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Berliner Freude. Herthas Profis Lustenberger, Pekarik, Weiser und Ibisevic (von links) feiern den 2:0-Sieg über Schalke.

© AFP

Zwischen Schalke und München: Hertha BSC jubelt - und verliert Vladimir Darida

Der Ausfall von Spielmacher Vladimir Darida dämpft bei Hertha BSC die Vorfreude auf das Spitzenspiel in München.

Am frühen Montagmorgen schon hat Pal Dardai erste Sondierungsgespräche mit seinem Assistenten Rainer Widmayer geführt. Natürlich in bester Laune, mit einem 2:0-Sieg über Schalke 04 im Rücken. Schon am Dienstag werden die beidem mit dem Tross von Hertha BSC Richtung München aufbrechen, wo es am Mittwochabend beim FC Bayern (20 Uhr) zum Spitzenspiel kommt. Der Tabellenerste der Fußball-Bundesliga empfängt den punktgleichen Tabellenzweiten. „Das ist doch was, oder“, sagt Dardai.

„Bei den Bayern reicht es nicht, nur einfach gut zu spielen“

Das Gespräch mit seinem Co-Trainer hat auf jeden Fall stattgefunden. Dardai gehört zu jener Sorte Mensch, denen über Nacht – im Schlaf oder Traum – gewisse Eingebungen kommen. Der Ungar teilt sie dann für gewöhnlich unverzüglich seinem wichtigsten Mitarbeiter, fragt ihn nach seiner Meinung und wie sich die Eingebungen in einen Matchplan für das nächste Spiel gießen lassen. „Bei den Bayern reicht es nicht, nur einfach gut zu spielen“, sagt Dardai. Da müsse ein richtig guter Plan her. „Du wirst da eher nicht mit einem 0:0 rausgehen“, sagt Herthas Trainer. Und die wenigen, eigenen Chancen, die die Übermannschaft einem lasse, müssten dann so effektiv wie möglich genutzt werden. Dardai: „Vor allem brauchst du da auch etwas Glück.“

„Wir sind eine kleine, fleißige Mannschaft"

Pal Dardai ist der Überzeugung, dass man sich Glück auch erarbeiten kann. „Wir sind eine kleine, fleißige Mannschaft – wenn wir alle so weiterarbeiten, können wir etwas erreichen und haben die Chance, vorne mit dabei zu sein.“ Natürlich wisse er, wie schwer es werde gegen die Bayern und ihre Weltauswahl. Diese aufzuhalten, gelänge in der Liga eben ziemlich selten. Auch deswegen will Dardai am Montagvormittag noch ein zweites Gespräch geführt haben. Mit dem Vereins-Busfahrer. Dardai habe also mit ihm gesprochen und ihn gebeten, mit dem Bus direkt in die Münchner Arena zu fahren. Auf dem Spielfeld solle er sein Gefährt doch bitte sehr so vor dem Tor abzustellen, dass es die Bayernoffensive in den Wahnsinn treibe.

Berliner Entsetzen. Daridas Ausfall trifft Hertha schwer.

© imago/Matthias Koch

Dardai erzählt das alles mit einem schelmischen Lächeln im Gesicht. „Im Ernst, wenn wir in München einen Punkt holen, wäre ich glücklich.“ Drei Siege in drei Spielen haben ihn und seine Spieler nicht hochnäsig werden lassen. „Wir wollen uns auch in München nicht verstecken, aber es wird ungleich schwerer als gegen Schalke“, sagt etwa Linksverteidiger Marvin Plattenhardt. Mitchell Weiser, dem gegen Schalke die Führung gelang und das zweite Tor durch Valentin Stocker vorbereitete, spricht gar von einem Bayern-Feeling, das ihm nun als Herthaner überkommen sei. Weiser hat ein Weilchen bei den Bayern gespielt und kennt das Gefühl, der Konkurrenz ein wenig enteilt zu sein. „Wir sollten auf uns schauen, vielleicht gelingt es uns, im München was mitzunehmen.“

Allerdings gehen die Berliner mit einem großen Handicap an den Start. Immerhin fehlt ihnen Vladimir Darida, ihr vielleicht wichtigster Akteur. Der Spielmacher der Berliner erlitt sich gegen Schalke einen Außenbandriss und wurde bereits operiert. „Das ist großes Pech, gehört aber zum Fußball“, sagt Dardai. Er weiß, dass der Ausfall des Tschechen einen herben Rückschlag für seine Mannschaft darstellt, nur sagt er es nicht so. Darida ist der laufstärkste Spieler der gesamten Liga und prägt das Spiel Herthas mehr als jeder andere. „Er ist bei uns eine Macht“, sagt Dardai und wirkt dabei ein wenig nachdenklich. „Vladimir wird zurückkommen, aber für dieses Jahr war es das wohl.“

Hertha hat den Sieg teuer bezahlt

Als Ersatz bieten sich Valentin Stocker und Salomon Kalou an. Zwei Spieler, die auf der Position hinter der Sturmspitze spielen können und doch recht unterschiedlich in ihrer Spielauslegung sind. „Valentin hat es gut gemacht als Zehner gegen Schalke, er ist gut reingekommen für Vladimir, macht ein schönes Tor, sein Name glänzt wieder“, sagt Dardai: „Er hat jetzt eine Riesenchance.“

Ganz so lustig und schwerelos fällt der Montag bei Hertha dann doch nicht aus. Die Diagnose, die Operation und die lange Ausfallzeit Daridas präsentieren dem Berliner Bundesligisten eine emotional geteilte Aussicht. So schön der Sieg am Vortag über Schalke war – Hertha hat ihn teurer bezahlt. Vladimir Darida wird der Mannschaft fehlen. Das weiß auch Pal Dardai, nur will er sich das nicht ansehen lassen. Während draußen der blaue Mannschaftsbus für die Reise nach München mit Trainingstechnik beladen wird, wischt Dardai sich im Medienraum noch einmal über die Stirn. „Ich sehe eine Minimalchance, dass wir ungeschlagen bleiben“, sagt der Ungar. Er hätte auch sagen können: „Eigentlich haben wir keine Chance – also nutzen wir sie!“

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