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Orkanschäden: Sturm auf die Versicherungen

"Emma" und "Kirsten" richten immense Schäden an. Die Folgen: Experten rechnen nun mit höheren Prämien der Versicherer.

Die Damen hatten es in sich: Mit mehr als 120 Stundenkilometern fegte „Emma“ Anfang März durch Deutschland. Auf seiner wilden Reise deckte das Orkantief Häuser ab und verschob parkende Autos. Kaum hatte sich „Emma“ verzogen, brauste Mitte vergangener Woche „Kirsten“ durchs Land. Zwar war der Sturm mit gut 100 Stundenkilometern weniger temperamentvoll als „Emma“, doch mussten erneut viele Hausbesitzer und Autofahrer um ihr Eigentum bangen.

Sollten sich die Stürme weiter häufen, kommen auf Versicherer und Verbraucher harte Zeiten zu. „Die Versicherer werden ihre Prämien erhöhen müssen“, sagte Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten dem Tagesspiegel.

Erst 2007 hatten die deutschen Versicherungsgesellschaften tief in die Tasche greifen müssen. „Kyrill“ hatte ihnen nach Angaben des Versicherungsverbandes GDV Schäden von 2,4 Milliarden Euro eingebrockt. „Emma“ dürfte nach Schätzungen der Münchener Rück europaweit Versicherungsschäden von rund einer Milliarde Euro angerichtet haben, allen voran in Deutschland. Auf 100 bis 200 Millionen Euro schätzt Deutschlands größter Versicherungskonzern, die Allianz, den Schaden, für den allein sie aufkommen muss. Bei der Huk Coburg ist von rund 15 Millionen Euro die Rede. Was „Kirsten“ kosten wird, kann noch niemand sagen.

Verbraucherschützer rechnen damit, dass die Versicherer die steigenden Kosten auf die Kunden umlegen müssen und die Beiträge erhöhen werden. Betroffen ist vor allem die Wohngebäudeversicherung, die für Schäden am Haus aufkommt. Sie war für die Branche mit einer Schaden-Kosten-Quote von 102,8 schon 2006 defizitär, nur bei Werten unter 100 arbeitet eine Versicherung profitabel. „Kyrill“ dürfte das Missverhältnis noch verschärft haben. Zahlen für 2007 wird der Versicherungsverband Ende März vorlegen.

„Wir haben nach Kyrill unsere Prämien nicht erhöht“, betont Allianz-Sprecherin Sabine Schaffrath. Auch jetzt sei nichts beschlossen, „aber wenn das so weitergeht, müssen wir mal gucken“. Auch die Huk Coburg hat nach Kyrill die Beiträge nicht heraufgesetzt. „Wir zehren die Rücklagen der vergangenen Jahre auf“, sagte Sprecher Holger Brendel, „aber irgendwann geht das nicht mehr“.

Die Versicherer zahlen für Sturmschäden ab Windstärke acht. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes hatte „Emma“ in Berlin Stärke elf bis zwölf, „Kirsten“ immerhin Stufe zehn. Für Schäden an Gebäuden haftet die Wohngebäudeversicherung. Wird die Inneneinrichtung beschädigt, ist das ein Fall für die Hausratversicherung. Sturmschäden an Autos ersetzt die Kfz-Kaskoversicherung. Nach Meinung der Münchener Rück, die seit Jahren Klimaforschung betreibt, werden die Unwetter zunehmen. „Durch den Klimawandel werden Wetterextreme häufiger“, sagt ein Sprecher. Schon gestern erreichte uns ein weiteres Tief: „Lara“ brachte stürmischen Regen und Kälte. Heike Jahberg

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