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© dpa

Zweites Gold: 120 Sachen auf einem Ski

Martin Braxenthaler hat bei den Paralympics das zweite Gold für Deutschland geholt. Im Monoski-Slalom ließ er der Konkurrenz keine Chance und siegte mit deutlichem Vorsprung.

Eigentlich kennt Martin Braxenthaler das Gefühl, eine Medaille umgehängt zu bekommen. In den letzten zehn Jahren war er acht Mal Weltcup-Gesamtsieger, dazu gewann er sechs Weltmeistertitel und bis zum Wochenende bereits sieben paralympische Goldmedaillen. Am Sonntag aber schlackerten ihm in der Mixed Zone am Slalomhang in Whistler Creekside „komischerweise doch die Hände. Da war einfach so viel Spannung drin“. Mit fast fünf Sekunden Vorsprung wedelte der 38-Jährige bei seinem ersten Paralympics-Rennen in Kanada zu Gold, das zweite für Deutschland bei diesen Spielen.

„Ich bin zuvor gerade  an der Medal Plaza vorbei gekommen und dachte, da willst du auch stehen“, sagt der nach einem Arbeitsunfall 1994 querschnittgelähmte Monoski-Sitzschlittenfahrer. Gedacht, getan. Und das, obwohl die Bedingungen für den leidenschaftlichen Oldtimer-Schrauber alles andere als optimal waren. Am ersten Tag wurden Einfahr- und Vorläufe wegen des Wetters erst immer wieder verschoben, dann abgesagt. Dann fingen die Wettkämpfe statt wie üblich mit den Speedrennen plötzlich mit Slalom an. „Ich habe die ganze Zeit in Aspen mit meinem 2,05 Meter langen Abfahrtsski trainiert“, sagt Braxenthaler. Und dann musste er plötzlich seinen Monoskisitz auf dem 1,65-Meter-Brett in die Bindung einrasten. Auf der Piste hatte er einige Verfolger zeitlich im Nacken, „und dann dachte ich: Jetzt hilft nur die Flucht nach vorn.“ Im Gegensatz zu manch anderen, eher spärlich besetzten Disziplinen die ist weltweite Konkurrenz bei den Monoski-Männern groß: Gut 90 Starter gingen ins Rennen.

Bis zu 120 Stundenkilometer schnell

Den Rahmen seines Monoskis baut „Braxi“, wie er in der Sportszene genannt wird, selbst. Das Sportgerät, mit dem er bei Abfahrtsrennen auf gut 120 Stundenkilometer beschleunigt, enthält Werkstoffe aus anderen Profisportbereichen: Der Stoßdämpfer kommt vom Motorsport, Teile aus dem Quadrennsport werden ebenso verbaut wie Zubehör von Snowmobilen, damit das Federöl nicht etwa einfriert. Sitzende Wintersportler wie Braxenthaler werden zum Lifttransport auf  eine Art stabiles dreirädriges Skateboard geschnallt, dann fahren sie die Sitzfeder hoch und nehmen auf einem herkömmlichen Sessellift Platz.

Auf der Piste haut der Gold-Gewinner und Botschafter der deutschen Olympia- und Paralympia-Bewerbung für 2010 dann nicht weniger rein als ein Bodie Miller. Kanada, das werden wohl seine letzten Paralympics, vermuten einige. Da guckt Braxenthaler auf die Uhr. „Was haben wir jetzt? 2010. Also ich lebe von Jahr zu Jahr.“ Er will aber auf jeden Fall den Trainerschein machen.

Jetzt sei aber erstmal Whistler an der Reihe, er startet ja auch noch in vier anderen alpinen Disziplinen. „Mein Ziel ist es, weitere Medaillen zu gewinnen – Farbe egal.“ Wobei: „Gold ist schon optimal.“

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