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Student der FU Berlin: Mit der Masterarbeit zu den Filmfestspielen in Cannes

Ein Student der Freien Universität Berlin zeigt seine Abschlussarbeit mit dem Titel „Eine nutzlose Fiktion“ mit großem Erfolg auf internationalen Filmfestivals.

Eine Auszeichnung mit dem „Rising Star Award“ auf dem Canada International Film Festival, tägliche Vorführungen bei den Filmfestspielen in Cannes und weitere Präsentationen auf zahlreichen Filmwettbewerben weltweit: Der Erfolg der Masterarbeit von Cheong Kin Man ist außergewöhnlich. Während die meisten Studierenden das Ergebnis monatelanger Arbeit höchstens schön gebunden in ihr Bücherregal stellen, reist der aus Macau stammende Absolvent des zweijährigen Masterprogramms „Visual and Media Anthropology“ der Freien Universität Berlin mit seiner filmischen Abschlussarbeit durch die Welt.

„Die Freiheit in dem Studienprogramm und in der Stadt Berlin haben meine Kreativität stark angeregt“, sagt der 28-Jährige. Insbesondere die Dozenten hätten ihn und seine Kommilitonen dazu ermutigt, konventionelle Filmideen infrage zu stellen und dies filmisch umzusetzen.

Cheongs vielschichtiges, halbstündiges Werk „Eine nutzlose Fiktion“ handelt von der zwischenmenschlichen Verständigung über verschiedene Kulturen und Sprachen hinweg. In mehreren wahren und fiktiven Geschichten setzt er audiovisuelle Effekte und sprachliche Mittel ein – zum Beispiel Synchronisationen oder Untertitel –, um Fragen etwa nach Herkunft und Identität zu stellen. „Ich stelle mir meinen Kurzfilm wie ein traditionelles chinesisches Kunstwerk vor“, sagt Cheong, „in dem jedes Detail und Motiv in seinem Zusammenwirken aus Bild und Ton eine eigene Bedeutung hat.“

Das Thema und der von einem japanischen Zenmeister inspirierte Originaltitel

in Portugiesisch, altem Chinesisch und modernem Vietnamesisch deuten Cheongs bewegten Lebenslauf an: Der Sohn kantonesischer Einwanderer kam 1987 in dem damals noch unter portugiesischer Verwaltung stehenden chinesischen Territorium Macau zur Welt, lebte in einem von Burmesen und anderen südostasiatischen Immigranten bevölkerten Viertel und besuchte erst eine katholische, dann eine chinesische Schule. Er hat bisher in Macau, China, Portugal, Deutschland, Singapur und Belgien gelebt, spricht Kantonesisch, Mandarin, Portugiesisch, Englisch, Französisch und etwas Deutsch – und hat in „Eine nutzlose Fiktion“ sogar ein schwäbisches Gedicht aus einem Aufenthalt in Stuttgart verarbeitet.

Der junge Filmemacher hat für sein Werk bereits viel positive Resonanz erfahren: Nachdem er im kanadischen Vancouver den „2015 Rising Star Award“ erhalten hatte, traf er sich mit an seiner Arbeit interessierten Anthropologen der University of British Columbia, außerdem wurde „Eine nutzlose Fiktion“ auf mehreren europäischen Filmwettbewerben, etwa im spanischen Granada oder im slowenischen Ljubljana, gezeigt.

Der bisherige Höhepunkt allerdings waren tägliche Vorführungen in der „Short Film Corner“ der Internationalen Filmfestspiele von Cannes im Mai, einem der weltweit renommiertesten Filmfestivals: „Ich war einfach nur überwältigt von der einmaligen Erfahrung – zumal ich der erste Macanese überhaupt bin, der dort einen Film gezeigt hat“, erzählt Cheong.

In den kommenden Wochen und Monaten stehen für den Studenten weitere Reisen zu Filmvorführungen an, etwa in die Vereinigten Staaten und nach Singapur. Eine Atempause braucht der außergewöhnliche Filmemacher offensichtlich nicht: „Dank des Masterprogramms und meiner Zeit in Europa habe ich mein Interesse für die Wahrnehmung von Dingen in verschiedenen Sprachen vertieft“, sagt Cheong. „Außerdem beschäftige ich mich nun verstärkt mit der Beziehung von europäischer Philosophie und ostasiatischem Denken – was mich noch viel neugieriger auf mir unbekannte Teile der Welt macht. Ich will sie alle kennenlernen!“

Juliane Küppers

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