“

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