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Wirtschaft: Der Clan wächst wieder enger zusammen

Die Porsches in Stuttgart, die Piëchs in Salzburg. Mit dem Einstieg bei Volkswagen kann die Familie sich jetzt in Wolfsburg treffen

Mit der Beteiligung von Porsche an VW wächst der Clan der Porsches und Piëchs wieder enger zusammen Den ersten Volkswagen konstruierte Ferdinand Porsche noch alleine. Als er ab 1938 das Volkswagen-Werk in Wolfsburg aufbaut, ist neben seinem Sohn Ferry aber schon der erste Piëch dabei: Schwiegersohn Anton, der zehn Jahre zuvor die Porsche-Tochter Louise geheiratet hatte.

Bis heute mischen die Familien Porsche und Piëch im Autogeschäft kräftig mit, und zwar in gleich drei Unternehmen: beim Autobauer Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen, bei der Porsche Holding in Salzburg – dem größten VW-Händler in Ost- und Mitteleuropa – und bei Volkswagen in Wolfsburg.

Der auf rund 60 Personen angewachsene Clan hat alle Stammaktien des Autobauers Porsche AG unter sich aufgeteilt. Ferdinand Piëch, Aufsichtsratschef bei VW, besitzt 13,16 Prozent der Porsche-Aktien im Wert von rund einer halben Milliarde Euro. Zusätzlich sitzt Piëch auch hier im Aufsichtsrat – zusammen mit seinem Bruder Hans Michael und zwei Vertretern der Porsche-Familie.

Ähnlich familiär geht es im Aufsichtsrat der Porsche Holding im österreichischen Salzburg zu, dem größten Privatunternehmen des Landes. Auch hier ist der Aufsichtsrat paritätisch von den Piëchs und Porsches besetzt, auch hier halten die Familien alle Gesellschaftsanteile der GmbH.

Dass das Unternehmen Porsche heißt, aber hauptsächlich die VW-Marken inklusive Audi, Seat und Skoda vertreibt, ist dem Verhandlungsgeschick von Ferry Porsche, dem Sohn des Firmengründers, zu verdanken. Er tauschte nach dem Zweiten Weltkrieg die Rechte am VW-Käfer gegen einen Exklusivvertrag als VW-Generalimporteur für Österreich ein. Seine Schwester Louise Piëch baute daraus die Porsche Holding auf.

Ferry Porsche dagegen wollte weiter Autos bauen. Er hatte VW die Erlaubnis abgetrotzt, auf Käfer-Basis Sportwagen montieren zu dürfen. Er zog nach Stuttgart-Zuffenhausen und baute dort eine Sportwagenfabrik auf. Jetzt saßen die Porsches in Stuttgart und die Piëchs in Salzburg. Vater Ferdinand hatte sein Reich unter den beiden Kindern aufgeteilt und damit den Grundstein für die Doppeldynastie Porsche/Piëch gelegt.

Aus dem operativen Geschäft bei der Porsche AG und der Porsche Holding halten sich die Familien mittlerweile heraus. Seit 1972 arbeitet kein Mitglied des Familienclans mehr in einem der beiden Unternehmen - zumal inzwischen die vierte und fünfte Generation heranwächst. Bei der Porsche AG hat Konzernchef Wendelin Wiedeking es nicht nur geschafft, das Unternehmen aus einer tiefen Krise Anfang der 90er Jahre zum erfolgreichsten deutschen Autobauer zu machen. Er hält auch die Piëchs und Porsches im Aufsichtsrat in Schach und auf gleicher Distanz.

In den vergangenen Jahren sind die Stuttgarter auch ihrem Ursprung VW wieder etwas näher gerückt, nicht zuletzt weil Porsche-Enkel Ferdinand Piëch von1993 bis 2002 an der Wolfsburger Konzernspitze saß und noch heute dem Aufsichtsrat vorsteht. Piëch verwirklichte als eine seiner letzten großen Entscheidungen bei Volkswagen seinen Traum, eine eigene Luxuskarosse zu bauen. Studienkollegen erzählen, den Motortyp für den Phaeton habe Piëch schon während seines Studiums in Zürich konstruiert. Mit dem Einstieg bei Volkswagen dürfte die Konstrukteursmeisterschaft noch nicht am Ende ihrer Ideen sein.

Stefan Kaiser

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