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Wirtschaft: Der Preis kommt unter die Räder

Noch nie gab es höhere Abschläge beim Neuwagenkauf – und doch zögern die Kunden. In diesem Frühjahr soll sich das ändern

Die Alterung der Gesellschaft hat auch ein seit jeher privilegiertes Kind der Deutschen erreicht: Die Autos im Lande werden immer älter. Vom „Methusalem-Effekt“ spricht schon der Branchendienst B&D-Forecast – weil die Autos im Schnitt 8,9 Jahre alt sind. Der Markt reagiert auf die Kaufzurückhaltung: Noch nie waren die Kaufanreize und Rabatte so hoch – im Durchschnitt 15 Prozent vom Listenpreis, in der Spitze laut ADAC sogar bis zu 32 Prozent. Und doch verkaufte die Branche in den letzten fünf Jahren nur 3,3 Millionen Neuwagen im Jahr, fast eine halbe Million weniger als 1999. Das soll sich jetzt ändern, hoffen die Autohändler, droht doch mit der Mehrwertsteuererhöhung 2007 ein vor allem bei Großanschaffungen gewaltiger Kostentreiber. Wenn es eines Tages einmal Frühling wird in Berlin, werden die großen Händler wieder mit Saisonangeboten locken, erwarten Autoexperten.

VORHER GENAU

INFORMIEREN

„Beim Autokauf gilt das Gleiche wie bei jeder großen Anschaffung: im Vorfeld genau informieren“, sagt Johannes Hübner vom Automobilclub Deutschland (AvD). Der Autoexperte empfiehlt neben der Fachpresse und den Anzeigenteilen der Tageszeitungen vor allem die direkten Ansprechpartner der jeweiligen Automobilclubs. Nur so können Nicht-Auto-Experten sich einen Überblick verschaffen über die besten Möglichkeiten, ein Schnäppchen zu machen.

AUSLAUFMODELLE LOHNEN IMMER

An einige Grundregeln sollte sich jeder Autointeressent halten, der Rabatte aushandeln will oder ein besonders gutes Angebot sucht. So lohnen sich Auslaufmodelle praktisch immer. „Mercedes hat einen Modellwechsel bei der C-Klasse ab dem kommenden Jahr angekündigt“, sagt Hübner, „hier lauern mögliche Schnäppchen.“ Auch der Peugeot 206, der Ford Ka und Galaxy, der Renault Laguna und Vel Satis, der VW Sharan, der Fiat Stilo, der Alfa GT oder der Seat Leon stehen am Ende ihrer Produktionszyklen beziehungsweise vor Modellwechseln. „Bei solchen Autos kann man zudem bei den Sonderausstattungen gute Schnäppchen machen“, sagt der Experte – Navigationssysteme oder Alufelgen legen Autohändler gerne mal bei, auch Bestellungen von Autos nach Maß sind hier möglich.

Es gibt jedoch noch einen anderen Typ von Autos, die rabattträchtig sind: Modellreihen, die deutlich unter Erwartung laufen. „Das BMW-6er-Coupe ist so ein Auto, ein hervorragendes Modell“, sagt Hübner – die Bayern hatten sich mehr von dem Modell versprochen, anfangs in höherer Stückzahl produziert, jetzt stehen Überkapazitäten bei den Händlern. Ähnliche Fälle: der Chrysler Crossfire, ebenfalls ein Sportwagen, das Mittelklassemodell Opel Signum, der Kleintransporter Peugeot Partner oder der Minivan Renault Modus.

AUTOS AUF DEM HOF BRINGEN

MEHR PROZENTE

Bei diesen Autos gilt das Gleiche, was auch bei gut laufenden Fahrzeugen gilt, auf die man Rabatte erheischen will: „Nur auf dem Hof stehende Modelle bringen hier nennenswerte Abschläge“, sagt Hübner. Wichtig ist auch Verhandlungsgeschick: Zeit mitbringen, lieber zu Beginn der Woche kommen, am besten nicht kurz vor Feierabend. Nach wie vor entscheidend ist aber die Art der Bezahlung. Hohe Rabatte ab zehn Prozent gewährt der Händler in der Regel nur, wenn der Kunde bar zahlt.

HÄNDLER LIEBEN BARES

Bei der Finanzierung über eine Autobank oder beim Leasing (siehe unten) sind solche Nachlässe nicht drin. Schließlich muss der billige Kredit auch finanziert werden. Ob die Finanzierung nun bei der Autobank oder bei einem anderen Kreditinstitut günstiger ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Der ADAC hat für verschiedene Konstellationen errechnet, wann sich die Finanzierung über eine Autobank lohnt. Bietet der Händler zum Beispiel bei einer Laufzeit von 36 Monaten eine Finanzierung zu 1,9 Prozent an und die Hausbank zu 7 Prozent, so muss der Kunde 7,11 Prozent mehr Rabatt auf den Wagen heraushandeln, damit sich der Kredit bei der Hausbank lohnt.

VORSICHT: HOHE RABATTE GEHEN ZULASTEN DES WIEDERVERKAUFWERTES

Auf eines muss sich jeder gefasst machen, der einen hohen Rabatt bei einem Neuwagen aushandelt: „Der Wiederverkaufswert leidet mit Sicherheit darunter“, sagt Experte Hübner. Wer sein Auto also schnell wiederverkaufen will, sollte lieber leasen – oder mehr investieren.

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