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Wirtschaft: Premierenfieber

Wincor Nixdorf und Mifa gehen kommende Woche aufs Parkett – eine Versuchung für Anleger

Der Trommelwirbel hat eingesetzt. An der deutschen Börse steigt die Spannung. In der kommenden Woche wagen sich zum ersten Mal nach zwei Jahren wieder Unternehmen auf das Frankfurter Parkett: Am 17. Mai werden die Aktien der Mitteldeutschen Fahrradwerke (Mifa) erstmals gehandelt, zwei Tage später will der Geldautomatenhersteller Wincor Nixdorf sein Debüt geben. In der Bonner PostbankZentrale wird man die Premieren mit Argusaugen beobachten. Soll doch die Hälfte der Postbank – wenn es bei den Plänen der Post bleibt – am 21. Juni an der Börse verkauft werden.

Nach den verpatzten Anläufen von X-Fab und Siltronic, die Anfang des Jahres ihre Börsengänge (Initial Public Offering oder kurz: IPO) wieder absagten, sind die Erwartungen an die Nachzügler groß. „Die Investoren stehen bereit und sind offen für neue Börsenstorys“, sagt Eberhard Dilger, Leiter des Emissionsgeschäfts der Commerzbank. „Der Markt brummt weiterhin“, bestätigt Patrick Käufer, Managing Director der Morgan Stanley Bank. „Wir sind sehr beschäftigt und bearbeiten mehrere Projekte. Vor einem Jahr gab es noch keinen Markt in Deutschland.“

Aber der Markt ist in jüngster Zeit sehr nervös geworden. Seit März stehen die Aktien wieder massiv unter Druck. Der steile Anstieg des Dax seit März 2003, der viele Unternehmen in Börsenstimmung versetzte, ist vorerst beendet. „Der Umschwung kam mit den Terroranschlägen in Madrid“, sagt Patrick Käufer. Für die Parkettneulinge ist das Klima rauer geworden. „Bei diesen wackeligen Kursen muss man als Anleger nicht bei den Neuemissionen dabei sein“, rät Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Um zögerlichen Privatanlegern den Einstieg zu erleichtern, haben die Emissionsbanken die Preise gesenkt: Mifa-Aktien können noch bis Freitag zum Festpreis von 9,25 Euro gezeichnet werden. Für die Wincor-Nixdorf-Aktie gilt eine Spanne von 41 bis 50 Euro. Die Banker hatten eigentlich mit höheren Kursen kalkuliert. Doch die Zurückhaltung der Investoren ließ sie vorsichtig werden. So werden Mifa-Titel im vorbörslichen Geschäft bei dünnen Umsätzen zwischen 9,55 Euro und 9,70 Euro gehandelt. Wincor notiert zwischen 45 und 46,50 Euro.

„Anleger sollten sich fragen: Weiß ich genug über das Unternehmen, um langfristig investieren zu können“, empfiehlt Morgan-Stanley-Banker Käufer. Die Investoren seien zuletzt konservativer geworden und wollten angesichts der Unsicherheit nicht zu viel für neue Aktien zahlen. „Verkäuflich ist nur, was sich fair und klar darstellen lässt.“ Ohne Risikorabatt geht derzeit wenig am IPO-Markt.

Zugleich müssen sich Anleger mit kleineren Renditen begnügen. „Die Kurssprünge des Neuen Marktes kommen nicht wieder“, glaubt DSW-Sprecher Kurz. „Heute gilt: Wer Börsengänge nicht mitmacht, lässt keine großen Gewinne liegen.“ Das war schon in der Vergangenheit so, wie die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) errechnet hat: Nur 8,4 Prozent der 439 deutschen Börsengänge seit 1997 erzielten einen Gewinn. Alle anderen vernichteten Anlegerkapital.

Dabei sind die neuen Aktien durchaus eine Versuchung wert. „Wenn ich dürfte, würde ich zeichnen“, sagt Eberhard Dilger über die Wincor-Nixdorf-Aktie. Da die Commerzbank zum Konsortium zählt, das den Börsengang begleitet, ist die Aktie für Mitarbeiter tabu. „Das Management ist gut und der Preis absolut vernünftig“, schwärmt Dilger. Auch Mifa legt ein erfolgreiches Geschäftsmodell vor und erwartet rege Nachfrage nach seinen Aktien. Die Eigenwerbung ist nötig, denn das ganze Unternehmen ist nur mit 55 Millionen Euro bewertet. „Ein bisschen klein, aber solide“, meint DSW-Sprecher Kurz. Die Premiere wird zeigen, ob das Publikum der gleichen Meinung ist.

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