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Wirtschaft: An Michael Rottmann Leiter der Zins- und Devisenstrategie der Hypo-Vereinsbank

Gegen die Gefahr der Inflation

Inflation ist Gift für die Geldanlage. Anleihen mit eingebautem Inflationsschutz versprechen Sicherheit. Sollte man einsteigen?

Im Jahr 1998 emittierte der französische Staat zum ersten Mal auf Euro lautende inflationsgeschützte Anleihen. Inzwischen haben auch Italien und Griechenland vergleichbare Anleihen begeben und über eine deutsche Emission wird seit rund 18 Monaten spekuliert. In den vergangenen fünf Jahren hat die Rendite solcher Anleihen den Ertrag von nominalen Anleihen identischer Laufzeit übertroffen.

Lohnt sich der Einstieg auf aktuellem Niveau? Im Jahr 2002 boten inflationsgeschützte Anleihen Renditen von über drei Prozent (zuzüglich Inflationsausgleich). Inzwischen sind diese realen Renditen deutlich unter zwei Prozent (zuzüglich Inflationsausgleich) gesunken. Neben dem Coupon von 1,6 Prozent zahlt der Emittent der genannten zehnjährigen Anleihen den Inflationsanstieg des Harmonisierten Eurolandpreisindex ohne Tabakpreise. Die Ertragsaussichten im Vergleich zu nominalen Staatsanleihen lassen sich wie folgt abschätzen: Subtrahiert man die aktuelle Rendite der zehnjährigen inflationsgeschützten Anleihe von 1,39 Prozent von der Rendite der nominalen zehnjährigen Anleihe von aktuell 3,61 Prozent, erhält man einen Wert von 2,22 Prozent – die Break-Even-Inflation. Sie zeigt, wie hoch die durchschnittliche Inflation sein muss, um per Endfälligkeit keinen geringeren Ertrag zu erzielen als mit einer nominalen Anleihe. Wie realistisch diese Möglichkeit erscheint, muss jeder Investor für sich selbst entscheiden.

Der Harmonisierte Eurolandpreisindex ohne Tabakpreise lag zuletzt rund 0,3 Prozent unter dem Harmonisierten Eurolandpreisindex, auf den sich das Inflationsmandat der Europäischen Zentralbank bezieht. Geht man davon aus, dass die EZB mittelfristig das Inflationsziel von „nahe an, aber nicht über zwei Prozent“ einhält, kann man eine mittelfristige Inflation ohne Tabakpreise von rund 1,7 Prozent ableiten.

Die 1,7 Prozent liegen rund 0,5 Prozent unter der berechneten Break-Even-Inflation (2,22 Prozent). Somit würde die inflationsgeschützte Anleihe über die Gesamtlaufzeit eine geringere Rendite als eine vergleichbare Anlage in nominalen Staatsanleihen erzielen. Wer mit einer deutlich steigenden Inflation rechnet, für den eignet sich die inflationsgeschützte Anleihe.

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An Michael Rottmann

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