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© ddp

Solarstrom: Das eigene Kraftwerk

Trotz sinkender Vergütungen: Solarstrom vom Dach bleibt eine sichere und rentable Investition.

Fotovoltaikanlagen sind in Deutschland so beliebt wie nie: Jeder vierte Immobilienbesitzer will bis 2015 Solarzellen für die Stromerzeugung auf seinem Dach installieren lassen, ermittelte das Marktforschungsunternehmen Forsa im Auftrag der Unternehmensberatung Accenture. Bei Befragten, die ein neues Haus bauen oder eine Wohnung kaufen wollen, lag der Anteil noch höher: 57 Prozent wollten eigenen Strom etwa mit Solarzellen produzieren. Wer seine Ersparnisse derzeit bei ziemlich geringen Zinsen auf dem Konto dümpeln sieht, für den dürfte die Investition in eine eigene Solaranlage dank stabiler hoher Renditen jetzt besonders sinnvoll sein. Auch die Senkung der Einspeisevergütungen wird den Trend vermutlich nicht stoppen, denn Solaranlagen sind im vergangenen Jahr erheblich preiswerter geworden.

DIE GRUNDVORAUSSETZUNGEN

Ob sich eine Fotovoltaikanlage lohnt, hängt zunächst von Lage und Neigung des Hausdaches ab. Den besten Ertrag bietet ein Dach, das unverschattet ist, nach Süden zeigt und um 30 Grad geneigt ist. Auch eine Neigung bis zu 50 Prozent oder eine Ausrichtung nach Südwesten oder Südosten bringt in der Regel noch einen ordentlichen Stromertrag. Auf Flachdächern können spezielle Montagesystem für die richtige Neigung der Solarmodule sorgen. Wie gut das eigene Haus für eine Solaranlage geeignet ist, können Berliner im Internet beim Solaratlas der Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner prüfen. (www.3d-stadtmodell-berlin.de/solar3d).

DIE INSTALLATION

Die Montage einer Solaranlage ist nichts für den Heimwerker – nur erfahrene Installateure wissen, wie die Module sicher aufs Dach kommen und so angeschlossen werden, dass sie störungsfrei jahrzehntelang die optimale Leistung bringen. Installateure haben auch gute Beziehungen zu Herstellern und einen Überblick über die schnelllebige Preisentwicklung der einzelnen Komponenten. Trotzdem ist es ratsam, sich Angebote von mehreren Installateuren erstellen zu lassen. Dabei sollten alle wichtigen Kostenpunkte, wie die Module, die Montagesysteme, der Wechselrichter und die Installation, einzeln aufgelistet werden. Installateure in der Umgebung findet man zum Beispiel auf der Webseite des Bundesverbands Solarwirtschaft (www.solarwirtschaft.de).

DIE KOSTEN

Die Kosten für Fotovoltaikanlagen sind in den vergangenen Jahren massiv gesunken. Allein im Jahr 2009 sind die Nettopreise für Komplettanlagen bis zu einer Größe von 100 Kilowatt von rund 4000 auf 3135 Euro pro Kilowattstunde gefallen. Eine typische Anlage für ein Einfamilienhaus mit vier Kilowatt Leistung kostet demnach rund 12 500 Euro; die Umsatzsteuer können Anlagenbetreiber vom Finanzamt rückerstatten lassen. Der Preise einer Anlage hängt stark von der Wahl der Komponenten ab. Bei den Montagesystemen zum Beispiel gibt es seit kurzem deutlich preiswertere neue Modelle, wie die Zeitschrift „Photon“ in ihrer Januarausgabe berichtet.

Auch unter den Modulen, die immer noch der teuerste Teil der Anlage sind, gibt es unter den vielen hundert Modellen auf dem Markt erhebliche Preis- und auch Qualitätsunterschiede. Sehr billige Module können über die Jahre hinweg weniger Leistung erzielen und dadurch letztlich teurer werden als Qualitätsmodule. Umgekehrt kann der Qualitätsvorsprung von Markenware teuer erkauft sein. Entscheidungshilfe liefern die Tests einschlägiger Fachmagazine.

