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Das "Compression Sofa" aus massivem Marmor (moooi): Nur das Polster ist aus Schaumstoff.

© Mark Cocksedge

Ungewöhnliche Sofas: Bequem umgekehrt

Das „Compression Sofa“ von Paul Cocksedge ist ein Spiel mit der Wahrnehmung.

Man braucht schon Platz und eine dicke Brieftasche, um sich Paul Cocksedges „Compression Sofa“ (moooi) leisten zu können. „Compression Sofa“ ist erst einmal ziemlich viel Volumen im Raum mit wenig Nutzfläche. Auf den ersten Blick versteht man nicht so richtig, was es soll. Ja, es sieht irgendwie gequetscht aus. Ist es ja auch. „Compression Sofa“ ist 240 Zentimeter lang und knapp 130 Zentimeter tief und 121 Zentimeter hoch – ein mächtiger Kubus aus Schaumstoff, der seinen Platz fordert. Aber das mächtige Sofa bietet nur einer Person Platz – ein Statement-Sofa, eine Skulptur im Raum. Die linke Ecke ist leicht vom Boden abgehoben, dafür ist auch die linke Ecke höher als die rechte. Eine quadratische Marmorplatte bahnt sich ihren Weg in den Schaumstoffblock, bis es nicht mehr weitergeht - und formt so einen eleganten Sitz mit rund geschwungener Lehne. Man denkt, die Platte ist – leicht asymmetrisch – vom Himmel gefallen. Genauso hat es sich Paul Cocksedge auch gedacht, wie das Produktvideo zeigt. Schaumstoffblock und Platte sind nicht miteinander verbunden, der Sitz ist variabel. je nachdem, wo man die Platte fallen lässt und sie in den Schaumstoffblock einsinkt, verändert das Möbel leicht sein Aussehen.

Cocksedge hat hierbei die Symbiose unterschiedlicher Materialien gereizt, die doch harmonisch zusammenwirken – hier der harte und kalte Carrara-Marmor und dort der weiche Schaumstoffblock, die zusammen eine kuschelige, luxuriöse und überdimensionierte Sitzgelegenheit bieten.

Ein Sofa ganz aus Marmor

„Compression Sofa“ ist fast schon mehr eine Skulptur als ein Sofa, ein Blickfang im Raum, der sofort Fragen nach dem Wie aufwirft. Cocksedge hat die Idee nun auf die Spitze getrieben und das Pendant zum „Compression Sofa“ entworfen, für das man neben der dicken Brieftasche und dem Raum auch noch einen belastungsfähigen Boden braucht, denn hat er hat die Materialien einfach umgedreht. Der Block ist jetzt nicht durch die Sitzfläche deformiert, denn diese Schaumstoffsitzfläche hätte gar nicht die Kraft, das Korpus aus massivem Marmor einzudrücken, das muss schon so gestaltet sein.

Dennoch sieht es so aus, als hätte auch dieses weiche Schaumstoffkissen den Marmorblock zum Einknicken gebracht – ein Spiel mit der Wahrnehmung des menschlichen Auges. Idealerweise würde man die zwei Objekte einander gegenüberstellen, um den Reiz der Idee voll auszuspielen – aber das wird wohl nur ein Traum sein, der wenigen Vermögenden vorbehalten bleibt.

Er testet die Grenzen der Technologie gern aus

Der britische Designer Paul Cocksedge ist bekannt dafür, dass er gerne die Grenzen des Materials und der Technologie austestet. So hat er mit Hilfe von Gefriertechniken Möbeteile miteinander verbunden, die sonst nicht zu verbinden sind. Führt man tiefgefrorenes Metall in vorgebohrte Löcher, dehnt sich das Metall nach dem Auftauen wieder aus, und wenn es nur um Bruchteile geht, und schafft so eine sichere, feste Verbindung.

Die softe Variante des "Compression Sofa". Hier drückt sich die Marmorplatte in den Schaumstoffblock.
Die softe Variante des "Compression Sofa". Hier drückt sich die Marmorplatte in den Schaumstoffblock.

© Mark Cocksedge

Cocksedge, der bei Ron Arad am Royal College of Art studiert hat, wurde schon zwei Jahre nach seiner Abschlussarbeit 2004 zum „Designer des Jahres“ vom Londoner Design Museum ausgerufen. Im gleichen Jahr gründete er sein „Paul Cocksedge Studio“ und arbeitet seitdem als Designer, Architekt und Künstler, ein Wanderer zwischen den Genres, immer gut für Überraschungen. Zu seinen Meisterwerken gehört die „Living Staircase“ für ein Haus der Kreativwirtschaft in London. Wie eine Apfelschale windet sich die Treppe im Atrium hoch. Auf jeder Ebene findet sich eine runde Ruhezone mit Bank, wo man sich treffen kann. Beide Treppenläufe sind von Pflanzenbehältern gesäumt, sodass der Eindruck eines grünen Bandes entsteht.

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