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2014/15 gereift: Herthas Nico Schulz.

© imago

Hertha BSC: Nico Schulz ist endlich erwachsen

Nico Schulz ist bei Hertha BSC die heimliche Entdeckung des Saisonstarts - dabei hatte der Klub auf der linken Seite im Sommer massiv nachgerüstet. Der 21-Jährige musste dafür einen Reifeprozess durchmachen.

Nico Schulz ist in den vergangenen Tagen mit der deutschen U-21-Nationalmannschaft unterwegs gewesen. Es war mit zwei Siegen und der vorzeitigen Qualifikation für die EM-Play-offs nicht nur eine höchst erfolgreiche Dienstreise, es war auch eine lehrreiche Erfahrung. Schulz hat Dinge erlebt, die er bei Hertha BSC zuletzt nicht erlebt hat. Gegen Irland wurde er schon zur Pause ausgewechselt, gegen Rumänien erst zur zweiten Hälfte eingewechselt. Spät rein, früh raus – das kennt Schulz von Hertha nicht mehr. In dieser Saison hat der Linksfuß in jedem der drei Pflichtspiele in der Startelf gestanden. Das wird auch heute, im Heimspiel gegen Mainz 05, wieder so sein.

Schulz ist bei Hertha die heimliche Entdeckung des Saisonauftakts. Dass er sich in der Startelf festgespielt hat, hätten zu Beginn der Vorbereitung die wenigsten erwartet, nachdem Hertha im Sommer auf der linken Seite – auf Schulz’ Seite – massiv nachgerüstet hatte: mit dem U-21-Nationalspieler Marvin Plattenhardt für die Defensive und den beiden A-Nationalspielern Valentin Stocker aus der Schweiz und Genki Haraguchi aus Japan für die Offensive. Schulz hat mit Blick auf die eigene Perspektive im ersten Moment auch ein bisschen geschluckt. „Aber ich bin davor nicht weggerannt“, sagt er. „Der Konkurrenzkampf ist doch nur positiv. Man muss im Training immer Gas geben.“

Luhukay: "Nico ist auf einem guten Weg"

Vor allem auf sein eigenes Leistungsvermögen scheint sich der Konkurrenzkampf positiv ausgewirkt zu haben. Kurz vor dem Pokalspiel bei Viktoria Köln nahm Trainer Luhukay Schulz beiseite, um ihm mitzuteilen, dass er sehr zufrieden mit seinen Darbietungen in der Vorbereitung gewesen sei. Schulz ist ohnehin ein Spieler, den Luhukay schätzt, weil er technisch gut ist und das Spiel mit seiner Dynamik beschleunigen kann. „Wenn ich ihn mal kritisiere, heißt das nicht, dass ich nicht viel von ihm halte. Nico ist ein Spieler, der in seiner Entwicklung noch nicht fertig ist“, sagt Herthas Trainer. „Er hat aber jetzt noch mal einen Schritt gemacht, er ist auf einem guten Weg.“

Man vergisst leicht, dass Schulz immer noch erst 21 ist – weil er bereits in seine fünfte Saison als Profi geht. Schon mit 17 hat der gebürtige Berliner, Sohn einer Deutschen und eines Italieners, für Hertha in der Zweiten Liga debütiert. Überhaupt ist sein Talent früh aufgefallen. Bayer Leverkusen war damals an seiner Verpflichtung interessiert, Trainer Jupp Heynckes höchstselbst soll sich dafür verwandt haben. Sogar als künftiger Nationalspieler wurde Schulz schon gehandelt.

Ziel: Mehr Konstanz und Ernsthaftigkeit

In gewisser Weise hat Schulz das erlebt, was viele junge Spieler erleben, die aus der eigenen Jugend zu den Profis gestoßen sind. Sie laufen eben so mit. Doch genau das will Schulz nicht mehr: Mitläufer sein. Er hat wohl selbst das Gefühl gehabt, dass diese Saison anders werden muss. „Ich will jetzt endlich auch richtig durchstarten, ein gestandener Bundesligaspieler werden, Stammspieler bei Hertha“, sagt er. „Ich will es schon erzwingen.“

Mehr Konstanz und Ernsthaftigkeit erwartet Luhukay von Schulz: „Er musste in seiner Entwicklung erwachsener werden.“ 25 Bundesligaspiele hat Schulz bisher bestritten, dazu 41 in der Zweiten Liga. Gemessen an den ganz großen Hoffnungen zu Beginn seiner Profikarriere ist das noch nicht die fette Beute. Mit dem Gedanken, bisher zu wenig aus seinem Talent gemacht zu haben, will sich Schulz trotzdem nicht beschäftigen. „Es ist nicht gut, irgendetwas hinterherzutrauern. Das bringt nichts“, sagt er. „Ich bin immer noch jung.“

Gute Linksverteidiger sind immer gefragt

Schulz weiß, dass seine Perspektiven weiterhin glänzend sind – vor allem als linker Verteidiger. „Ich habe die ganze Jugend links hinten gespielt, das ist meine Position“, sagt er. Für ihn ist es auch die Position „mit mehr Zukunft“. Gute Linksverteidiger gebe es nicht so viele, „die sind immer gefragt“. Auch in der Nationalmannschaft.

Wie schnell es dorthin gehen kann, hat er im Sommer erlebt, als er sich im Fernsehen die Spiele der WM angeschaut hat. Schulz hat bei den Übertragungen aus Brasilien einige alte Bekannte entdeckt. Mit Julian Draxler, Erik Durm, Matthias Ginter und Shkodran Mustafi hat er schon in der U-21-Nationalmannschaft zusammengespielt; sie alle dürfen sich jetzt Weltmeister nennen.

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