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Wirtschaft: Flexibel bis zur Rente

Eine Lebensversicherung muss nicht sein – auch mit speziellen Fonds lässt sich solide fürs Alter vorsorgen

Die Investmentfondsbranche drängt ins Geschäft mit der Altersvorsorge. Der Zeitpunkt ist gut, denn der große Konkurrent Lebensversicherung hat wegen schwacher Erträge und wenig transparenter Kosten zurzeit kein gutes Image.

Sparen fürs Alter und ein gewisses Risiko einzugehen, um eine höhere Rendite zu erzielen, schließen sich nicht aus. Vor allem junge Leute sollten die Chancen eines Börseninvestments nutzen. Auf lange Sicht können sie hier mehr Geld für den Ruhestand ansammeln als mit konservativen Anlagen wie Banksparplänen oder klassischen Lebens- oder Rentenversicherungen. Daran ändern auch kurzfristige Kursstürze wie in jüngster Zeit nichts. Außerdem sind Sparer mit Investmentfonds deutlich flexibler. Bei der Altersvorsorge empfiehlt es sich, zunächst dort einzusteigen, wo der Staat mit einer Förderung hilft. Für Rentenversicherte und Beamte sollte die erste Wahl deshalb eine Riester-Rente sein.

RIESTER-FONDS

Für Gutverdiener lohnen sich Riester-Produkte wegen der Steuervorteile. Wer wenig verdient, profitiert mehr von den staatlichen Zulagen. 2006 bekommt ein Riester-Sparer für sich 114 Euro und für jedes seiner Kinder 138 Euro. Maximal werden 1575 Euro Jahresbeitrag gefördert, ab 2008 dann 2100 Euro, womit die vorläufige Endstufe erreicht ist. Die Grundzulage steigt 2008 auf 154 Euro, die Kinderzulage auf 185 Euro.

Auch das Riester-Sparen ist mit Fonds möglich. Seit Einführung der Riester-Rente 2002 hat das Angebot von Union-Investment bei den Fondssparplänen die Nase in den Vergleichen der Zeitschrift „Finanztest“ vorn. Hier gab es in den vergangenen drei Jahren mehr als zehn Prozent Rendite pro Jahr, staatliche Vergünstigungen noch nicht berücksichtigt. Bei den Angeboten von Hansainvest und DWS konnten sich Sparer ebenso an einer guten Wertentwicklung erfreuen.

Vor allem junge Leute sollten mit Riester-Fondssparplänen ihre Chancen auf eine Zusatzrente nutzen. Das Börsenrisiko ist überschaubar, denn es wird durch staatliche Zuschüsse und die Kapitalgarantie abgefedert. Wie alle Riester-Sparer genießen auch Fondsanleger eine vollständige Kapitalgarantie zum Ende der Laufzeit. Mindestens das eingezahlte Geld steht dann zur Verfügung. Der reine Kapitalerhalt ohne Zinsen wäre nach jahrzehntelangem Sparen zwar nicht üppig. Durch die Förderung wäre der Anleger aber selbst damit noch im Plus, da er ja nur einen Teil der Beiträge selbst gezahlt hat. Zuschüsse und Steuerersparnis garantieren ihm auf die Eigenbeiträge einen Wertzuwachs, selbst wenn der Fonds in die Binsen geht.

ZIELSPARFONDS

Wer einen Riester-Vertrag hat, ein Angebot für eine betriebliche Altersvorsorge geprüft hat und trotzdem für sein Alter noch etwas mit Fonds sparen will, kann einfach in Fonds investieren. Am besten macht er das über einen Sparplan mit 50, 100 oder 200 Euro im Monat.

Aus den Tausenden von Fonds die besten herauszufiltern, dürfte für Kleinanleger schwer sein. Fonds-Rankings, wie sie der Tagesspiegel oder die Stiftung Warentest anbieten, ermöglichen einen Überblick. Ein Auf und Ab gibt es auch bei Fonds, die in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich waren. Manchmal ist es sinnvoll, bei fallenden Kursen abzuwarten, manchmal ist ein Umstieg zu empfehlen, vor allem, wenn das Geld zu einem bestimmten Zeitpunkt benötigt wird.

