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Wirtschaft: Geld wird teurer

Noch ist Schuldenmachen günstig – doch die Zinsen steigen. Welche Bank die besten Konditionen bietet

Die Zinsen steigen. Dieses Signal haben die Notenbanken in Europa und den USA gegeben. Kommt es, wie viele erwarten, erhöht die Europäische Zentralbank an diesem Donnerstag den Leitzins auf 2,75 Prozent. Verbraucher, die jetzt über die Aufnahme eines Kredits nachdenken, müssen sich auf höhere Kosten einstellen. Erfahrungsgemäß erhöhen die Geschäftsbanken bei steigenden Leitzinsen zuerst ihre Kreditzinsen – und erst später die Guthabenzinsen. Ein Vergleich der aktuellen Kreditkonditionen lohnt sich also.

Gerade mal 4,1 Prozent kostet es effektiv pro Jahr, wenn man sich aktuell bei der Norisbank 10 000 Euro leiht und binnen 60 Monaten zurückzahlen will. „Wenn Ihre Träume doch so sicher wären wie unser Kredit“, wirbt das Institut unbescheiden auf seiner Internetseite. Doch Vorsicht! „Diesen Zinssatz erhält so gut wie niemand“, rügt Frank Weide von der Verbraucherzentrale Berlin, die die Kosten von Kleinkrediten in Berlin und im Internet unter die Lupe genommen hat. Der Grund: Die meisten Banken werben zwar mit ihren besten Zinsen. Doch zugestanden werden sie nur Antragstellern mit allerbester Bonität – Menschen also, die eigentlich gar keinen Kredit brauchen. Grundsätzlich gilt laut Weide die Faustformel: Je geringer das Einkommen, desto teurer ein Kredit.

Die Verbraucherzentrale kritisiert nicht, dass die Banken zuerst die Kreditwürdigkeit der Kunden prüfen und Risiken abwälzen. Schwerer wiege, dass der Kreditmarkt immer undurchsichtiger werde. Wenn der Kunde erst nach Mitteilung seiner persönlichen Daten, also bei Vertragsabschluss, konkret erfahre, welche Zinsen er zu zahlen habe, seien Preisvergleiche im Vorfeld „außerordentlich schwierig, wenn nicht fast unmöglich“, sagt Weide. So könnten sich die 4,1 Prozent der Norisbank bei ungünstiger Bonität auf bis zu 12,94 Prozent erhöhen, hat der Finanzexperte recherchiert. Statt 11 052 Euro müsste der Kunde insgesamt 13 417 Euro zurückzahlen.

Zwölf von 23 Berliner Filialbanken arbeiten mit bonitätsabhängigen Zinssätzen, deren konkrete Höhe der Kunde erst erfährt, wenn er den Kredit abschließt. Bei der Commerzbank liegt die Spannweite zum Beispiel zwischen 5,92 und 13,04 Prozent, bei der Citibank zwischen 6,67 und 12,72 Prozent. Dabei erfahre der Kunde nicht im Detail, welche Kriterien die Bonität bestimmen und gegebenenfalls zur Abstufung führten, kritisieren die Verbraucherschützer. Eine Rolle spielen laut Weide etwa Einkommenshöhe, Alter, Beschäftigungsdauer, Wohngegend oder Branche.

Auch bei anderen Banken entscheidet die Bonität, allerdings nicht über die Höhe der Zinsen, sondern über die grundsätzliche Frage: Kredit oder kein Kredit. Die Gründe für eine Bonitäts-Abstufung kenne man oft selbst nicht, sagt Jürgen Ramspeck, Sprecher der Norisbank, dem nach der Citi- und der CC-Bank drittgrößten Ratenkreditanbieter in Deutschland. Es gebe über 100 verschiedene Kriterien, zudem würden die Daten teils auch von der Schufa, der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, übermittelt. Die Bank selbst kenne dann die Einzelheiten nicht. „Harte Kriterien“, die die Kreditvergabe automatisch ausschließen, sind laut Ramspeck beispielsweise Arbeitslosigkeit oder private Insolvenz.

Wer Geld benötige, solle „mindestens vier bis fünf Vergleichsangebote einholen“ und nicht nur bei der Hausbank nachfragen, rät der Bundesverband deutscher Banken (BDB). Auch Verhandlungsgeschick könne sich lohnen: „Die meisten Kreditsuchenden wissen gar nicht, dass die Konditionen verhandelbar sind“, sagt Verbandssprecherin Kerstin Altendorf.

Bisweilen biete auch die eigene Bank via Internet günstigere Konditionen an als am Schalter, heißt es bei der Verbraucherzentrale. Dabei seien die Angebote aus dem Netz ohnehin oft billiger als jene der Filialbanken. Die Differenz zwischen dem besten und dem schlechtesten Angebot lag bei den Filialbanken bei knapp 3000 Euro: Während bei der DHB Bank für 10 000 Euro Kredit am Ende 11 538 Euro zurückzuzahlen sind, liegt diese Summe bei der Hypo-Vereinsbank bei 14 514 Euro. Allerdings haben Kunden mit bester Bonität hier nur 12 072 Euro zu bezahlen. Das preisgünstigste Online-Angebot lag mit 11 400 Euro bei der SKG-Bank.

Angesichts der großen Unterschiede kann sich auch eine Umschuldung lohnen. Eine Faustformel: Der neue Zinssatz muss etwa ein bis zwei Prozentpunkte unter dem alten liegen, damit sich ein Wechsel wirklich rechnet. Die früheste Kündigungsmöglichkeit hat der Verbraucher laut Gesetz aber erst nach sechs Monaten, mit dreimonatiger Frist.

Zu achten ist immer auf den effektiven Jahreszins, also den Satz inklusive aller Kosten. Häufig nicht mitgerechnet sind Risikoversicherungen, mit denen die Banken sich für den Fall absichern, dass der Kunde seine Raten nicht mehr zahlen kann. Eine gesetzliche Verpflichtung gebe es nicht, sagt BDB-Sprecherin Altendorf. Wichtig seien Restschuld- bzw. Risiko-Versicherungen auch nur bei höheren Hypotheken-Darlehen. Bei Stichproben hat die Zeitschrift „Finanztest“ trotzdem festgestellt, „dass Banken die Versicherungskosten einfach auf die Kreditsumme schlagen“, höhere Raten berechnen, nicht aber einen neuen Effektivzins.

Grundsätzlich rät die Verbraucherzentrale, zu prüfen, ob ein regulärer Kleinkredit tatsächlich notwendig ist. Denn: „Dispositionskredite, also eingeräumte Überziehungen des Girokontos, sind in der Regel günstiger als Ratenkredite.“ Dabei entfalle die Bearbeitungsgebühr, zudem sinke das Minus bei Geldeingang und verringere die Zinsbelastung. Allerdings lohnt sich dies laut Frank Weide nur, wenn das Geld nur kurzfristig benötigt wird, da für Dispokredite erheblich höhere Zinsen verlangt werden. Im Test lagen die Sätze nur selten unter zehn Prozent. Wer ungefragt überzieht, muss mit Zinsen von bis zu 18 Prozent rechnen.

Zur Vorsicht raten Verbraucherschützer auch bei Rahmenkrediten.Das Problem: Da die Zinsen variabel sind, kann der Kredit bei steigenden Zinsen innerhalb der Laufzeit deutlich teurer werden.

Veronika Csizi

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