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Spielanalyse leicht gemacht: Alexander Bitzke entwickelte die Onlineplattform Fubalytics, die Stärken und Schwächen einer Mannschaft bei einem Spiel deutlich macht. Zu seinen Kunden zählen zahlreiche Profi-Vereine.

© Bernd Wannenmacher

Serie: Aus der Uni auf den Markt: Mehr Aha-Erlebnisse für Trainer und Spieler

Die Ausgründung Fubalytics macht Fußball-Videoanalyse auch für Amateurmannschaften erschwinglich.

„Der Fußball hat sich verändert“, sagt Alexander Bitzke. „Wurde in den 1990er Jahren noch auf Manndeckung gespielt, geht es heute darum, im Kollektiv die Räume eng zu machen.“ Das sei aber nur eines von vielen Beispielen dafür, dass Konzepte auf dem Rasen immer wichtiger werden. Und ein Grund, warum Bitzke heute Unternehmer ist. Denn wer ein Konzept hat, möchte auch wissen, ob es funktioniert, wo Schwachstellen liegen und welchen Plan der Gegner verfolgt. Profis verwenden dafür schon lange die Videoanalyse. Auch für Amateurmannschaften will der Sportwissenschaftler und Betriebswirt Bitzke mit seinem Team dieses Werkzeug erschwinglich machen.

Technische Hilfe erhielten die Gründer von Professor Christof Schütte, dem Leiter der Biocomputing Group am Fachbereich Mathematik und Informatik der Freien Universität, Beratung kam von Profund Innovation (siehe unten), der Service-Einrichtung für Wissens- und Technologietransfer in der Abteilung Forschung der zentralen Universitätsverwaltung. Mit einem EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie konnte das Start-up loslegen, 2012 nahm die Onlineplattform Fubalytics den Betrieb auf.

Über den Internet-Browser oder die eigens erstellte Software „Fucasa“ können Fußballer Videos von ihren Spielen hochladen, wichtige Szenen markieren, zusammenstellen, mit Zeichnungen und Kommentaren ergänzen, automatisch Statistiken errechnen lassen und Spieler einladen, sich die Analysen anzuschauen. So lassen sich Chancen und Risiken aufzeigen – etwa Lücken in der Abwehr, Leistungsschwächen oder fehlende Antizipation von Spielsituationen. Die Basisversion ist kostenlos, Premiumversionen stehen ab rund 15 Euro pro Monat zur Verfügung. Inzwischen hat Fubalytics sechs Mitarbeiter und mehr als 6000 Nutzer – sogar Profi-Vereine wie Hertha BSC, Union Berlin, FC Energie Cottbus, VfL Wolfsburg und 1860 München sind dabei. „Fußball-Clubs sind zwar keine besonders entscheidungsfreudigen Kunden“, hat Alexander Bitzke erfahren. „Aber wenn sie erstmal überzeugt sind, bleiben sie uns treu.“ Schließlich gehe es oft um die letzten paar Prozent, um die man sich noch steigern wolle.

Vor allem die Umsetzung der Taktik lässt sich gut überprüfen

Während des Spiels haben die Trainer nicht immer den besten Blickwinkel und sind emotional stark eingebunden. Bilder und Computerdaten sind hingegen objektiv, vor allem die Umsetzung der Taktik lässt sich so viel besser überprüfen. „Das führt zu vielen Aha-Erlebnissen bei den Spielern“, sagt Bitzke. Für sie sei es auch ein tolles Gefühl, sich eigene gelungene Aktionen anzuschauen und sie über soziale Medien Freunden zu zeigen. Im Auftrag eines Bundesliga-Clubs haben die Gründer mithilfe ihrer Software auch schon einmal 400 Szenen eines einzelnen Spielers zusammengeschnitten. Anhand des Videos entschied der Verein dann, ihm einen Profi-Vertrag zu geben.

Auch in der Schweiz, in Österreich, Polen und Frankreich sind die Fußball-Analysten bereits aktiv. Die Software steht in sieben Sprachen zur Verfügung, unter anderem auf Arabisch. Über das Crowd-Investing-Portal Seedmatch will das Start-up nun Kapital einwerben, um damit das Auslandsgeschäft anzukurbeln. Die Erfolge sprechen für das Produkt: Von vier Mannschaften, die 2015 das Halbfinale des DFB-Pokals für Junioren unter 19 Jahren erreicht haben, arbeiten drei mit Fubalytics. „Im Endspiel standen sich dann mit Hertha BSC und Energie Cottbus zwei unserer Kunden gegenüber“, sagt Bitzke. Hertha gewann.

Profund Innovation

Profund Innovation ist die zentrale Service-Einrichtung für den Wissens- und Technologietransfer an der Freien Universität Berlin. Das Team unterstützt Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Alumni dabei, Forschungsergebnisse nutzbar zu machen. Zum Angebot gehören die Beratung zu Erfindungen und zum Schutz des geistigen Eigentums, etwa über Patente oder Marken, Entrepreneurship Education und die Unterstützung bei Gründungen.

Einen Einstieg in das Thema Unternehmensgründung bietet der Funpreneur-Wettbewerb: Studierende entwickeln eine Geschäftsidee und setzen sie innerhalb von fünf Wochen um. Dabei werden sie von Wirtschaftspaten unterstützt. Zum Abschluss werden die Ergebnisse einer Jury präsentiert, die Preisgelder in Höhe von insgesamt 2500 Euro vergibt. Die nächste Runde des Funpreneur-Wettbewerbs der Freien Universität startet am 25. Oktober 2016 um 18.15 Uhr; der Ort wird noch bekanntgegeben.

Marion Kuka

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