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Wirtschaft: Den Wechsel wagen

Wer bei den Stromanbietern vergleicht, kann viel Geld sparen. Beim Gas geht das leider noch nicht

Die schlechten Nachrichten wollten in den vergangenen Wochen gar nicht abreißen: Erst verteuerte sich durch die Hurrikans „Katrina“ und „Rita“ das Öl, dann hoben die meisten Gasversorger ihre Preise an, und nun drohen auch noch die großen Stromkonzerne Eon und RWE mit höheren Tarifen. Laut Statistischem Bundesamt muss ein durchschnittlicher Haushalt in diesem Jahr allein für Benzin, Diesel, Erdgas und Heizöl 176 Euro mehr bezahlen als im Vorjahr. Insgesamt dürfte sich die Mehrbelastung bis Jahresende auf 6,8 Milliarden Euro belaufen.

Allerdings: Vollkommen wehrlos ist man als einzelner Kunde nicht. Vor allem beim Strom bieten sich zahlreiche Möglichkeiten zum Sparen. Denn ähnlich wie beim Telefonieren ist der Strommarkt bereits liberalisiert. Das heißt, die Kunden sind nicht an den örtlichen Anbieter – in Berlin die Bewag – gebunden. Und es gibt sogar eine ganze Reihe von Konkurrenten, die günstiger sind als der Ex-Monopolist (siehe Tabelle).

„Das billigste Angebot ist aber nicht immer gleich das beste“, warnt Bernd Ruschinzik von der Verbraucherzentrale Berlin. Schließlich gibt es nur in den wenigsten Fällen eine Garantie dafür, dass der Preis für längere Zeit stabil bleibt. Einigermaßen sicher kann man sich hingegen bei Anbietern sein, die ihre Preise gerade erst erhöht haben. Der Mutterkonzern der Bewag, Vattenfall Europe, hat für seine Privatkunden übrigens Preiserhöhungen „bis weit in das Jahr 2006 hinein“ ausgeschlossen.

Doch es kann noch andere Probleme beim Wechsel des Stromanbieters geben. „In der Vergangenheit sind viele Stromanbieter pleite gegangen“, sagt Ruschinzik. „Bei Vorauszahlungen gilt deshalb Vorsicht.“ Im schlimmsten Fall drohe der Totalverlust des gezahlten Geldes. „Je länger eine Firma am Markt ist, desto sicherer können sich die Kunden fühlen“, rät Ruschinzik deshalb. Auch auf mögliche Mindestvertragslaufzeiten sollten Verbraucher achten. Unterbrechungen bei der Stromversorgung sind hingegen nicht zu befürchten: Die Lieferung wird beim Anbieterwechsel nahtlos fortgeführt – nur die Rechnung kommt von einer anderen Adresse.

Viele Kunden haben von der Möglichkeit zum Wechseln allerdings noch keinen Gebrauch gemacht. So haben sich seit der Öffnung des Strommarkts 1998 erst zwei Millionen Haushalte für einen neuen Versorger entschieden. Das könnte sich aber bald ändern: Denn das im Sommer verabschiedete neue Energiewirtschaftsgesetz soll den Wettbewerb noch stärker beleben – und damit langfristig für sinkende Preise sorgen.

Sparen lässt sich auch beim Heizen. Einerseits rentieren sich wegen der hohen Öl- und Gaspreise immer mehr Alternativen (siehe Kasten). Andererseits gibt es auch Möglichkeiten für Verbraucher, die ihren alten Kesseln treu bleiben möchten. Bei Ölheizungen zum Beispiel kommt es entscheidend auf den Zeitpunkt an, zu dem man seinen Tank füllen lässt. Im Sommer ist das in der Regel günstiger als im Winter.

Dieses Jahr ist jedoch ein Sonderfall: Denn wegen der starken Teuerung haben viele Verbraucher den Heizöl-Kauf aufgeschoben, entsprechend leer sind derzeit die Tanks. Wer gar keine Vorräte mehr hat, muss deshalb nun zu Beginn der Heizsaison zugreifen – egal zu welchem Preis. Wenn der Tank allerdings noch halb voll ist, kann man versuchen, so über den Winter zu kommen. Vor März 2006 wird Heizöl aber sicher nicht mehr billiger, warnen Experten.

Noch schwieriger ist es für Gaskunden. Denn hier gibt es überhaupt keinen Wettbewerb: Die Verbraucher sind von ihrem örtlichen Monopolisten – in Berlin der Gasag – abhängig. Ein Wechsel zu anderen Anbietern wie beim Strom ist nicht möglich. Allerdings bieten manche Versorger mehrere Tarife an, zwischen denen man wählen kann. So gibt es bei der Gasag je nach Verbrauch die Tarife „Vario I“ bis „Vario III“. Wer sich für 18 Monate bindet und eine Einzugsermächtigung erteilt, erhält sogar den günstigeren Tarif „Aktiv“. Kunden, die gerne langfristig planen, können sich auch für den „Fix“-Tarif entscheiden. Er liegt etwas über dem „Vario“-Angebot – dafür ist der Preis aber für ein Jahr garantiert. Neue Preisschübe, wie sie die Gasag schon für Januar 2006 nicht ausschließt, können einem so egal sein. Wettbewerb ist das zwar noch nicht. Im Vergleich zu anderen Städten stehen die Berliner damit aber noch recht gut da (siehe Tabelle).

Und noch einen anderen Trost gibt es: Denn mit dem Energiewirtschaftsgesetz wird nun auch der Gasmarkt liberalisiert. In einigen Jahren ist die Gasag dann verpflichtet, auch das Gas anderer Anbieter durch ihr Netz zu lassen. Bei industriellen Großverbrauchern funktioniert das schon heute. Wenn dasselbe auch für Privatkunden gilt, dürften die Preise fallen.

Wer so lange nicht warten möchte, kann seinem Geldbeutel aber auch heute schon etwas Gutes tun: durch Energiesparen. So gilt bei Gas die Faustregel, dass ein Grad Celsius weniger Raumtemperatur sechs Prozent weniger Verbrauch bedeutet. Durch Wärmedämmungsmaßnahmen lassen sich sogar 20 bis 40 Prozent der Heizenergie einsparen.

Bei Strom wiederum kann man schon durch einfache Verhaltensänderungen viel erreichen – zum Beispiel, indem man elektrische Geräte nicht im Stand-by-Modus lässt, sondern ganz ausschaltet. Allein beim Fernseher spart man so – je nach Alter das Geräts – bis zu 17 Euro im Jahr.

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