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"Mehr Netto: Folge 7": „Bio ist nicht immer besser“

Warentesterin Birgit Rehlender: Man kann sich auch anders gesund ernähren

Frau Rehlender, sind Bioprodukte besser als herkömmliche Lebensmittel?

Die Antwort ist ein klares Nein. Bioprodukte waren bei uns schon Testsieger, aber auch Verlierer. Sie sind meist weniger mit Pestiziden belastet als konventionelle Produkte. Ansonsten können sie dieselben Mängel aufweisen wie diese: Fehler in Geruch und Geschmack sind ebenso möglich wie erhöhte Keimzahlen. Häufig lässt auch die Kennzeichnung der Ökoprodukte zu wünschen übrig.

Wo sollte es Bio sein ?

Bei Obst und Gemüse, denn durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel gibt es weniger Rückstände. Bei Fleisch sollte man zu Bioangeboten greifen, wenn man die artgerechte Haltung der Tiere unterstützen will. Viele glauben, dass Biofleisch besser schmeckt und eine bessere Qualität hat. Aber das können wir nicht bestätigen. Wir haben Schweinerückensteaks im Labor geprüft und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Biofleisch im Vergleich zu konventionellen Produkten nicht immer besser ist.

Wenn ich Bioprodukte kaufen möchte, welche soll ich dann nehmen?

Biolebensmittel erkennt man am sechseckigen EU-Biosiegel. Darüber hinaus gibt es zusätzliche Siegel von verschiedenen Anbauverbänden, die oft noch strengere Anforderungen haben. Eine höhere Produktqualität ist damit aber nicht garantiert. Generell sollte man natürlich Obst und Gemüse aus der Region kaufen und zwar dann, wenn es Saison hat.

Aber Bananen wachsen nun mal nicht in Deutschland

Ja, es gibt Produkte, die müssen wir aus dem Ausland beziehen – etwa Bananen, Orangen oder Olivenöl. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum wir Biolebensmittel importieren. Die Nachfrage ist in den vergangenen Jahren so stark gestiegen, dass unsere heimische Produktion nicht ausreicht.

Was ist mit den Discountern, kann ich deren Bioware vertrauen?

Wenn sie das Biosiegel tragen, müssen sie der EU-Ökoverordnung entsprechen. Dann ist es eigentlich egal, ob man sein Obst im Naturkostladen, im Reformhaus, Supermarkt oder beim Discounter kauft.

Wenn Sie selbst nur ein beschränktes Budget hätten und sich gesund ernähren wollten – wo würden Sie einkaufen und was?

Wichtig ist, dass die Ernährung ausgewogen und abwechslungsreich ist. Zu viel Fett, Zucker oder Salz sind ebenfalls nicht gut. Zudem sollte man sich ausreichend bewegen. Bio muss nicht sein, aber wer unbedingt Bio will, kann das oft auch mit wenig Geld haben. Spaghetti oder Apfeldirektsaft sind in Bioqualität heute nicht teurer als konventionelle Ware. Zumindest beim Discounter oder im Supermarkt.

Birgit Rehlender,

53, ist bei der

Stiftung Warentest Projektleiterin für

Lebensmitteltests. Mit der Ernährungsexpertin und Verbraucherschützerin sprach Katja Reimann.

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