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Union vor Cottbus: Torsten Mattuschka und Ivica Banovic.

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Zweitliga-Duell: Wie der 1. FC Union Energie Cottbus überholt hat

Energie Cottbus galt lange als Vorzeigeklub des Ostens – inzwischen ist der 1. FC Union an den Lausitzern vorbeigezogen. Am Freitag wollen die Berliner endlich wieder einmal im Stadion der Freundschaft gewinnen.

Für all jene Anhänger des 1. FC Union, die im Fußball an Regelmäßigkeiten glauben, bedeutet die aktuelle Saison einen Bruch mit Traditionen. Die chronische Auswärtsschwäche ihrer Mannschaft: nicht mehr vorhanden. Frühzeitiges Scheitern im DFB-Pokal: abgewendet. Selbst den „Tusche-Kreisel“, wenn sich Kapitän Torsten Mattuschka mangels vorhandener Anspielmöglichkeiten mit dem Ball wie wild um die eigene Achse dreht, gab es zuletzt nicht mehr zu bestaunen.

Nun wollen sich die Berliner am Freitag bei Energie Cottbus (18.30 Uhr, live im Ticker bei Tagesspiegel.de) eines weiteren Anhängsels der Historie entledigen. Seit der Saison 1992/93 konnte Union nicht mehr in der Lausitz gewinnen. Für die Köpenicker war Cottbus in der Vergangenheit keine Reise wert.

In der Gegenwart gibt es dagegen kaum noch Statistiken, die einen Cottbuser Vorteil gegenüber dem 1. FC Union aufzeigen. Vier Jahre nach dem Wiederaufstieg der Berliner in die Zweite Liga haben sich die Kräfteverhältnisse verschoben. Union ist zur Nummer eins im Osten aufgestiegen – sportlich wie wirtschaftlich.

Als Tabellendritter darf sich der Klub aus dem Berliner Südosten berechtigte Hoffnungen machen, im kommenden Jahr den Aufstieg in die Bundesliga zu schaffen. Dort hat Cottbus von 2000 bis 2009 mit einer Unterbrechung insgesamt sechs Spielzeiten bestritten, aktuell zeichnet sich eine Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse aber nicht ab. Energie ist Zehnter, mit acht Punkten Rückstand auf Union. Als Ziel hat Cottbus vor der Saison einen einstelligen Tabellenplatz ausgegeben, Union schielt dagegen immer offensiver Richtung Bundesliga. Die Mittel dafür sind vorhanden. Der Berliner Etat für die laufende Spielzeit beträgt um die 21 Millionen Euro, das sind sechs Millionen Euro mehr, als sie Energie Cottbus zur Verfügung hat. „Das Ziel Bundesliga ist bei dem Aufwand, den Union betreibt, auch völlig legitim“, sagt Christian Beeck. „Da ist man Cottbus schon enteilt.“

Besuch aus Berlin. Als Energie Cottbus mit Trainer Eduard Geyer (r.) noch in der Bundesliga spielte, kam auch der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder gern vorbei.

© AFP

Beeck kennt sich aus, er hat in beiden Vereinen lange gearbeitet. Zuerst als Spieler, später als Manager. Vor knapp vier Monaten wurde sein Vertrag in Cottbus aufgelöst. Die Entwicklung in den Klubs betrachtet er als gegensätzlich. „Bei Union ist man ein anderes Konzept gefahren, deutlich offensiver. Das sieht man allein an den Mitgliederzahlen und dem Dauerkartenverkauf“, sagt Beeck. In den vergangenen Jahren konnte sich Union in jeder dieser Kategorien steigern. Ende Mai belief sich die Zahl der Mitglieder auf 11 450, rund 9000 Saisontickets wurden verkauft. Alles Rekordmarken.

In Cottbus stagnieren dagegen die Zahlen. 1850 Mitglieder gibt es, laut Verein sind „knapp 3000 Dauerkarten“ abgesetzt. „Die Cottbuser haben keine höhere Wahrnehmung bekommen, sie sind in der Lausitz geblieben, während sich Union geöffnet hat“, sagt Beeck. Man dürfe aber auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht vergessen. „In Berlin ist in dieser Hinsicht mehr machbar als in der Lausitz, aber gemessen an den Möglichkeiten hat Cottbus in den vergangenen fünfzehn Jahren Sensationelles geleistet“, sagt Beeck.

Die Epoche der Cottbuser Bundesliga-Zugehörigkeit ist vielen Fans deutschlandweit in Erinnerung. Mit wenig Geld, dafür aber einem umsichtigen und auf den osteuropäischen Markt fixierten Sichtungssystem, hielt sich Energie jeweils drei Jahre in Folge in der Bundesliga. Verglichen mit den alten Traditionsklubs aus der DDR wie Dynamo Dresden, Carl Zeiss Jena oder dem 1. FC Magdeburg kam Cottbus besser mit dem Zeitenwandel zurecht. Union tat sich da lange schwer. Bis man jetzt durchstartete. Und die Konkurrenz aus alten Tagen hinter sich ließ.

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