Im laufenden Betrieb verursachen Fotovoltaikanlagen nur geringe Kosten, meist nicht mehr als jährlich 1,5 Prozent des Anlagenwerts. Die teuerste Ausgabe ist häufig nach einer Reihe von Jahren ein neuer Wechselrichter. Hinzu kommen die Kosten für die Versicherung.

DIE RENDITE

Das Geld für eine Solaranlage ist vergleichsweise sicher angelegt. Dank dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bekommen Solaranlagenbesitzer zwanzig Jahre lang für jede ins Stromnetz eingespeiste Kilowattstunde eine garantierte Vergütung. Wie viel Geld die Anlage erwirtschaftet, hängt neben der Qualität von Modul und Wechselrichter stark von der Sonneneinstrahlung ab, die in Deutschland regional unterschiedlich ist (ein Ertragsrechner findet sich unter www.solarserver.de/pvrechner). Bei derzeitigen Anlagenpreise sind überall in Deutschland Renditen von mindestens sechs Prozent vor Steuern möglich.

Vieles spricht dafür, dass der Ertrag in Wirklichkeit höher ausfällt: Denn nach zwanzig Jahren sind die meisten Solaranlagen noch immer aktiv und liefern ihrem Besitzer gratis Strom. Der Modulehersteller Solarworld etwa bietet für alle ab 2010 installierten Solarstrommodule seinen Kunden eine 25-jährige Leistungsgarantie. Nach Ablauf der Frist sollen die Module noch eine Leistung von mindestens 80,2 Prozent der ursprünglichen Nennleistung aufweisen.

DIE FINANZIERUNG

Wer nicht genügend Eigenkapital zum Bau einer Solaranlage besitzt, hat gute Chancen auf einen Kredit. Denn Solarmodule gelten als eine so sichere Anlage, dass einigen Banken als Sicherheit die Anlage selbst und der von ihr erzeugte Strom schon ausreicht. Neben den meisten Hausbanken vergeben zum Beispiel die KfW Bankengruppe und die Umweltbank spezielle Fotovoltaikkredite zu vergleichsweise moderaten Zinsen. Verbraucher sollten die jeweiligen Kreditkonditionen in jedem Fall kritisch vergleichen. Einige Gemeinden bieten darüber hinaus spezielle Förderungen für den Bau einer Solaranlage.

DIE VERSICHERUNG

Zwar winken bei einer Dachanlage hohe Renditen. Klar ist aber auch, dass ein Dach im Gegensatz zum Bankdepot auch Sturm, Hagel, Blitzschlag und Feuer ausgesetzt sein kann. Auch wenn man darauf spekuliert, dass solche Schadensfälle eher selten eintreten, ist und bleibt eine Solaranlage ein vergleichsweise großes Privatinvestment. Man sollte die Anlage deshalb auf jeden Fall gegen entsprechende Schäden versichern. Oft geht das über die bereits vorhandene, herkömmliche Gebäudeversicherung gegen einen Beitragsaufschlag.

DIE STEUERN

Gewinne aus der Solarstromerzeugung müssen wie jedes andere Einkommen in der Einkommensteuererklärung angegeben werden. Doch in der Regel zahlen Solarstromerzeuger weniger Steuern als Anleger mit der Abgeltungssteuer. Denn von den Einnahmen (Vergütung für eingespeisten Strom sowie ersparte Stromkosten bei selbstgenutztem Strom) können Ausgaben wie Reparaturkosten, Versicherungsbeiträge und Finanzierungskosten abgezogen werden. Nur die Differenz muss versteuert werden. Außerdem erstattet das Finanzamt die für die Anlage gezahlte Umsatzsteuer zurück – darum sollte man unbedingt eine Umsatzsteuervoranmeldung abgeben. Kleine und mittlere Unternehmen profitieren zudem im Jahr 2010 noch von der im Konjunkturpaket I für zwei Jahre vorgesehenen Möglichkeit zur degressiven Abschreibung. Der Kaufpreis von Fotovoltaikanlagen kann dadurch in den ersten fünf Jahren mit 12,5 Prozent abgeschrieben werden statt mit fünf Prozent bei der linearen Abschreibung.

Andreas Menn

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