Traut sich ein Anleger nicht zu, den Markt immer zu beobachten und den richtigen Moment zum Ausstieg oder Umstieg zu finden, kann ein Zielsparfonds Stress nehmen. In Deutschland sind Zielsparfonds recht neu im Angebot. Im Angelsächsischen sind sie schon lange unter dem Namen „Target Funds“ am Markt.

Bei Zielsparfonds werden Fondsanteile mit steigendem Lebensalter des Kunden Stück für Stück Richtung risikoärmerer Investments umgeschichtet. Die US-Fondsgesellschaft Fidelity hat hier zu Lande seit 2003 mehrere Zielsparfonds im Programm. Nachgezogen haben die Sparkassen-Tochter Deka, die zur Dresdner Bank gehörende Dit und die Investmenttochter der Deutschen Bank DWS. Möglich sind bei allen Zielsparfonds Einmalzahlungen und Sparpläne, diese meist ab 50 Euro im Monat. Ein Ausstieg ist jederzeit möglich.

Prüfen sollte der Sparer, in welche Fonds er investiert. Wichtig ist auch, wie eng das Korsett ist. Kann er etwa auch jenseits der 50 Jahre noch an einem hohen Aktienanteil festhalten, wenn die Zeit ihm für solches Investment gut erscheint und er das Risiko eingehen würde?

AS-FONDS

Seit 1998 gibt es AS-Fonds. Die Abkürzung AS steht für Altersvorsorge-Sondervermögen. Auch sie werben um Kunden, die vornehmlich für ihre Altersvorsorge sparen wollen. AS-Fonds sind nichts anderes als spezielle Mischfonds, die strengeren gesetzlichen Vorschriften als herkömmliche Mischfonds unterliegen. Sie dürfen maximal drei Viertel ihres Vermögens in Aktien und höchstens 30 Prozent in Immobilien anlegen. Aktien und Immobilien müssen aber zusammen mindestens 51 Prozent des Fondsvermögens ausmachen. AS-Fonds haben häufig etwas geringere Kosten als andere Mischfonds.

AS-Fonds sind wie andere Fonds vor Verlusten nicht sicher. Je nach Höhe des Aktienanteils können auch sie in schlechten Börsenphasen tief in die roten Zahlen geraten. Viele Anbieter haben ihre AS-Fonds mangels Nachfrage vom Markt genommen. Auch bei AS-Fonds sind Einmalanlagen und Sparpläne möglich. Die Raten können jederzeit erhöht, verringert oder auf begrenzte Zeit ausgesetzt werden. Erträge werden in Fondsanteilen angelegt. Das alles gilt aber auch für jeden anderen Fondssparplan.

STEUERVORTEILE

Einen wichtigen Vorteil haben alle Investments in Aktienfonds. Wer hier investiert, muss – sofern er die Fondsanteile mindestens ein Jahr hält – nur auf Dividenden Steuern zahlen und das auch nur zur Hälfte. Die Regierung plant, diese Vorteile weitgehend zu kippen. Wann, ist aber offen. Bei Rentenfonds fallen wie bei Festzinsprodukten Steuern auf Zinsen an, sobald diese den Freibetrag übersteigen. Für Alleinstehende soll der Sparerfreibetrag ab 2007 auf 750 Euro, für Ehepaare auf 1500 Euro sinken.

PREISWERT KAUFEN

Neben Steuervorteilen erhöhen auch niedrige Kosten die Rendite. Viel lässt sich beim Ankauf sparen. Am preiswertesten ist es, Fondsanteile im Internet zu kaufen. Viele Fonds gibt es hier ohne Ausgabeaufschlag. Zahlreiche Fonds lassen sich auch an der Börse kaufen. Als Kunde einer Filialbank sagt man seinem Berater einfach, er soll die gewünschten Fondsanteile statt bei der Investmentgesellschaft an der Börse kaufen. Bei der Auswahl sollte aber unbedingt die Qualität entscheiden. Kosten dürfen erst ins Spiel kommen, wenn es darum geht, wo es den guten Fonds am günstigsten gibt.

Jaqueline Link

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