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Thomas Supis plant zweigleisig, hofft aber auf den ganz großen Durchbruch bei den Eisbären.

© City-Press

Eisbären mit Doppellizenz: Hier Führungsspieler, da Puckträger

Vincent Schlenker und Thomas Supis pendeln zwischen zwei Welten. Bei den Eisbären spielen sie Profi-Eishockey, beim Oberligisten Fass sind sie Amateure.

Wenn Vincent Schlenker heute nach dem Auswärtsspiel in Köln den Schlusspfiff hört, wird er mit den Gedanken nicht ganz bei den Eisbären sein. „Nach dem Spiel werde ich aufs Handy schauen, wie Fass gespielt hat“, sagt der Stürmer. Denn 586 Kilometer entfernt wird etwa zur selben Zeit sein Mannschaftskollege Thomas Supis das Lokalderby gegen den Stadtrivalen vom ECC Preussen beenden – zwei Spielklassen tiefer als die Eisbären, in der Regionalliga Ost. Statt in der 19 500 Plätze fassenden Köln-Arena wird Supis im Wellblechpalast spielen, idealerweise vor 1500 bis 2000 Zuschauern. „Das ist schon ein großer Unterschied, denn die Fans motivieren einen sehr“, gibt Schlenker zu. „Aber wir versuchen, auch vor 200 Fans gutes Eishockey zu spielen, damit vielleicht irgendwann mehr Fans kommen.“

Dass die beiden 20-Jährigen heute unter derart unterschiedlichen Bedingungen spielen werden, liegt keinesfalls an verschiedenen Leistungsniveaus, sondern an einem Deal zwischen dem amtierenden Deutschen Meister und dem Freien Akademischen Sportverein Siegmundshof (Fass), einem ehemaligen Studenten-Verein. Die DEL-Nachwuchsspieler, die beide vor fünf Jahren aus Villingen-Schwenningen zu den Eisbären Juniors kamen, sollten in der Saison 2009/2010 zum ersten Mal in die Welt des Männereishockeys hineinschnuppern. Mit einer Doppellizenz durften Supis und Schlenker zwischen ehemaligen DEL- und altgedienten Hobbyspielern Erfahrung und Praxis sammeln.

Was ihnen bei dem Amateurverein sofort auffiel: „Bei Fass spielen sie langsamer, rennen nicht so viel rum, sondern spielen lieber einen gescheiten Pass“, sagt Thomas Supis. Die ruhigere Gangart kommt den beiden mittlerweile entgegen. Sie sind nicht nur abwechselnd bei beiden Vereinen im Kader, sondern machen auch sämtliche Trainingseinheiten mit. Beim Vor-Ort-Termin sitzen sie nach der Morgeneinheit bei den Eisbären gerade verschwitzt in der Kabine, am Abend zuvor waren sie beim Training von Fass dabei.

Im Eisbären-Trikot macht Schlenker schon eine gute Figur. Der 20-Jährige trainiert im Moment doppeltes Pensum.
Im Eisbären-Trikot macht Schlenker schon eine gute Figur. Der 20-Jährige trainiert im Moment doppeltes Pensum.

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An drei Tagen in der Woche trainieren sie zwei Mal auf dem Eis, dazu kommen Krafttraining und zwei Spiele an den Wochenenden. Ausruhen dürfen sie sich auch in der Oberliga Nord nicht. „Wir müssen bei beiden Teams hundert Prozent geben“, stellt Schlenker klar. Und Supis fügt hinzu: „Unser DEL-Trainer guckt auch unten zu, wenn man da keine Leistung bringt, ist man ganz schnell weg.“ In der DEL müsse man sich aber mehr konzentrieren, Siege müssten härter erkämpft werden. Auch die Vorbereitung ist aufwendiger. „Vor einem DEL-Spiel wird vorher Mittagsstunde gemacht, dann hört man Musik und es gibt ein ausführliches Warm-up“, beschreibt Supis das Vorbereitungsritual, „man nimmt das alles ernster“.

Bei den Eisbären müssen sie als Nachwuchsspieler nach dem Training noch den Eimer mit den Pucks in die Kabine tragen, bei Fass sind sie mittlerweile Führungsspieler, die mit ihren 20 Jahren schon als Vorbilder für den Nachwuchs dienen. „Wir geben den jüngeren Spielern bei Fass schon Tipps, wie sie sich verbessern können“, erzählt Schlenker, der mittlerweile schon 51 Spiele bei den Eisbären und 53 bei Fass absolviert hat. Aber auch die beiden Nachwuchsspieler profitieren von ihrer Doppelrolle, sie haben durch die Spielpraxis an Sicherheit gewonnen, sind ruhiger auf dem Eis. Wohl fühlen sie sich in beiden Mannschaften, sagen sie, ab und zu unternehmen sie auch privat etwas mit den Kollegen, wobei sie bei den Eisbären mit den amerikanischen Teamkollegen ihr Englisch verbessern können, während bei Fass eher berlinert wird.

Doch das langfristige Ziel heißt DEL. „Wir wollen uns bei den Eisbären durchbeißen“, so Schlenker, „damit auch irgendwann das Thema Fass abgehakt ist.“ Die Doppelbelastung steckt ihnen in den Knochen. Bis sie Stammspieler bei den Eisbären sind, werden sie noch viele Stunden im Wellblechpalast verbringen – beim Training für die großen Arenen oder mit den Amateuren vor ein paar hundert Anhängern.

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