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Wirtschaft: Alles unter einem Dach

Die Gewinne von Dachfonds sind beeindruckend – und sollten Kleinanleger neugierig machen

Langweilig, teuer, erfolglos – so wurden Dachfonds lange Zeit disqualifiziert. Doch die Kritiker müssen ihr Urteil revidieren. Denn ein Blick auf die Wertentwicklung der vergangenen Zeit macht deutlich, dass viele Dachfonds nicht nur erfolgreiche Einzelfonds, sondern auch Indizes wie den Dax geschlagen haben.

So brachte der Fiag Universal Dachfonds des Anbieters Universal Investment Anlegern auf Jahressicht 39 Prozent. Der Dax schaffte im gleichen Zeitraum rund 32 Prozent, der Welt-Index MSCI World 19,5 Prozent, und selbst Verkaufsschlager wie der weltweit investierende Aktienfonds Vermögensbildung I des deutschen Marktführers DWS erzielten nur gut 26 Prozent.

Gute Gründe also, warum Dachfonds immer beliebter werden. Knapp sechs Milliarden Euro flossen 2005 netto in die 401 Dachfonds, die in den Statistiken des Branchenverbandes BVI registriert sind und mittlerweile rund 40 Milliarden Euro verwalten. Damit machen diese Fonds ein Siebtel aller Publikumsfonds aus. „Dachfonds bieten eine Art Vermögensverwaltung für den Kleinanleger“, sagt BVI-Sprecher Frank Bock. Statt aus tausenden Produkten den richtigen Anlagemix für sich herauszufiltern, kann sich der Anleger einfach einen Dachfonds suchen, der zur Risikobereitschaft und zum persönlichen Anlagestil passt. So gibt es Dachfonds, die nur in Aktienfonds investieren und dabei höhere Risiken bei höheren Chancen eingehen, aber auch Dachfonds, die je nach Marktlage auch Immobilien- und Rentenfonds kaufen.

So hat der Fiag Universal Dachfonds seine hohe Jahresrendite auch mit entsprechendem Risiko erreicht. „Wir setzen jeweils auf acht Märkte mit der aktuell höchsten Attraktivität“, erklärt Rüdiger Sälzle, Geschäftsführer von Fondsconsult, die den Fiag-Fonds für die Investmentgesellschaft Universal betreut. Aktuell seien dies beispielsweise Indien, Korea oder Südafrika – Märkte, für die Fondsconsult dann einen attraktiven Fonds auswähle. Etwa einmal pro Monat würden zwei Zielfonds ausgetauscht.

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt Eckhard Sauren mit seiner bankenunabhängigen Investmentgesellschaft Sauren Fonds-Select. Seine sieben verschiedenen Dachfonds stehen fast alle auf vorderen Ranking-Plätzen. Saurens Credo: „Wir investieren nicht in Fonds, wir investieren in Fondsmanager.“ Sein Team sucht in hunderten Gesprächen und Tests nach den fähigsten Köpfen der Branche – und investiert in sie. Der Erfolg scheint ihnen Recht zu geben: Der weltweit investierende Sauren Global Growth hat in den vergangenen drei Jahren knapp 90 Prozent Gewinn erwirtschaftet, davon gut 28 in den vergangenen zwölf Monaten. Defensivere Anleger, die eher auf Misch-Dachfonds setzen wollen, waren dagegen beim Sauren Global Balanced besser aufgehoben, der neben Aktien auch etwa 40 Prozent des Fondsvermögens in Renten und Immobilien steckt. Mit einem Plus von knapp 16 Prozent lag die Wertentwicklung aber hinter den aggressiveren reinen Aktien-Dachfonds.

Trotzdem: Eine von der britischen Fondsgesellschaft Fidelity in Auftrag gegebene Dachfonds-Studie ergab, dass Dachfonds mit dem Schwerpunkt Aktien sich von 2002 bis Ende 2004 bei deutlich geringerer Schwankungsbreite im Schnitt um fünf Prozent besser entwickelt haben als global anlegende Einzelfonds. Besonders gut schnitten danach vor allem jene Dachfonds ab, die nicht hauptsächlich in konzerneigene Einzelfonds investierten, sondern sich tatsächlich die Besten der ganzen Branche aussuchen konnten.

Dies dürfte auch der Grund dafür gewesen sein, dass Deutschlands größter Dachfonds-Anbieter, die Sparkassen-Tochter Deka, Marktanteile eingebüßt hat. Denn die Anleger achten laut Fidelity zunehmend darauf, dass sich der Fondsmanager aus einem uneingeschränkten Fonds-Universum bedienen kann. Mit 17,7 Milliarden Euro Anlagevolumen liegen noch gut 44 Prozent der deutschen Dachfonds-Gelder in einem Deka-Produkt. Anfang 2005 waren es noch 48 Prozent. Die Deka hat fünf verschiedene Chance-Risiko-Varianten im Angebot, die die Fondsmanager nur mit konzerneigenen Produkten sowie Fonds von zehn ausgewählten ausländischen Kooperationspartnern bestücken können. Produkte der heimischen Konkurrenz, etwa der Adig oder der DWS, sind für die Dachfonds-Manager tabu.

Bei den fünf Dachfonds der Citi ChoiceFamilie haben die Manager dagegen die freie Wahl. Einzige Bedingung bei der Auswahl der Fonds ist eine gute Bewertung für den Manager durch die Rating-Agentur Standard & Poor’s. Mit knapp zehnprozentigem Plus liegt der Fonds Citi Choice Conservative, der bis zu 85 Prozent in Renten und Geldmarktfonds und nur bis zu 25 Prozent in Aktienfonds investieren kann, auf Jahressicht auch deutlich vor den Struktur-Ertrag-Fonds der Deka, die ebenfalls höchstens ein Viertel in Aktienfonds stecken dürfen und im Schnitt rund sieben Prozent brachten.

Ein anderes Konzept hat Vermögensverwalter Peter Huber: Sein Dachfonds Star-Plus German Masters investiert in die zehn besten Fonds bankenunabhängiger Kollegen, beispielsweise in die Produkte erfahrener Fonds-Manager wie Frank Lingohr oder Jens Ehrhardt. Sie hätten Mut, eigene Wege zu gehen und klebten nicht am Vergleichsindex, erklärt Fondsmanager Kai-Arne Jordan. Die Bilanz: 24 Prozent Plus seit Februar 2005.

Fünf Dachfonds hat der ebenfalls bankenunabhängige Vermögensverwalter Uwe Leonhardt im Programm seiner German Capital Management AG (Gecam). Der Allgäuer weiß, dass nur rund fünf Prozent der Anleger ein Depot führen, das gut diversifiziert und frei von gehäuften Risiken ist. Dachfonds böten da Abhilfe. So kann der Gecam Global Balanced bis zu 80 Prozent in Aktienfonds oder bis zu 100 Prozent in Rentenfonds investieren. Binnen Jahresfrist hat Leonhardt so gut 21 Prozent erwirtschaftet.

Veronika Csizi

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