zum Hauptinhalt

Wirtschaft: „Sie sollten auf keinen Fall zahlen“

Verbraucherschützerin: Informieren Sie die Kasse

Frau Mauersberg, müssen es sich die Patienten gefallen lassen, dass der Honorarstreit auf ihrem Rücken ausgetragen wird?



Nein. Selbst wenn die Forderung der Ärzte berechtigt wäre, dürften sie die Patienten nicht für politische Ziele missbrauchen oder die Unzufriedenheit mit ihren eigenen Standesvertretern an den Patienten auslassen.

Was können die Patienten tun, wenn der Arzt Vorkasse verlangt?

Sie sollten auf keinen Fall Vorkasse leisten, sondern sich umgehend an ihre Krankenkasse wenden. Die gibt den Fall an die Kassenärztliche Vereinigung weiter oder setzt sich sofort mit dem Arzt auseinander. Aber vielen Patienten fällt es schwer, sich dem Arzt zu widersetzen.

Warum?

Es ist anzunehmen, dass viele Patienten die Proteste und Klagen der Ärzte eigentlich gar nicht hören und einfach nur vom Arzt behandelt werden wollen. Vermutlich trauen sich aber viele Patienten nicht, dem Arzt dies klipp und klar zu sagen, weil sie fürchten, dass das Verhältnis dadurch schlechter wird.

Wie berechtigt sind denn die Klagen der Ärzte?


Es ist durch die Reform nach dem gegenwärtigen Stand sicherlich zu Ungerechtigkeiten gekommen, und einige Ärzte stehen gegenwärtig wirtschaftlich schlechter da als vorher. Allerdings ist es derzeit schwierig, das neue Honorarsystem mit dem alten zu vergleichen. Es liegen noch keine realen Zahlen vor. Im neuen System gibt es einen fixen Teil, mit dem der Arzt sicher rechnen kann, zum Beispiel um seine eigenen Praxiskosten zu bestreiten. Hinzu kommen weitere, variable Einnahmen, die auch besondere Angebote des Arztes berücksichtigen. Allerdings ist die Honorarreform von den Kassenärztlichen Vereinigungen so schlecht kommuniziert worden, dass viele Ärzte von der Umstellung überrascht worden sind und das System nicht recht durchschauen.

In Berlin hat man bisher noch nichts von Protesten gehört. Gehören die Ärzte hier zu den Profiteuren der Reform?

Die Honorarreform wirkt sich regional unterschiedlich aus. Es ist klar, dass die Ärzte im Norden und im Osten eher profitieren, die Praxen im Süden und Westen Deutschlands dagegen tendenziell eher Nachteile haben. Es ist daher kein Wunder, dass sich die Proteste in Baden-Württemberg und Bayern häufen. Es gibt allerdings auch Klagen über drohende Einbußen aus Schleswig-Holstein. Die Umverteilung von West nach Ost und von Süd nach Nord war von Anfang an eines der erklärten Ziele der Reform.

Susanne Mauersberg ist Gesundheitsexpertin beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) in Berlin. Mit der Verbraucherschützerin sprach Heike Jahberg.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false