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© dpa

Berliner Zoo: Gianna erkundet Knuts Revier

UPDATE Geglückte Premiere: Zwei Wochen nach ihrem Umzug in den Berliner Zoo hat sich Eisbärin Gianna erstmals Knuts Bärenfelsen angeschaut. Den ersten gemeinsamen Auftritt mit ihrem künftigen Partner Knut wird es aber erst in der nächsten Woche geben.

„Is das Knut?“ „Nee, die Freundin.“ – Am Gehege des berühmtesten Eisbären der Welt im Berliner Zoo war das am Mittwoch ein Standard-Wortwechsel, in diesem Fall zwischen zwei Schulmädchen, die es mit ihrer Klasse auch zu – nein, eben nicht zu Knut verschlagen hatte. Den bekam außer den Pflegern gestern niemand zu sehen. Der Eisbär lag irgendwo im Innern des Geheges hinter Schloss und Riegel, angeblich frohen Mutes, weil er so seinen Pflegern näher war, öfter mal „bespaßt“ werden konnte, wie Reviertierpfleger Ronny Henkel zur Beruhigung eventuell besorgter Knut-Fans wissen ließ. Nein, Knut war an diesem sonnigen Vormittag nicht der Star, vielmehr die schöne Giovanna aus München, seine neue Nachbarin, vielleicht gar künftige Gefährtin, wer kann die Wege zweier Bärenseelen schon erahnen?

Seit Anfang des Monats leben die beiden Seite an Seite, nur durch ein Gitter voneinander getrennt, er durchaus interessiert, wie man hört, sie aber zeigt ihm noch die kalte Schulter. Gestern früh nun durfte die Holde erstmals ins Freie, um sich der hiesigen Öffentlichkeit zu präsentieren – und zugleich Knuts Freigehege zu erkunden, ihr luftiges, bald schon gemeinsames Wohnzimmer – sofern alles gut geht. Das gab dem Enthusiasmus der Knut-Gemeinde noch mal neuen Schwung, mehrere Dutzend Bärenfreunde – genaugenommen überwiegend Freundinnen fortgeschrittenen Alters – säumten am Vormittag das Gehege, an dem sich Kamerateams, Fotografen, Reporter schon früh die besten Plätze gesichert hatten – ein zoologischer Toptermin, zumal sich am Vortag der Tod seines Pflegers Thomas Dörflein gejährt hatte, man sah es an verwelkten, vor Knut-Dörflein-Fotos drapierten Blumengebinden.

Und es kamen offenbar neue dazu, zumindest ein Strauß, den eine Dame mittleren Alters keineswegs für die neue Zoo-Bewohnerin mitgebracht hatte, sondern für Knuts verstorbenen Ziehpapa. Ja, sie sei schon oft hier gewesen – das würden wohl die meisten der erwartungsvoll wartenden Besucherinnen antworten. Aber gegen die Unterschiede zwischen Knut und Giovanna, die vorhin Pfleger Henkel in die Reporterblöcke diktiert hatte – sie sei kleiner, habe weißeres Fell, einen dickeren Hintern –, erhob die Bärenfreundin doch Einwände. Giovanna dick? Sie komme ihr eher schlank vor, solle seit Tagen nichts gegessen haben.

Daran schien sich auch gestern nichts zu ändern, Apfel, Brötchen, Fisch und Steak, die zu Giovanna ins Gehege flogen, blieben unbeachtet. Stattdessen lief die Bärin unentwegt von links nach rechts, von rechts nach links, machte einen Bauchplatscher ins Wasser, schwamm kurz hin und her, kletterte raus, rieb sich an Felsen die Seite, lief wieder nach rechts, nach links, völlig aufgedreht. „Das macht Knut nur, wenn es was zu fressen gibt.“ Stammgäste konnten das Verhalten gleich einordnen, schrieben es der Nervösität Giovannas an diesem besonderen Tag zu. Das bestätigten die mittlerweile eingetroffenen Oberzoologen, Direktor Bernhard Blaszkiewitz und Bärenkurator Heiner Klös. „Alles riecht hier nach Knut“, erläuterte Blaszkiewitz die Unruhe, auch sei die Bärin aufgeregt wegen der vielen Leute.

Auch heute hat Giovanna das Außengehege für sich allein, nur nachts ruhen beide Tiere Seite an Seite, dazwischen das Gitter. Nächste Woche will man es öffnen. Dann kann man nur noch hoffen.

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